Kurz, Korruption – und kein Ende?

2022-01-03T09:46:33+01:0003.01.22, 9:28 |Kategorien: Allgemein|Tags: , , , , , , , |

Ich fĂŒrchte, Sebastian Kurz hat die politischen und moralischen MaßstĂ€be in Österreich fĂŒr eine gewisse Zeit in die falsche Richtung verschoben. Unter dem Titel „Übles Sittenbild!“ habe ich in den Vorarlberger Nachrichten seinen Jobwechsel in die USA zum rechtsextremen Strippenzieher Peter Thiel kommentiert. Ganz so positiv wie auf dem Titelbild suggeriert wird das inzwischen wohl auch „Newsweek“ nicht mehr sehen. Hier mein Kommentar zum Nachlesen:

Neues Jahr, neuer Job: Am Wochenende wurde bekannt, dass Sebastian Kurz einen Job bei der Investmentfirma „Thiel Capital“. bekommt. Der dortige Strippenzieher und MitbegrĂŒnder der Datenverarbeitungsfirma „Palantir“ ist der deutschstĂ€mmige MilliardĂ€r Peter Thiel. Der Donald Trump-UnterstĂŒtzer wird vom − alles andere als linkslastigen − „Handelsblatt“ schlicht als „rechts und extrem“ bezeichnet.

Sebastian Kurz ist bei „Thiel Capital“ fĂŒr „globale Strategie“ zustĂ€ndig. Mal schauen, was das bedeutet.

Bislang heißt es, Kurz werde zwischen den USA und Österreich pendeln. Sein neuer Arbeitsplatz ist 9.900 km und 12,5 Flugstunden von Wien entfernt. Falls seine Meldeadresse aber kĂŒnftig Hollywood und nicht mehr Wien lautet, hĂ€tte das einen „Nebeneffekt“: Eine Ladung in den Untersuchungsausschuss zu den zahlreichen ÖVP-Korruptionsskandalen seiner Amtszeit wĂ€re laut Parlamentsdirektion „rechtsunverbindlich“.

Korruptions-Ranking

Österreich fĂ€llt seit Jahren im „Korruptions-Ranking“ von Transparancy International nach hinten. Die Ära Sebastian Kurz wird den Trend im nĂ€chsten Jahr wohl noch verstĂ€rken. Ein großes und qualifiziertes internationales Gremium hat zuletzt gleich 1167 Personen untersucht, um den weltweit korruptesten Politikern zu „kĂŒren“. Auf die „Shortlist“ der schlussendlich fĂŒnf „Nominierten“ hat es auch Sebastian Kurz geschafft. „Gewonnen“ hat der weißrussische Machthaber Alexander Lukaschenko.

Lassen wir dahingestellt, ob Kurz wirklich ein Bösewicht vom Schlage Lukaschenkos ist. Österreich jedenfalls ist nicht Weißrussland. Daher drohen bei Verfehlungen zumindest langwierige Verfahren. Man denke an die noch immer gerichtsanhĂ€ngigen aus der ersten schwarz-blauen Ära − Stichworte Eurofighter, Karl Heinz Grasser, BUWOG.

„Hure der Reichen“

Allein die Chats des Kurz-GĂŒnstlings Thomas Schmid („Kriegst eh alles, was du willst“) sind so ergiebig, dass die Gerichte in den kommenden Jahren nicht ĂŒber mangelnde Arbeit klagen können. Da wĂ€ren etwa die mit Steuergeld bezahlten geschönten Umfragen fĂŒr die ÖVP oder die höchst aufklĂ€rungsbedĂŒrftigen UmstĂ€nde rund um einen mutmaßlich illegalen Steuernachlass fĂŒr MultimillionĂ€r und ÖVP-Financier Siegfried Wolf.

Als sich ein Mitarbeiter Schmids skeptisch zeigte, ob er den Steuerakt wirklich nach den WĂŒnschen des damaligen GeneralsekretĂ€rs im Finanzministerium bearbeiten könne, erinnerte ihn Schmid: „Vergiss nicht – du hackelst im ÖVP Kabinett!! Du bist die Hure fĂŒr die Reichen!“ Der ehemalige Rechnungshof-PrĂ€sident Franz Fiedler bezeichnet das alles als â€žĂŒbles Sittenbild“, das ihn „an das römische Reich der Endzeit“ erinnere. NatĂŒrlich gilt fĂŒr alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.

Die „Welt“ berichtet von einem Ex-Soldaten, der in Afghanistan die Palantir-Software benutzt hat: „Sie spĂŒrt jeden einzelnen Bösewicht in ihrer Gegend auf.“ Ob das auch bei korrupten Politikern gelingt?