Der PerĆĄmanhof und die guten Sitten
Der Leiter des Landesamts fĂŒr Staatsschutz (!) und ExtremismusbekĂ€mpfung hat den unsĂ€glichen Polizeieinsatz vor gut einer Woche am PerĆĄmanhof in der Gemeinde Bad Eisenkappel/Ćœelezna Kapla unter anderem damit begrĂŒndet, das dortige Bildungscamp stelle einen âsittenwidrigen Umgangâ mit der GedenkstĂ€tte dar. Die Museumsleitung unterstĂŒtzt das Camp und der Staatsschutz beurteilt die Veranstaltung als âsittenwidrigâ? Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel âSittenwidriger Einsatz!â
Der unsĂ€gliche Polizei-Einsatz gegen ein vom âKlub Slowenischer Studierenderâ organisiertes Camp auf der NS-GedenkstĂ€tte PerĆĄmanhof in der Gemeinde Bad Eisenkappel/Ćœelezna Kapla hat international Aufsehen erregt. Die von der Exekutive tagelang vorbereitete Aktion mit Hubschrauber, Drohne, Polizeihund und einer Spezialeinheit hat zu diplomatischen Spannungen mit Slowenien und Berichterstattung in vielen auslĂ€ndischen Medien gefĂŒhrt: Ăsterreichs braune Vergangenheit war wieder einmal Thema. Ende April 1945 wurden hier im SĂŒden von KĂ€rnten/KoroĆĄka nur wenige Tage vor Kriegsende elf unschuldige Menschen â darunter sieben Kinder, das jĂŒngste gerade einmal ein Jahr alt â von einer SS-Polizeieinheit erschossen. Die Opfer gehörten der von den Nazis verfolgten slowenischen Minderheit an. Ihre Nachfahren zeigten sich entsetzt: Nach fast genau 80 Jahren wĂŒrden nun wieder âalte Wundenâ aufgerissen. Ganz abgesehen von der indiskutablen Aktion an sich: Auch das im Staatsvertrag verbriefte Recht der Teilnehmer auf Kommunikation in slowenischer Sprache wurde von den Beamten missachtet. Bis heute ist angeblich unklar, wer den Einsatz am vorletzten Sonntag befohlen hat. Angeblicher Grund: Campingverordnung und Naturschutzrecht seien missachtet worden. Dabei hatte die GedenkstĂ€tte das Zelten erlaubt. Den Vogel abgeschossen hat der Leiter des Landesamts fĂŒr Staatsschutz (!) und ExtremismusbekĂ€mpfung: Das Bildungscamp stelle einen âsittenwidrigen Umgangâ mit der GedenkstĂ€tte dar. Die Museumsleitung unterstĂŒtzt das Camp und der Staatsschutz beurteilt die Veranstaltung als âsittenwidrigâ? Fast gleichzeitig fand in Wien eine Demonstration mit internationalen Rechtsextremisten statt, mit dabei an vorderster Front parlamentarische Mitarbeiter der FPĂ. Festnahmen gab es nur unter den Gegendemonstranten, obwohl eine 50-köpfige Neonazi-Gruppe âAuslĂ€nder raus, Deutschland den Deutschenâ skandierend nach der Demo in der U-Bahn zwei junge MĂ€nner verprĂŒgelte und anschlieĂend auf die StraĂe jagte. Solche Ausschreitungen gibt es in Wien nach rechtsextremen Demonstrationen regelmĂ€Ăig. Wo bleibt da die Polizei? Von den Regierenden in KĂ€rnten und der Republik gab es nur hauchzarte Kritik an der versuchten EinschĂŒchterung antifaschistischer Jugendlicher am PerĆĄmanhof. Immerhin aber hat sich die Zivilgesellschaft deutlich zu Wort gemeldet â von der Katholischen Aktion bis zur Wissenschaft. Das bis heute andauernde dröhnende Schweigen des politisch verantwortlichen Innenministers ist inakzeptabel. Ăsterreich wurde 1945 auf antifaschistischer Grundlage wiedererrichtet. Um das zu betonen, wurden unserem Staatswappen, dem Symbol der Republik, als Hinweis auf die Befreiung vom Nationalsozialismus die gesprengten Ketten hinzugefĂŒgt. Das zu ignorieren ist rechts- und sittenwidrig â und nicht ein friedliches antifaschistisches Bildungscamp!
			
					
Die Gefahr fĂŒr unsere Gesellschaft, fĂŒr unser politisches System kommt nicht von den politischen RĂ€ndern, sie kommt aus der politisch und gesellschaftlich radikalisierten Mitte. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel âDas Problem ist die Mitteâ:
In Sachen Klimaschutz handelt Ăsterreichs Regierung fahrlĂ€ssig und verantwortungslos vor allem nachfolgenden Generationen gegenĂŒber. Der â