Unwort âRemigrationâ
In Deutschland wird ĂŒber ein Verbot der AfD diskutiert. In Ăsterreich diskutiert man darĂŒber, in welcher Konstellation die FPĂ ab Herbst in der Regierung sein wird. Es ist Zeit aufzuwachen und dem rechtsextremen und rassistischen Treiben Einhalt zu gebieten. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten. Hier zum Nachlesen:
Letzte Woche hat BundesprĂ€sident Alexander Van der Bellen bei einem Festakt das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DĂW) gewĂŒrdigt und in Bezug auf die NS-Vergangenheit gemeint: âEs darf gerade jetzt nicht sein, dass wir einen bequemen Schlussstrich ziehen.â
Am selben Tag wurde ein Geheimtreffen hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarker Unternehmer bekannt, bei dem es in Berlin um âRemigrationâ ging. Aus Ăsterreich angereist war unter anderem auch Martin Sellner, Chef der mit der FPĂ ĂŒber mehrere Wege verbandelten rechtsextremen âIdentitĂ€renâ. Kernforderung in Berlin: die Vertreibung von Millionen (!) von Menschen aus Deutschland und Ăsterreich.
âMasterplanâ
Auch FPĂ-Obmann Herbert Kickl operiert mit solchen haarstrĂ€ubenden Forderungen und dem Begriff âRemigrationâ, mit dem nicht nur er, sondern Neonazis, Neofaschisten und rechtsextreme Parteien in ganz Europa seit Jahren das gesellschaftliche Klima vergiften.
âRemigrationâ meint die âRĂŒckgĂ€ngigmachungâ von Migration und somit die massenhafte Deportation von Menschen â Kickl nennt sie menschenverachtend ânicht wertvolle Elementeâ, darunter solche mit österreichischer StaatsbĂŒrgerschaft. Ohne Gewalt wird das nicht gehen. Es stĂŒnde auĂerdem eklatant im Widerspruch zu unserer geltenden Verfassung.
FPà und IdentitÀre
Auf der Plattform âStoppt die Rechtenâ sowie der Homepage des DĂW gibt es fundierte Hinweise auf die engen Verbindungen zwischen FPĂ, ihrer Schwesterpartei AfD und den IdentitĂ€ren. FPĂ-GeneralsekretĂ€r Michael Schnedlitz begrĂŒĂte bei einer FPĂ-Kundgebung die IdentitĂ€ren (âHier seid ihr willkommen!â): âWir werden diese Bundesregierung mit sprichwörtlichen nassen Fetzen aus dem Parlament treiben.â Aus dem Parlament wohlgemerkt, nicht nur aus der Regierung.
Auch sein Kompagnon Christian Hafenecker schwadroniert von einem angeblichen âBevölkerungsaustauschâ und bekundet offen Sympathie fĂŒr die Positionen der IdentitĂ€ren. Er habe ânicht den geringsten Grund, sich von völlig legitimen und aus unserer Sicht auch politisch unterstĂŒtzenswerten Forderungen zu distanzierenâ.
Folgerichtig unterstĂŒtzte die Freiheitliche Jugend eine âRemigrations-Tourâ der IdentitĂ€ren in Oberösterreich, der Obmann der Jung-Blauen sprach sogar von einem âSchulterschlussâ. Der frĂŒhere Parteichef Norbert Hofer bezeichnete die IdentitĂ€ren und deren Forderungen zurecht als âWahnsinnâ, Kickl hingegen spricht von der in Ăsterreich offiziell als rechtsextrem eingestuften Truppe als âunterstĂŒtzenswertem Projektâ.
In Deutschland wurde âRemigrationâ von einer Jury zum âUnwort des Jahresâ gewĂ€hlt. Es sei ein ârechter Kampfbegriffâ und eine âbeschönigende Tarnvokabelâ. In Ăsterreich wird dieses Unwort von der in aktuellen Umfragen stĂ€rksten Partei verwendet.
Es wird Zeit, wieder an der Artikel 9 des Staatsvertrags zu erinnern. Demnach verpflichtet sich unser Staat, âalle nazistische TĂ€tigkeit in Ăsterreich zu verhindernâ.