Tafel grün NMS Nich genügend

Als im Oktober 2011 die Ex-Unterrichtsministerin Claudia Schmied zusammen mit dem Ex-Bildungssprecher der ÖVP Werner Amon die Gesetzesnovelle zur Neuen Mittelschule (NMS) präsentierten, war noch von einem Jahrhundertprojekt die Rede: „Die Gymnasien bleiben auf Wunsch der ÖVP aber bestehen. Zehn Prozent der AHS können auf freiwilliger Basis beschließen, ebenfalls eine Neue Mittelschule zu werden. Ab dem Schuljahr 2018/19 werden rund 70 Prozent der 10- bis 14-Jährigen an NMS unterrichtet. (…) Unterrichtsministerin Schmied bezeichnete die Reform als einen ‚Meilenstein’ und ein ‚Jahrhundertprojekt’. Amon betonte, dass nun das erste Mal in fünfzig Jahren eine große Schulreform beschlossen werde.“

Im letzten Jahr kam dann die erste Hiobsbotschaft: Nach einer Erhebung der Bildungsstandards, in der alle Schultypen der 8. Schulstufe im Fach Englisch getestet wurden, schnitten die NMS trotz deutlich erhöhtem Mittelaufwand teilweise schlechter ab als die geringer dotierten Hauptschulen. Markant: Je segregierter die NMS – dies besonders in den Städten –, desto schlechter war das Ergebnis. Oder umgekehrt formuliert: Erfolge wurden am ehesten dort erzielt, wo durch die Lage der Schule eine soziale Durchmischung der SchülerInnen gegeben war.
Und die nun vorliegende Evaluierung verstärkt die Gesamtaussage des letzten Jahres: „Es gibt keine belastbaren Hinweise, dass das Niveau der NMS im Durchschnitt über jenem vergleichbarer Hauptschulen liegt. (…) Vielmehr bestehen Zweifel, ob dieses an allen Standorten tatsächlich erreicht wird. Bleibt die Verbesserung der Chancengleichheit: Auch dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt, bestenfalls für ‚Schüler mit Migrationshintergrund könnte es ein kleiner Vorteil sein, eine NMS zu besuchen’.“
Meine Kritik hat sich leider bestätigt. Dort, wo noch mehr getrennt wird als vorher, wirkt sich die NMS kontraproduktiv aus. Die jährlichen Mehrkosten von 126 Mio. € sind enorm und rechtfertigen trotz einiger weniger positiven Ergebnisse (wie beispielsweise den Rückgang der Gewalt an den Schulen) den Mitteleinsatz nicht. Der Effekt wäre durch das gezielte Engagement von mehr Unterstützungspersonal vermutlich zu vergrößern gewesen.
Die Neue Mittelschule ist von starren Strukturen und überbordender Bürokratie geprägt. Die zusätzlichen Ressourcen dürfen nur für Teamteaching und nur in den Schularbeitsfächern verwendet werden. Das Schulunterrichtsgesetz zählt sieben zulässige Differenzierungsmaßnahmen in der NMS auf. Es fehlt der Raum für pädagogische Entwicklung der einzelnen Schulstandorte und für den flexiblen Einsatz der zusätzlichen Mittel.
Und schließlich meine Hauptkritik: Die NMS war von Anfang an ein fauler Kompromiss zwischen der SPÖ, die die Gesamtschule wollte und der ÖVP, die um jeden Preis für den Erhalt des Gymnasiums und damit für die frühe Trennung der Kinder kämpfte. Rausgekommen ist, was der Volksmund „weder Fisch noch Fleisch“ nennt: eine ungenießbare Suppe, die die SchülerInnen samt Eltern und LehrerInnen auszulöffeln haben.

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“