NS-Opfer aus den Kummenberg-Gemeinden
Was ging in Dr. Josef Vonbun vor, als er im Jahr 1941 sein eigenes Kind ermorden lieĂ? Der Feldkircher Arzt war ein mĂ€chtiger Mann im NS-Staat â ein Herr ĂŒber Tod und Leben. Der Psychiater war damals Leiter der âGau-Landes-Heil- und Pflegeanstalt Valdunaâ. Als fanatischer Nationalsozialist war er nicht nur ein kleines RĂ€dchen im mörderischen Getriebe, sondern ein williger Vollstrecker.
Vonbun diagnostizierte bei seiner Tochter eine âangeborene Minderwertigkeitâ und lieĂ die kleine Waltraud in MĂŒnchen mit einer Luminal-Spritze töten. Seine Schwiegermutter hatte er vier Monate zuvor nach Schloss Hartheim deportieren lassen, wo sie in der Gaskammer ermordet wurde.
Ja, es gab sie – die TĂ€ter aus der Region. Doch der Inhalt des von mir Ende Oktober herausgegebenen Buches sind nicht sie, sondern ihre Opfer aus den Gemeinden Altach, Götzis, Koblach und MĂ€der. Unter ihnen befinden sich ein Fluchthelfer, ein Deserteur und ein âAsozialerâ – vor allem aber wurden viele Menschen im Zuge der âEuthanasieâ ermordet.
Der ORF-Vorarlberg hat heute ĂŒbrigens einen sehr schönen Bericht zum Thema gebracht.
Zu den Opfern gehören aber auch Menschen wie Eugen Noggler. Er ĂŒberlebte mit anderen Leidensgenossen aus der Region zwar NS-Zeit und Krieg, wurde aber durch ein âUnfruchtbarmachungâ derart verstĂŒmmelt, dass er ein Leben lang darunter litt und seine Suizidgedanken in einem ergreifenden Brief auch zu Papier brachte.
Das Buch ist ab sofort ĂŒber den Buchhandel erhĂ€ltlich: Harald Walser (Hsg.): Die NS-Opfer der Kummenberg-Gemeinden. Bregenz 2019