21. März 2025

Aufrüsten für den Frieden?

2025-03-21T10:00:44+01:0021.03.25, 10:00 |Kategorien: Allgemein|Tags: , , |

Die Losung „Frieden schaffen ohne Waffen“ war in den 70er- und 80er-Jahren omnipräsent. Sie mag realitätsfern gewesen sein, aber auch die derzeit in Gang gesetzte und von früher kritischen Geistern geradezu euphorisch begrüßte Aufrüstungsspirale wird die Welt nicht sicherer machen. Dazu einige kritische Anmerkungen von mir in einem Kommentar für die Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel „Allheilmittel Aufrüstung?“:

„Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“, lautet ein lateinisches Sprichwort. Lässt sich das bei einem Blick in die Geschichte bestätigen? Meist hat verstärkte militärische Aufrüstung die Spannungen zwischen den Staaten verstärkt. Der jeweilige Nachbarn hat sich bedroht gefühlt und ebenfalls aufgerüstet. Gegenseitiges Misstrauen aber ist Gift für staatliche Beziehungen. Aufrüstung ist – um eine passende Metapher zu verwenden – ein zweischneidiges Schwert.

Die Statistik über die Militärausgaben für das Jahr 2023 sieht die USA mit insgesamt 916 Milliarden weit vorne, gefolgt mit riesigem Abstand von China (296 Milliarden) und Russland (109 Milliarden). Russlands Ausgaben sind im Jahr 2024 auf 126 Milliarden hochgeschnellt – liegen aber noch immer meilenweit hinter jenen von China oder gar den USA.

Amerikas aufgeblähte Rüstungsindustrie braucht kaufwillige Kundschaft. „Dealmaker“ Donald Trump fordert daher von seinen europäischen Bündnispartnern in der NATO gewaltige Rüstungsanstrengungen. Die meisten Mitgliedsstaaten in Europa sind bereit dazu. Die EU hat auf einem Sondergipfel Mehrausgaben von 800 Milliarden angekündigt. Das ist eine deutliche Botschaft, aber noch kein sicherheitspolitisches Konzept. In den meisten Medien wurde allein schon die Ankündigung trotzdem als Überwindung der „militärischen Ohnmacht“ Europas gefeiert. 

Doch ist diese Ohnmacht wirklich auf zu geringe Militärausgaben der EU-Mitglieder zurückzuführen? Immerhin liegen sie zusammengerechnet ja annährend in der Größenordnung Chinas und sind mehr als doppelt so hoch wie jene Russlands. Nach „Ohnmacht“ schaut das nicht aus. Eher nach zu wenig Koordination wegen unterschiedlicher nationaler Interessen.

Eines sollten die Verantwortlich zudem immer im Auge behalten: Ein nachhaltiger Frieden erfordert neben militärischer Stärke auch gegenseitiges Vertrauen. Das kann nur durch Dialog und Diplomatie geschaffen werden. Wer beispielsweise das Töten in der Ukraine beenden will, muss bereit sein zu verhandeln. Ob das zu einem für alle Seiten akzeptablen Ergebnis führen kann, ist offen. Verantwortungsvolle Politik aber muss es zumindest versuchen. 

Das derzeitige konzeptlose Drehen an der Rüstungsspirale wird von besonnenen Stimmen aus Wissenschaft und Politik kritisch gesehen. Momentan gibt es nämlich mehr Fragen als Antworten: Wie will die EU künftig ihre Sicherheit – auch die Cybersicherheit – gewährleisten? Wie will sie sich aus der sicherheitspolitischen Abhängigkeit von den USA lösen? Wie sollen die Beziehungen mit Russland ausschauen? 

Auch uns in Österreich sollte klar sein: Wir brauchen mehr und nicht weniger EU. Die europäische Staatengemeinschaft muss künftig zudem nicht nur politisch, sondern auch militärisch deutlicher mit einer Stimme sprechen (können). Aufrüsten allein ist zu wenig.

7. März 2025

Verkehrspolitischer Albtraum

2025-03-06T00:19:29+01:0007.03.25, 8:21 |Kategorien: Klima und Umwelt|Tags: |

Verkehrspolitik ist angewandte Klimapolitik. Das ist leider nicht allen Verantwortlichen in Österreich bewusst – oder es ist ihnen egal. Das gilt auch für die Bundesländer, wie das Beispiel der „Tunnelspinne“ in Feldkirch zeigt. Unter dem Titel „Tunnel-Albtraum“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:

Ein Sprichwort sagt, dass man durch Erfahrung klug werde. Das mag im einen oder anderen Fall stimmen. Für die Verkehrspolitik hierzulande gilt es nicht. Bestes Beispiel dafür ist die Tunnelspinne in Feldkirch. Sie ist nicht nur ein Baukostenmonster, sondern auch eine verkehrspolitische Fehlentscheidung.

Ein Blick nach Zell am See wäre für die Befürworter hilfreich gewesen. Dort gab es angesichts der Verkehrsbelastung von täglich 16.000 Autos vor der Jahrtausendwende eine ähnliche Situation wie in Feldkirch. Zur Entlastung baute man einen Tunnel. Heute klagt der ÖVP-Bürgermeister in der Wiener Zeitung: „Jetzt sind es täglich 16.000 im Tunnel und 16.000 auf der Straße.“

Wer mehr Straßen baut, erntet mehr Autoverkehr. Wer den öffentlichen Verkehr fördert, erntet mehr öffentlichen Verkehr. Wer mehr Radwege baut … Oder, um es mit Universitätsprofessor Markus Mailer aus Innsbruck wissenschaftlich auszudrücken: „Infrastrukturprojekte steigern die Nachfrage.“ Mailer leitet den Bereich „Intelligente Verkehrssysteme“. Vielleicht sollten ihm Wallner und Bitsche einen Besuch abstatten. Oder nach Zell am See fahren.

Politisch Verantwortliche denken leider meist nur in Wahlperioden und blenden Langzeitwirkungen ihrer Entscheidungen gerne aus, denn mit denen haben ja nachfolgende Generationen zu kämpfen. Die Bevölkerung hat oft mehr Verantwortungsbewusstsein. Etwa in der Schweizer Gemeinde Zug, wo zwar die Verantwortlichen auf Verkehrsprobleme ähnlich reagieren wie hierzulande, die Bevölkerung ein Tunnelprojekt in den letzten zehn Jahren aber gleich viermal abgelehnt hat. 

Das Projekt in Zug hat wie ein weiteres in Rapperswil-Jona ähnliche Dimensionen wie die Tunnelspinne. Dort kalkuliert man mit rund einer Milliarde an Baukosten. In Feldkirch waren es beim Letzetunnel ursprünglich nur knapp 60 Millionen, heute reden die Verantwortlichen von 385 Millionen Euro. Nicht nur wegen der Vergleichbarkeit mit den Projekte in der Schweiz glaubt diese Summe kaum jemand. 

Zudem muss die Landesregierung schon jetzt mit einem Sparpaket – etwa im Sozialbereich – auf die Budgetmisere reagieren: Weniger Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung, reduzierte Therapieangebote für Kinder, weitere Selbstbehalte und längere Wartelisten sind die Folge. Allein bei Kinderdiensten, Sozialpsychiatrischen Diensten und Neuro-Rehabilitation sollen etwa 10.000 Therapiestunden gestrichen werden. 

Ein Großprojekt wie die Tunnelspinne ist daher nicht nur verkehrspolitisch falsch, sondern auch budgetär unverantwortlich. Die Einsparungen im Sozialbereich werden uns langfristig auf den Kopf fallen, denn sie werden vorhandene Probleme vergrößern. Daher ein Vorschlag zur Güte: ehrliche Informationen über die Tunnelspinne und anschließend eine Volksabstimmung. Lustenau hat bei der S18 unter einem ÖVP-Bürgermeister vorgemacht, wie es geht.

21. Februar 2025

Putin, Trump und die FPÖ

2025-02-21T10:22:18+01:0021.02.25, 8:56 |Kategorien: Gesellschaft|Tags: , , , , |

Man darf nicht furchtsam sein in diesen Zeiten. Obwohl Figuren wie Wladimir Putin, Donald Trump und das Führungspersonal in FPÖ und AfD durchaus Anlass dazu geben. Unter dem Titel „Wächst das Rettende auch?“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar geschrieben. Hier zum Nachlesen:

Rechtsaußen-Parteien wie die FPÖ oder die AfD jubeln. Donald Trump gab ihrem Bündnispartner Wladimir Putin recht und schob Präsident Wolodymyr Selenskyj die Schuld an der langen Dauer des Ukraine-Krieges zu. Dieser – und nicht Putin – sei zudem ein demokratisch nicht legitimierter „Diktator“.

Ähnlich verstörend agierte Trumps Vizepräsident J. D. Vance am vergangenen Wochenende bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Er sprach über die Bedrohungen für die Sicherheit in Europa und schaffte es, dabei kein Wort über den Ukraine-Krieg zu verlieren. Unheil drohe unserem Kontinent nicht durch Russland oder China, gefährlich seien die „Feinde im Inneren“. Europa sei „keine Demokratie“ und es gebe hier „mangelnde Meinungsfreiheit“, weil russische Sender zensuriert würden. Wie können derart mächtige Politiker derartigen Unsinn verbreiten?

Das alles ist jedenfalls ganz nach dem Geschmack des reichsten Mannes der Welt und seiner Plattform „X“. Dort stimmt man solchen Thesen begeistert zu. Elon Musk beklagte beispielsweise, dass europäische Länder bei hetzerischen Postings die Herausgabe von Nutzerdaten verlangen. Er hält es für Zensur, wenn man Hetze auf sozialen Plattformen einzuschränken versucht. Dabei ist erwiesen, dass sich die Attentäter der letzten Monate dort radikalisiert haben.

Zudem: Meinungsfreiheit in den USA? Dort, wo die jetzige Regierung Kinderbücher – wie jenes der Oscar-Preisträgerin Julianne Moore – und Bücher, die mit der „Gender-Ideologie oder der Gleichstellungsideologie in Verbindung stehen“, aus Schulbibliotheken verbannt werden? Wo unerbittlich gegen Menschen vorgegangen wird, die sich als Gegner der jetzigen Regierung outen? Wo Einwanderer, Menschen mit nichtweißer Hautfarbe oder kritische Journalisten vom mächtigsten Mann im Staat als vermeintliche „Feinde des Volkes“ diffamiert werden?

Die FPÖ hat völlig recht, wenn sie davon spricht, es gehe „vor allem um die Lufthoheit“ im Internet. „Brüssel“ wolle „regulieren“, die mächtigen US-Konzerne hingegen seien Garanten für die „Meinungsfreiheit“. Angesichts solcher Töne ist eines klar: Unsere Demokratie hat „Feinde im Inneren“, aber nicht jene, die Vance und Trump meinen.

Die EU ist künftig auf sich selbst gestellt. Und wir in Österreich tun gut daran zu erkennen, dass unsere Freiheit nur in einer stärkeren EU gewährleistet ist. Wer trotzdem „weniger Europa“ fordert, betreibt das Werk von Putin und Trump und ist mitverantwortlich dafür, wenn wir ihnen künftig noch stärker als bisher ausgeliefert sind.

Werden sich die Vorstellungen von Trump, Vance und den europäischen Rechtsparteien über die Zukunft unserer Gesellschaftsordnung durchsetzen oder regt sich noch rechtszeitig die Vernunft und somit der Widerstand? Hoffnung gibt ein Satz von Friedrich Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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