AufrĂŒsten fĂŒr den Frieden?
Kann man mit immer mehr Waffen einen dauerhaften Frieden sichern? Wer sich dagegen ausspricht, wird recht schnell als naiver und weltfremder Pazifist bezeichnet. Unter dem Titel âRĂŒsten fĂŒr den Frieden?â habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar veröffentlicht und bin speziell auf eine mögliche Rolle Ăsterreichs eingegangen:
Im September fand in den Wiener Werkshallen ein vom RĂŒstungskonzern Rheinmetall organisiertes âDrohnensymposiumâ statt. Drohnen sind ein RiesengeschĂ€ft. Deutschland will demnĂ€chst zehn Milliarden dafĂŒr investieren und die Drohnen gemeinsam mit Eurofightern vor allem im Osten einsetzen.
Unsere Gesellschaft wird auf AufrĂŒstung und Krieg eingestimmt. Putin, Trump & Co verdrĂ€ngen Völkerrecht und Diplomatie durch Faustrecht und Konfrontation. In den USA spricht die Umbenennung von Verteidigungsministerium in Kriegsministerium BĂ€nde. Auch aus Deutschland hört man neue Töne. Sein Land mĂŒsse âkriegstĂŒchtigâ werden, lĂ€sst CDU-Bundeskanzler Friedrich Merz wissen und kĂŒndigt zusĂ€tzliche Milliardeninvestitionen ins MilitĂ€r an â mit UnterstĂŒtzung der oppositionellen GrĂŒnen.
Die Geschichte lehrt uns, dass solche Entwicklungen praktisch immer mit Kriegen enden. Die rĂŒstungskritische Organisation Attac kritisierte daher die Wiener Veranstaltung: âStatt der Bewerbung braucht es eine Ăchtung und eine Debatte ĂŒber ein völkerrechtlich verbindliches Verbot von Drohnen.â UN-GeneralsekretĂ€r AntĂłnio Guterres will autonome Waffensysteme völkerrechtlich ebenfalls untersagen, weil sie die Hemmschwelle fĂŒr das anonyme Töten auf Knopfdruck senken.
Attac und Guterres sind Rufer in der WĂŒste. EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen hingegen will gar eine âĂra der AufrĂŒstungâ und zusĂ€tzlich mindestens 800 Milliarden locker machen. Die USA wollen atomar bestĂŒckbare Tomahawk-Raketen mit einer Reichweite von 2.500 Kilometern an die Ukraine liefern â das StĂŒck um zwei Millionen. Bezahlen soll das Europa. Gut fĂŒr die RĂŒstungskonzerne. Gut fĂŒr die USA. Teuer fĂŒr Europa. Aber auch fĂŒr unsere Sicherheit?
Ist AufrĂŒstung der richtige Weg in Richtung Friedenssicherung? Keine Grenzen fĂŒr RĂŒstungsausgaben, aber sparen bei den Ărmsten und SchwĂ€chsten in der Gesellschaft, bei Bildung, Klima- und Umweltschutz?
Wie soll Ăsterreich auf diese Entwicklungen reagieren? Auf den weltweiten RĂŒstungswettlauf haben wir keinen Einfluss und natĂŒrlich darf man auch einem naiven Pazifismus nicht das Wort reden. Aber ein kleiner neutraler Staat im Herzen Europas benötigt unzweifelhaft andere Sicherheitskonzepte als die NATO â etwa im Bereich Cybersicherheit, dem Schutz wichtiger IT-Systeme und sensibler Daten. Eine umfassende Diskussion ĂŒber diese Themen sowie die Sicherung kritischer Infrastrukturen, die Abwehr von Spionage und Desinformationskampagnen ist dringend notwendig.
Ăsterreich sollte zudem klarmachen, dass wir unsere Lektion aus der Geschichte gelernt haben. Im Gegensatz zu den geschichtsvergessenen Veranstaltern der Wiener âRĂŒstungsmesseâ: Man traf sich ausgerechnet auf dem GelĂ€nde der ehemaligen Saurer-Werke, einem AuĂenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Dort mussten in der NS-Zeit ZwangsarbeitskrĂ€fte unter unmenschlichen Bedingungen Panzer fĂŒr die NS-Kriegsmaschinerie herstellen.


Die Freiheitsstatue als Symbol fĂŒr die USA hat wohl ausgedient. Wer diese Woche die Reden von US-Verteidigungsminister – pardon – Kriegsminister Pete Hegseth gehört oder darĂŒber gelesen hat, sollte wissen, wohin die Reise dort geht (zumindest in welche Richtung diese Herren gehen wollen). Dass in Europa und Ăsterreich Trumps Vasallen immer stĂ€rker werden, verstĂ€rkt das Unbehagen. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten: âTrumps Vasallen in Europaâ:
Die politische Rechte und Ultrakonservative haben inzwischen nicht nur die Lufthoheit ĂŒber die vielgeschmĂ€hten Stammtische errungen, sondern sind drauf und dran, auch die ernsthaften gesellschaftlichen Diskurse zu dominieren. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel âIm Namen Gottes?â: