3. September 2014

Blockwarte an die Schulen?

2014-09-03T09:16:00+02:0003.09.14, 9:16 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , |

Die FPÖ heißt in der Schweiz SVP (Schweizerische Volkspartei). Und wie in Österreich ist der Parteinachwuchs zuweilen noch weiter rechts als die Altvorderen.

Die JSVP lancierte eine Website „Tatort Schule“, an die politisch missliebige LehrerInnen der JSVP gemeldet werden sollen: „FĂŒr die Auflistung relevant sind FĂ€lle politisch motivierter Indoktrinationsversuche 
“ Noch deutlicher wird die JSVP gegenĂŒber der Presse, „linke Lehrer“ mit ihren „linken Inhalten“ sind im Fadenkreuz. Sie wolle in den Schulen eine „objektive Meinungsbildung“ und eine „ausgewogene, tatsachengetreue Wissensvermittlung“. Jedoch: „Patriotismus und Konservativismus“ seien „zukunftsfĂ€hig und ‚cool’“.

Was diese Geschichte mit Österreich zu tun hat? Anfang dieses Jahres wurde der KĂ€rntner Politikwissenschafter und Obmann des Vereins Erinnern Gailtal, Bernhard Gitschtaler, von der freiheitlichen NR-Abgeordneten Anneliese KitzmĂŒller in einer Presseaussendung bezichtigt, eine Exkursion mit Klassen aus der HLW Hermagor zur NS-GedenkstĂ€tte PerĆĄmanhof als „linksfaschistische Hetzveranstaltung“ benutzt zu haben. Als Beweis diente ihr ein anonymer Brief. KitzmĂŒller forderte nicht nur ein Verbot solcher Exkursionen, sondern auch Disziplinarmaßnahmen gegen die BegleitlehrerInnen. In einer Parlamentarischen Anfrage argumentierte der FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz Ă€hnlich wie die Schweizer JSVP. Er ortete an der HLW Hermagor „Indoktrination von Schutzbefohlenen durch zumindest mehrere Lehrer, kombiniert mit Verleugnung und nervöser ‚VerrĂ€tersuche’, sobald sich jemand gegen dieses Regime auflehnt“.

Was Rosenkranz als „nervöse VerrĂ€tersuche“ identifizierte, war eine gemeinsame Reaktion aller (!) beteiligten SchĂŒlerInnen, die sich öffentlich von dem von der FPÖ zitierten Schreiben distanzierten und die VorwĂŒrfe als Verleumdung zurĂŒckwiesen. Geendet hat die FPÖ-Kampagne in einem Prozess, in dem die Partei wegen der wahrheitswidrigen Anschuldigungen zu einer Schadenszahlung und zur Veröffentlichung eines Widerrufs verurteilt wurde.

Im Juli nominierte nun H. C. Strache den Jungspund Maximilian Krauss als VizeprĂ€sidenten im Wiener Stadtschulrat. Ich habe darauf – wie viele andere – sehr kritisch reagiert. Im ORF-SommergesprĂ€ch erklĂ€rte Strache nochmals die BeweggrĂŒnde fĂŒr die Nominierung: Krauss solle als Kontrollorgan im Stadtschulrat und als „Ombudsmann“ fĂŒr SchĂŒlerInnen fungieren, er hĂ€tte ja mit dem Amt auch das Recht, Schulen zu besuchen. Das kann nun im Lichte der voran geschilderten Ereignisse wohl nur als Drohung interpretiert werden.

P.S.: Der JSVP sei ein Zitat des chilenischen Philosophen Humberto Maturana auf die Website geschrieben: „Der Anspruch auf objektives Wissen ist eine absolute Forderung nach Gehorsam.“

26. Juli 2014

Maxi allein im Land, wo auslÀndische Sprachen gesprochen werden

2014-07-26T11:00:00+02:0026.07.14, 11:00 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , |

Na, da hat sich gestern das FPÖ-Trio erregt: Der Herr Strache und der Herr Gudenus sind ausgeritten, um uns in einer Pressekonferenz und danach via Presseaussendung wissen zu lassen, dass es jeder Beschreibung spotte, was in den Medien und Onlineforen zum Dritten im Bunde, Maximilian Krauss, abliefe: „Was die Medien Krauss vorwerfen, ist einzig seine Mitgliedschaft bei einer akademischen Burschenschaft.“ Nein, Herr Strache, das ist es nicht! Hier gibt es eine Reihe von VorwĂŒrfen. Krauss’ Mitgliedschaft bei der deutschnationalen Burschenschaft Aldania ist nur ein sichtbares Zeichen seiner problematischen Gesinnung. Dass fĂŒr ihn angeblich die schönste Flagge „Österreich-Deutschland“ sei (Welche meint er da? Jene zwischen 1938 und 1945?), mag – rein Ă€sthetisch gesehen – auf eine Geschmacksverirrung zurĂŒckzufĂŒhren sein. Die Programmatik der „deutschen Burschenschaft Aldania zu Wien“ lĂ€sst jedoch keine Zweifel offen, wohin sich das vaterlĂ€ndische Begehren und das Pflichtbewusstsein der Aldania-Adepten zu richten hat: „Unser Vaterland ist die angestammte kulturelle und geistige Heimat aller Deutschen, unabhĂ€ngig von staatlichen Grenzen. Das Vaterland und seine kulturelle IdentitĂ€t auf der Basis des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu bewahren, lebendig zu erhalten und zu schĂŒtzen, ist Pflicht jedes Deutschen.“

Wie will Krauss nun die „angestammte kulturelle und geistige Heimat aller Deutschen“ pflichteifrig schĂŒtzen? SOS-Mitmensch hat einen Teil der krausen Krauss-Vorstellungen aufgelistet: Das „tĂŒrkische Blut“ muss weg und ĂŒberhaupt sei eine Befreiung vom „AuslĂ€nder-Terror“ vonnöten, denn „sĂŒdlĂ€ndische Typen“ schlagen da echte Wiener Jugendliche nieder und zwar tĂ€glich, wie Herr Krauss zu wissen meint. Ich gehe davon aus, dass er damit nicht seine braungebrannte Gesinnungsgemeinschaft meint.

ErwĂ€rmen kann sich Maximilian Krauss auch fĂŒr eine „Minuszuwanderung“, nĂ€mlich dann, wenn „TĂŒrken“ die „westliche Kultur“ nicht achten. Schließlich hat er schon von Kindesbeinen an schlimme Erfahrungen machen mĂŒssen: „Es hat viele Übergriffe von Leuten gegeben, die eindeutig Migrationshintergund hatten. Da sind FußbĂ€lle gestohlen worden, da wurden auslĂ€ndische Sprachen gesprochen, dass man nicht verstanden hat, was geredet wird. Das waren einfach Dinge, wo ich mich unwohl gefĂŒhlt habe.“ Bumm, Fußball weg, und dann auch noch diese auslĂ€ndischen Sprachen, das war wirklich zu viel fĂŒr den kleinen Maxi. Und nun will der inzwischen große Max den Wiener Stadtschulrat „durchlĂŒften“, denn schließlich qualifiziere er sich durch sein Alter fĂŒr dieses Ressort, meint Krauss ĂŒber sich selbst.

Ich verstehe: DemnĂ€chst schickt Strache seine FPÖ-Pimpfe in den Familienbeirat, damit diese möglichst nah am Kindergartenalter sind, oder?

P.S.: Ich könnte viel Freude fĂŒr einen Minuszuwachs des Krauss’schen Gedankenguts empfinden.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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