Mein Rat an Erwin Enzinger: Den Mund halten!
Dass Kinder bewusst zur Hetze missbraucht werden, dass auch auf sie gnadenlos dumpfer Rassismus und abscheulichste verbale Gewalt herunterprasseln, mussten wir in der letzten Zeit immer öfter zur Kenntnis nehmen. In Diskussion steht nun eine Volksschule im Flachgau, die Integrationsarbeit im allerbesten Sinn geleistet hat: Um die Kinder spielerisch mit Kultur und Sprache des neuen MitschĂŒlers aus Syrien vertraut zu machen, ergriffen die Lehrerinnen die Chance und luden den musizierenden Vater des syrischen Buben aus der Taferlklasse ein, der mit den Kindern ein arabisches Lied und einen Tanz einstudierte. Dazu gab’s noch ein paar Schnupperlektionen in arabischen Schriftzeichen. Und wer schreit? Der Salzburger FPĂ-Gemeinderat Erwin Enzinger, und die Kronen Zeitung macht sich zu dessen Sprachrohr.
âStatt dem beliebten âAlle Vöglein sind schon daâ trĂ€llerte der Kinderchor âTik tik ya em slaimanâ â und das mitten in Ăsterreich.â (Kronen Zeitung)
Die an der Skandalisierung Beteiligten ĂŒbten sich auch noch in der Beurteilung, was dem kindlichen Spracherwerb angeblich zutrĂ€glich ist und was nicht: ââBei kleinen Kindern, die noch nicht einmal richtig unsere Sprache beherrschen, ist es vollkommen ĂŒbertrieben, ihnen schon die arabische Sprache beibringen zu wollenâ, sagt Enzinger gegenĂŒber der âKroneâ kritisch.â Nun, die Fachwelt beurteilt das deutlich anders als Herr Enzinger. Aber was zĂ€hlen schon ExpertInnen, wenn wir die FPĂ und die Kronen Zeitung haben? Sibylle Hamann hat darauf die richtige Antwort gefunden. Ihr gebĂŒhrt mein Dank fĂŒr ihren wunderbaren Kommentar.
Erwin Enzingers âExpertiseâ liegt eher nicht in der Beherrschung seiner Muttersprache â geschenkt! Aber sie könnte an anderen Dingen festgemacht werden: Im letzten Herbst fiel er auf, weil er auf Facebook das Foto eines Sturmgewehrs mit dem lapidaren Text âMein Samstagseinkauf. Sicher ist Sicherâ gepostet hatte. Was er mit der Waffe vorhat, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass er keinerlei BerĂŒhrungsĂ€ngste mit Rechtsextremen und Neonazis zu haben scheint. Denn zwei Monate nach dem Kauf des Sturmgewehrs posierte Enzinger bei einer einschlĂ€gigen Kundgebung auf dem Wiener Deserteursdenkmal. Da, in brauner Gesellschaft, gegen die es Anzeigen wegen VerstöĂe gegen das Verbotsgesetz hagelte, fĂŒhlt er sich sichtlich wohl. Mein Rat an Enzinger: Seinen Mund sollte er wenigstens in pĂ€dagogischen Angelegenheiten besser nicht mehr aufmachen!

© Twitter @rechtsdrall
P.S.: An âJedermannâ aus der Salzburger Kronen Zeitung: Dass die sowjetische Armee âvöllig sinnlosâ fĂŒr die Befreiung Wiens vom Nationalsozialismus im Jahr 1945 gekĂ€mpft hat, ist auch eine durchaus bemerkenswerte Formulierung.