Schulsystem: „Wer nicht mitkommt, fliegt eben raus“
Was bleibt einer aufgeschlossenen, intelligenten und sprachgewaltigen Frau in Erinnerung, wenn sie ihre Erfahrungen mit dem österreichischen Schulsystem zusammenfasst? Wenig Positives. „Die Erkenntnis, was so ein Bildungssystem wirklich leistet: eine Gesellschaft formen, indem sie den Menschen ihre Plätze zuteilt. Und zwar institutionalisiert und diskriminierend.“
Ich spreche von der Schrifstellerin Stefanie Sargnagel, die ihre Schulerfahrungen in einem kurzen, aber berührenden Essay auf den Punkt gebracht hat: „Wer nicht mitkommt, fliegt eben raus“
Sie schildert in beeindruckenden Worten ihre Kindheit und Schulzeit in Wien, das Leben in einem Wiener Altbau, den Kontakt mit der gleichaltrigen Nachbarin Hülya und die folgenden Erfahrungen mit Diskriminierung im Schulsystem.
Sargnagels Text und individuelle Erfahrung wird bestätigt durch die Forschung. In Sachen Bildungsmobilität (gemeint sind die Aufstiegschancen von Kindern) liegt Österreich weit hinten: Nur 17 Prozent der Mädchen (18% der Buben) beispielsweise erlangen einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern, in Finnland sind es 58 Prozent (Buben 36%), im OECD-Durchschnitt 44 bzw. 34 Prozent. Das betrifft alle Kinder, jene mit Migrationshintergrund haben es doppelt schwer.
Was mir noch wichtig ist: Ich weiß aus eigener Lehrererfahrung, wie chancenlos man/frau in der Schule auch bei großem Engagement ist, um diesem Trend und der Kraft des Faktischen entgegenzuwirken. Wir haben in unserem Bildungssystem nämlich durch die viel zu frühe Trennung der Kinder ein Strukturproblem.