8. Juni 2016

Gymnasium für wenige oder doch „allen alles lehren“?

2016-06-08T12:31:01+02:0008.06.16, 12:29 |Kategorien: Bildung, Gesellschaft|Tags: , |

Gymnasium_He Alter!Dem Gymnasium gehört durchaus die Zukunft, doch nicht in seiner achtjährigen Form, die von den Konservativen so zäh verteidigt wird.

In einem Gastkommentar für „Die Presse“ bin ich heute auf einige Argumente der Reformgegner und bildungspolitischen Besitzstandswahrer eingegangen: „Alle alles lehren!

Bezug genommen habe ich dabei auf die schulische Realität heute – nämlich schwache Leistungen gerade im Spitzenbereich, Benachteiligung des ländlichen Raums, ineffizientes, teures und ungerechtes System. Genauso aber habe ich Hinweise darauf gegeben, was denn die Humanisten wirklich wollten: keine Selektion, sondern umfassende Bildung für alle Menschen!

Übrigens: AMS-Chef Johannes Kopf, wahrlich kein gestandener Linker, hat das Problem unseres Bildungssystems in einem Interview mit dem „Standard“ präzise und anschaulich auf den Punkt gebracht:

„Wir haben in Österreich das Problem dieser unglaublich hohen sozialen Selektion nach Herkunft. Dafür muss man sich ja wirklich schämen. Ich habe drei Söhne, der Jüngste ist ein Jahr alt, und ich habe es schon oft erzählt, aber diese Zahlen schockieren mich noch immer: Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass Oscar, mein Jüngster, nur Pflichtschule haben wird, liegt bei knapp sieben Prozent, weil ich ein Studium habe. Hätte ich nur Pflichtschule, wäre die Wahrscheinlichkeit 30 Prozent, und hätte ich Pflichtschule und Migrationshintergrund, wäre sie 56 Prozent. Ich weiß nicht, ob es noch irgendjemanden gibt, der glaubt, es liegt vor allem an meinen Genen. Wenn doch, dann traut er es sich hoffentlich nicht mehr zu sagen. Wären die beiden Babys im Spital vertauscht worden, dann hätte der andere die guten Chancen und mein Oscar die schlechten – und das ist ein Wahnsinn. Das ist ein verlorenes Potenzial, das ist unvorstellbar.“

17. Mai 2016

Brauchen wir TTIP für den Export von Torten?

2016-05-17T14:48:36+02:0017.05.16, 14:49 |Kategorien: Arbeit und Wirtschaft, Bildung, Gesellschaft|Tags: |

TTIP_Anfrage_AusschnittDie offizielle Propaganda für TTIP scheut keine inhaltlichen Tiefpunkte. Nachdem mir zugetragen wurde, dass an heimischen Schulen im Unterricht im Rahmen der Aktion „Europa an Deiner Schule 2016 – ‚Die EU’ auf Schulbesuch in Österreich“ von einer Mitarbeiterin des Außenministeriums eine TTIP-Broschüre verteilt wird, habe ich dazu eine parlamentarische Anfrage an die Unterrichtsministerin eingebracht: Zehn Mythen über TTIP im Unterricht

Notwendige und berechtigte Kritikpunkte an den unter strengstem Stillschweigen geführten Verhandlungen werden in der Broschüre als „Mythen“ abgetan. Es wird behauptet, in Wirklichkeit würden durch TTIP EU-Standards sogar „geschützt“. Es wird also vorgegaukelt, in Zukunft würden dank TTIP beispielsweise unsere Lebensmittelstandards nicht nur „eingehalten“, sondern sogar – offensichtlich für längere Zeit – „geschützt“. Von einem „Geheimabkommen“ könne zudem keine Rede sein, es handle sich im die transparentesten (!) Gespräche über ein Handelsabkommen, die es je gegeben habe.

Als positives Beispiel hervorgehoben wird das Freihandelsabkommen mit Südkorea. Die Exporte deutscher Airbags seien durch dieses Abkommen um 500 Prozent angestiegen. Von wie vielen Airbags auf wie viele genau? Leider gibt es darüber keine Auskunft, Vergleichszahlen oder der Zeitraum werden nämlich nicht genannt. Dafür wird allen Ernstes auf den künftig möglichen Export von frischen Torten (!) hingewiesen (siehe Bild).

Das alles wird in der Broschüre behauptet und von einer in Brüssel stationierten Mitarbeiterin des Außenministeriums fälschlich in unseren Schulen im Rahmen des Unterrichts als Fakten ausgegeben. Das ORF-Morgenjournal hat heute über meine Anfrage berichtet („Kritik der Grünen an TTIP-Broschüre für Schulen“).

13. Mai 2016

„Brauchtumspflicht“ im Bildungssystem

2016-05-13T16:44:37+02:0013.05.16, 16:33 |Kategorien: Bildung, Gesellschaft|Tags: |

NS_Umzug_Imst_Ausstellung 2014Nun – einige wenige Befürworter von Schwarz-Blau trauen sich inzwischen ja, sich öffentlich dafür einzusetzen. In Oberösterreich kann man sehr gut studieren, wie sich eine FPÖVP-geführte Regierung in der Praxis auf das Bildungs- und Schulwesen auswirkt.

Es gibt schon die erste Gesetzesnovelle. Na, und das nenne ich doch mal eine Maßnahme von ÖVP-FPÖ, die den „kleinen Leuten“ in Oberösterreich wirklich hilft. Oder haben Sie Zweifel? Wollen Sie gar etwas anderes? Schauen wir uns an, was da passiert im Land ob der Enns:

  • Mehr Betreuung in Kindergärten? Fehlanzeige!
  • Bessere Betreuung in Kindergärten? Fehlanzeige!
  • Längere Öffnungszeiten in Kindergärten? Fehlanzeige!
  • Mehr Unterstützungspersonal in den Schulen? Fehlanzeige!
  • Mehr Investitionen in Freizeiteinrichtungen? Fehlanzeige!

Und wo gibt es jetzt einen Erfolg? Was ist der Inhalt der erwähnten Novelle? Der „Erfolg“ schaut so aus: eine Novelle zur Brauchtumspflicht in den Kindergärten! Zur Brauchtumspflicht!

Wie hatte die freiheitliche Bildungssprecherin im oberösterreichischen Landtag noch vor zwei Monaten gemeint? „Wir fordern eine totale Bildungsreform. Wir brauchen ein föderales Bildungssystem, also eine Verländerung. Ich bin überzeugt, dass sich das Niveau im Bildungsbereich durch eine Verländerung deutlich verbessern würde“, so Lackner.“

Liebe oberösterreichische Eltern, diese Verbesserung freut Euch doch ganz sicher, oder? Ja, die schwarz-blaue Verländerung wirkt wirklich. Oder müssen wir doch von einer totalen Provinzialisierung sprechen? Patriotismus gegen die Bildungsmisere?

Und ich sehe schon. Im Zuge der Verhandlungen um die Bildungsreform – speziell um die Umgestaltung der Schulverwaltung – gibt es viel zu tun und abzuwehren. Ob die Art von „Brauchtumspflicht“ (nicht etwa Brauchtumspflege) gemeint ist, die das Bild oben (gezeigt im Rahmen der Sonderausstellung „Tiroler Musikleben in der NS-Zeit“ in Imst 2014) suggeriert, weiß ich nicht. Hoffe ich nicht.

Oder sagen wir es in den Worten, die im Mai 2014 bei der Eröffnung der erwähnten Ausstellung der damalige Bischof Manfred Scheuer gefunden hat: „Es wäre fatal, wenn im Schweigen und in der Ratlosigkeit die Sieger von gestern heute noch einmal triumphieren würden.“

Quelle: Stadt Imst

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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