Mein ultimativer Tipp an Sebastian Kurz
Zur Forderung von Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek nach mehr Geld sagt Sebastian Kurz in einer Presseaussendung: âJa, nur wenn wir das System Ă€ndern. Ich bin aber nicht dafĂŒr, mehr Geld in ein System zu pumpen, das nicht funktioniert.â
Sebastian Kurz droht nun also der Unterrichtsministerin und will eine schnelle Ănderung des Schulpflichtgesetzes zur Einrichtung von FlĂŒchtlingsklassen. Nur wenn die Unterrichtsministerin gehorcht, kriegt sie mehr Geld fĂŒr Sprachförderung in den Schulen.
Ich habe nun beileibe nichts gegen sinnvolle VorschlĂ€ge, egal aus welcher Richtung sie kommen. Wie Kurz jedoch agiert, ist â ums freundlich auszudrĂŒcken â ĂŒberaus mutig. Beginnen wir einmal mit den KindergĂ€rten, die in der ZustĂ€ndigkeit von Familienministerin Sophie Karmasin (ĂVP) liegen: Da wird ein Ăbereinkommen (eine sogenannte 15a-Vereinbarung) zwischen dem Integrations-, Familien- und Bildungsministerium sowie den BundeslĂ€ndern ausgehandelt, die einen Finanzierungsrahmen fĂŒr die vorschulische Sprachförderung festlegt. Das ist zeitlich auf drei Jahre begrenzt. Was danach kommt, wissen wir nicht. Vorgaben, wie die Sprachförderung auszusehen hat â wird auch als âQualitĂ€tsstandardsâ bezeichnet â, gibt es nicht. Ist ja klar, denn das Personal, das den Sprachstand der Kinder erhebt, um dann FördermaĂnahmen festzulegen und durchzufĂŒhren, gibt es auch kaum. Warum? Unter anderem deshalb, weil vor allem die ĂVP befindet, dass es fĂŒr KindergĂ€rtnerInnen keine akademische Ausbildung benötigt. Und da diese ja keine akademische Ausbildung haben, kann die Entlohnung auch unter aller Kritik sein. Halten wir fest: Unterrichtet jemand Englisch an einer Sekundarschule, ist eine akademische Ausbildung in diesem Fach Voraussetzung. Begleitet jemand aber Kinder beim hochkomplexen Spracherwerbsprozess, von dem schlieĂlich die weitere Bildungskarriere abhĂ€ngig ist, reicht eine allgemeine Ausbildung in einer Schule fĂŒr KindergartenpĂ€dagogik, die in der Regel im Alter von 19 Jahren abgeschlossen werden kann. Aber ich weiĂ, 1 + 1 zusammenzuzĂ€hlen, ist manchmal sehr schwierig, vor allem dann, wenn das Ergebnis gar nicht passen will.
Dann gibt es noch das von der ĂVP so hochgehaltene föderale Prinzip, das bedeutet, dass wir je nach Gusto der Landeshauptleute bzw. der Landesregierungen völlig unterschiedliche Regelungen in den KindergĂ€rten haben. Gleiches gilt ĂŒbrigens auch fĂŒr die Pflichtschulen. Um sicherzustellen, dass das Geld aus der 15a-Vereinbarung nicht versenkt wird, soll es eine Beurteilung der Konzepte und Schlussberichte der KindergĂ€rten geben.
Diese Beurteilung macht der Ăsterreichische Integrationsfonds und somit jener Verein, der dem Integrationsminister untersteht und somit MaĂnahmen seiner vorgesetzten Behörde beurteilen soll â Marke: Angestellte/r evaluiert eigenen Chef. Die Frage, woher der Integrationsfonds die Kompetenz nimmt, sprachliche FrĂŒhfördermaĂnahmen zu beurteilen, stelle ich lieber nicht!
Und das Resultat? Die KindergartenpĂ€dagogInnen fĂŒhlen sich zu Recht ĂŒberfordert und klagen ĂŒber die schlechten Rahmenbedingungen. Die (ohnehin geringen) Gelder fĂŒr Sprachförderungen flieĂen weiterhin in ein System, das nur mehr schlecht als recht funktioniert.
Also wĂŒrde ich Sebastian Kurz den ultimativen Tipp – heutzutage âProtippâ genannt, vielleicht versteht er das ja eher? â geben, den Mist im eigenen Stall auszukehren, bevor er den Besen an die Bildungsministerin weiterreicht.
P.S.: Falls Minister Kurz der Republik einen Gefallen tun will, sollte er sich mit seiner Parteikollegin Johanna Mikl-Leitner zusammensetzen und mit ihr erörtern, dass der Bruch von Menschenrechten, wie er tĂ€glich in Traiskirchen stattfindet, den österreichischen Werten denn doch sehr widerspricht. WĂ€re sonst unglaubwĂŒrdig, stĂ€ndig hinauszuposaunen, dass Zugewanderte unsere Werte inhalieren mĂŒssen, um hier bleiben zu können.
(Foto:Â http://www.bmi.gv.at/cms/cs03picturesbmi/BMI_NEWS_WWW%20-%20OEFFENTLICHKEITSARBEIT/TAGDEROFFENENTUER13/L_12560.jpg)