16. Oktober 2025

AufrĂŒsten fĂŒr den Frieden?

2025-10-16T22:16:26+02:0016.10.25, 22:16 |Kategorien: Allgemein|

Kann man mit immer mehr Waffen einen dauerhaften Frieden sichern? Wer sich dagegen ausspricht, wird recht schnell als naiver und weltfremder Pazifist bezeichnet. Unter dem Titel „RĂŒsten fĂŒr den Frieden?“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar veröffentlicht und bin speziell auf eine mögliche Rolle Österreichs eingegangen:

Im September fand in den Wiener Werkshallen ein vom RĂŒstungskonzern Rheinmetall organisiertes „Drohnensymposium“ statt. Drohnen sind ein RiesengeschĂ€ft. Deutschland will demnĂ€chst zehn Milliarden dafĂŒr investieren und die Drohnen gemeinsam mit Eurofightern vor allem im Osten einsetzen.

Unsere Gesellschaft wird auf AufrĂŒstung und Krieg eingestimmt. Putin, Trump & Co verdrĂ€ngen Völkerrecht und Diplomatie durch Faustrecht und Konfrontation. In den USA spricht die Umbenennung von Verteidigungsministerium in Kriegsministerium BĂ€nde. Auch aus Deutschland hört man neue Töne. Sein Land mĂŒsse „kriegstĂŒchtig“ werden, lĂ€sst CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz wissen und kĂŒndigt zusĂ€tzliche Milliardeninvestitionen ins MilitĂ€r an – mit UnterstĂŒtzung der oppositionellen GrĂŒnen.

Die Geschichte lehrt uns, dass solche Entwicklungen praktisch immer mit Kriegen enden. Die rĂŒstungskritische Organisation Attac kritisierte daher die Wiener Veranstaltung: „Statt der Bewerbung braucht es eine Ächtung und eine Debatte ĂŒber ein völkerrechtlich verbindliches Verbot von Drohnen.“ UN-GeneralsekretĂ€r AntĂłnio Guterres will autonome Waffensysteme völkerrechtlich ebenfalls untersagen, weil sie die Hemmschwelle fĂŒr das anonyme Töten auf Knopfdruck senken.

Attac und Guterres sind Rufer in der WĂŒste. EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen hingegen will gar eine „Ära der AufrĂŒstung“ und zusĂ€tzlich mindestens 800 Milliarden locker machen. Die USA wollen atomar bestĂŒckbare Tomahawk-Raketen mit einer Reichweite von 2.500 Kilometern an die Ukraine liefern – das StĂŒck um zwei Millionen. Bezahlen soll das Europa. Gut fĂŒr die RĂŒstungskonzerne. Gut fĂŒr die USA. Teuer fĂŒr Europa. Aber auch fĂŒr unsere Sicherheit?

Ist AufrĂŒstung der richtige Weg in Richtung Friedenssicherung? Keine Grenzen fĂŒr RĂŒstungsausgaben, aber sparen bei den Ärmsten und SchwĂ€chsten in der Gesellschaft, bei Bildung, Klima- und Umweltschutz?

Wie soll Österreich auf diese Entwicklungen reagieren? Auf den weltweiten RĂŒstungswettlauf haben wir keinen Einfluss und natĂŒrlich darf man auch einem naiven Pazifismus nicht das Wort reden. Aber ein kleiner neutraler Staat im Herzen Europas benötigt unzweifelhaft andere Sicherheitskonzepte als die NATO – etwa im Bereich Cybersicherheit, dem Schutz wichtiger IT-Systeme und sensibler Daten. Eine umfassende Diskussion ĂŒber diese Themen sowie die Sicherung kritischer Infrastrukturen, die Abwehr von Spionage und Desinformationskampagnen ist dringend notwendig.

Österreich sollte zudem klarmachen, dass wir unsere Lektion aus der Geschichte gelernt haben. Im Gegensatz zu den geschichtsvergessenen Veranstaltern der Wiener „RĂŒstungsmesse“: Man traf sich ausgerechnet auf dem GelĂ€nde der ehemaligen Saurer-Werke, einem Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Dort mussten in der NS-Zeit ZwangsarbeitskrĂ€fte unter unmenschlichen Bedingungen Panzer fĂŒr die NS-Kriegsmaschinerie herstellen.

3. Oktober 2025

Trump und seine blauen Vasallen in Europa

2025-10-03T11:04:13+02:0003.10.25, 11:03 |Kategorien: Allgemein|

Die Freiheitsstatue als Symbol fĂŒr die USA hat wohl ausgedient. Wer diese Woche die Reden von US-Verteidigungsminister – pardon – Kriegsminister Pete Hegseth gehört oder darĂŒber gelesen hat, sollte wissen, wohin die Reise dort geht (zumindest in welche Richtung diese Herren gehen wollen). Dass in Europa und Österreich Trumps Vasallen immer stĂ€rker werden, verstĂ€rkt das Unbehagen. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten: „Trumps Vasallen in Europa“:

Man kann Donald Trump nun wirklich nicht vorwerfen, dass er hinter dem Berg hĂ€lt mit seinen Absichten ĂŒber die Umgestaltung der USA, den Abbau demokratischer Rechte und das rigide und rechtsstaatlich nicht legitimierte Vorgehen gegen alles, was in irgendeiner Form mit dem Schutz der SchwĂ€chsten in der Gesellschaft zu tun hat.

Aus seinem „Verteidigungsminister“ Pete Hegseth macht Trump offiziell einen „Kriegsminister“. Das ist angesichts seiner PlĂ€ne ebenso ehrlich wie bedrohlich. Und dieser Kriegsminister hat zu Wochenbeginn seine 800 höchsten GenerĂ€le, AdmirĂ€le und andere ranghohe MilitĂ€rs aus der ganzen Welt zu einem Treffen nach Quantico befohlen.

Was er verkĂŒndete, war starker Tobak: Schluss mit „strikten rechtlichen Vorgaben fĂŒr Kampftruppen“, Soldaten seien keine „Verteidiger“, sondern „Krieger“. „Wir treffen unsere Feinde mit ĂŒberwĂ€ltigender und strafender Gewalt.“ Wen diese Vorgaben „bang machen um das Herz“, der solle – so Hegseth – „das Ehrenvolle tun und zurĂŒcktreten“.

Trump machte dann endgĂŒltig klar, wohin die Reise geht. Er behauptete, wegen der „radikalen linken Demokraten“ gebe es in StĂ€dten wie San Francisco, Chicago, New York, Washington oder Los Angeles unkontrollierte KriminalitĂ€t. Das ist faktenwidrig, die KriminalitĂ€tsrate ist in diesen StĂ€dten zum Teil sogar erheblich gesunken. Dennoch wurden in den letzten Wochen mehrere von ihnen militĂ€risch besetzt. Richter halten das grĂ¶ĂŸtenteils fĂŒr „illegal“.

Laut Trump stehen die USA vor einem „Krieg von innen“. Nationalgarde und MilitĂ€r mĂŒssten diese „gefĂ€hrlichen StĂ€dte als ÜbungsgelĂ€nde“ nutzen. Und Hegseth: „Von diesem Moment an ist die einzige Mission des neu wiederhergestellten Kriegsministeriums: Krieg fĂŒhren, sich auf den Krieg vorbereiten und sich auf den Sieg vorbereiten.“

Und Europa? Hier haben wir die leidvolle Erfahrung gemacht, wohin solche Aussagen fĂŒhren. Sie enden in Faschismus, Krieg und unendlichem Leid. Dennoch schreitet auch die Trumpisierung des alten Kontinents munter voran.

Zu seinen Fans zĂ€hlen die AfD in Deutschland, das Rassemblement National in Frankreich, Geert Wilders in den Niederlanden und natĂŒrlich die FPÖ. Sie hat am Wochenende auf ihrem Parteitag einen Leitantrag beschlossenen, der von Trump abgeschrieben sein könnte: „Es sind nicht Ă€ußere Feinde wie China oder Russland, die das freie Europa gefĂ€hrden, sondern innere KrĂ€fte.“ Welche „inneren KrĂ€fte“ hat die FPÖ da wohl gemeint? Wer bedroht unsere Freiheit im inneren? Laut FPÖ sind es die „politischen Eliten, ideologischen Netzwerke und supranationalen Strukturen, die schleichend das Fundament unserer Gesellschaft untergraben.“

Es sind wohl eher Trumps Vasallen hierzulande, die unsere Demokratie untergraben.

18. September 2025

Im Namen Gottes, des AllmÀchtigen?

2025-09-18T15:55:19+02:0018.09.25, 15:52 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , , , |

Die politische Rechte und Ultrakonservative haben inzwischen nicht nur die Lufthoheit ĂŒber die vielgeschmĂ€hten Stammtische errungen, sondern sind drauf und dran, auch die ernsthaften gesellschaftlichen Diskurse zu dominieren. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel „Im Namen Gottes?“:

Der ermordete ultrarechte Aktivist Charlie Kirk wird in den USA derzeit von den Trump-Fans fast wie ein Heiliger verehrt. Die Instrumentalisierung von Religion fĂŒr seine haarstrĂ€ubenden Thesen wird akzeptiert. In der Diskussion ĂŒber HomosexualitĂ€t zitierte Kirk schon mal „Gottes perfektes Gesetz“ und das Alte Testament, wo als Strafe die Steinigung vorgesehen ist. Die im BĂŒrgerrechtsgesetz verankerte Gleichberechtigung von Schwarzen nannte er einen „Fehler“, den von Polizisten ermordeten George Floyd einen „Drecksack“.

Missbrauch der Religion fĂŒr politische Ziele ist kein neues PhĂ€nomen. „Gott mit uns“ stand auf den GĂŒrtelschnallen der Wehrmacht bei ihrem verbrecherischen Angriffskrieg und der Beihilfe zum Holocaust. „Gott will es“ lautete der Schlachtruf der christlichen Kreuzfahrer bei ihren Massakern an der muslimischen Bevölkerung. Auch die brutalen EroberungsfeldzĂŒge der muslimischen Machthaber bis vor die Tore Wiens wurden mit Berufung auf Gott gerechtfertigt. Und heute rechtfertigen fanatisierte Moslems ihre GrĂ€ueltaten mit dem angeblichen Willen Gottes.

Österreich spielt fĂŒr die politischen Instrumentalisierung von Religion eine zunehmend wichtige Rolle. Stichwortgeber der US-Rechten und vor allem fĂŒr VizeprĂ€sident J. D. Vance ist mit Edmund Waldstein ein Pater aus dem Stift Heiligenkreuz. Der US-Theologe H. David Bear schrieb ĂŒber die einflussreiche Gruppe rund um Vance, sie strebe einen „klerikalen Faschismus“ an, „so wie man es in Österreich unter Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg tat“.

Ob es da ein Zufall ist, dass der der Vorarlberger Cartellverband letztes Wochenende nicht nur sich selbst, sondern auch seinen MitbegrĂŒnder Otto Ender feierte? War allen bewusst, dass der Landeshauptmann und Bundeskanzler Anfang der Dreißigerjahre Chef-Ideologe des Austrofaschismus wurde?

Folgerichtig konnte dieser dem Nationalsozialismus „positive Seiten“ abgewinnen: „Eine nationale Erhebung geht durch Deutschland und alles erkennt ihren Wert.“ Der Sozialwissenschaftler Kurt Greussing hat schon vor Jahren in der Zeitschrift „Montfort“ in gebotener Deutlichkeit auf dessen fatale Rolle hingewiesen.

Ender hatte weder fĂŒr Demokratie noch Föderalismus etwas ĂŒbrig: „Entweder haben wir eine autoritĂ€re Regierung oder wir haben den Parlamentarismus und das Parteiensystem. Das will das Volk aber nicht. Also muß das Volk daraus die Konsequenz ziehen und dem autoritĂ€ren FĂŒhrer gehorchen, nichts gegen den FĂŒhrer unternehmen, sondern mit ihm und fĂŒr ihn fĂŒr unser Volk und Vaterland arbeiten.“

Otto Ender war denn auch Hauptverantwortlicher fĂŒr die austrofaschistische Verfassung vom 1. Mai 1934. Sie beginnt bezeichnenderweise mit der Berufung auf Gott: „Im Namen Gottes, des AllmĂ€chtigen.“ Greussing wĂ€re bei der Ender-Weihestunde des Cartellverbands wohl der ideale Referent gewesen, um eine Diskussion ĂŒber den politischen Missbrauch von Religion zu fĂŒhren.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr


Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


Zur Seite des Parlaments


Downloads