Blockwarte an die Schulen?
Die FPĂ heiĂt in der Schweiz SVP (Schweizerische Volkspartei). Und wie in Ăsterreich ist der Parteinachwuchs zuweilen noch weiter rechts als die Altvorderen.
Die JSVP lancierte eine Website âTatort Schuleâ, an die politisch missliebige LehrerInnen der JSVP gemeldet werden sollen: âFĂŒr die Auflistung relevant sind FĂ€lle politisch motivierter Indoktrinationsversuche âŠâ Noch deutlicher wird die JSVP gegenĂŒber der Presse, âlinke Lehrerâ mit ihren âlinken Inhaltenâ sind im Fadenkreuz. Sie wolle in den Schulen eine âobjektive Meinungsbildungâ und eine „ausgewogene, tatsachengetreue Wissensvermittlung“. Jedoch: âPatriotismus und Konservativismusâ seien âzukunftsfĂ€hig und âcoolââ.
Was diese Geschichte mit Ăsterreich zu tun hat? Anfang dieses Jahres wurde der KĂ€rntner Politikwissenschafter und Obmann des Vereins Erinnern Gailtal, Bernhard Gitschtaler, von der freiheitlichen NR-Abgeordneten Anneliese KitzmĂŒller in einer Presseaussendung bezichtigt, eine Exkursion mit Klassen aus der HLW Hermagor zur NS-GedenkstĂ€tte PerĆĄmanhof als âlinksfaschistische Hetzveranstaltungâ benutzt zu haben. Als Beweis diente ihr ein anonymer Brief. KitzmĂŒller forderte nicht nur ein Verbot solcher Exkursionen, sondern auch DisziplinarmaĂnahmen gegen die BegleitlehrerInnen. In einer Parlamentarischen Anfrage argumentierte der FPĂ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz Ă€hnlich wie die Schweizer JSVP. Er ortete an der HLW Hermagor âIndoktrination von Schutzbefohlenen durch zumindest mehrere Lehrer, kombiniert mit Verleugnung und nervöser âVerrĂ€tersucheâ, sobald sich jemand gegen dieses Regime auflehntâ.
Was Rosenkranz als ânervöse VerrĂ€tersucheâ identifizierte, war eine gemeinsame Reaktion aller (!) beteiligten SchĂŒlerInnen, die sich öffentlich von dem von der FPĂ zitierten Schreiben distanzierten und die VorwĂŒrfe als Verleumdung zurĂŒckwiesen. Geendet hat die FPĂ-Kampagne in einem Prozess, in dem die Partei wegen der wahrheitswidrigen Anschuldigungen zu einer Schadenszahlung und zur Veröffentlichung eines Widerrufs verurteilt wurde.
Im Juli nominierte nun H. C. Strache den Jungspund Maximilian Krauss als VizeprĂ€sidenten im Wiener Stadtschulrat. Ich habe darauf â wie viele andere â sehr kritisch reagiert. Im ORF-SommergesprĂ€ch erklĂ€rte Strache nochmals die BeweggrĂŒnde fĂŒr die Nominierung: Krauss solle als Kontrollorgan im Stadtschulrat und als âOmbudsmannâ fĂŒr SchĂŒlerInnen fungieren, er hĂ€tte ja mit dem Amt auch das Recht, Schulen zu besuchen. Das kann nun im Lichte der voran geschilderten Ereignisse wohl nur als Drohung interpretiert werden.
P.S.: Der JSVP sei ein Zitat des chilenischen Philosophen Humberto Maturana auf die Website geschrieben: âDer Anspruch auf objektives Wissen ist eine absolute Forderung nach Gehorsam.â