27. März 2016

Kongress zum Thema Inklusion in Feldkirch

2016-03-25T10:59:17+01:0027.03.16, 10:39 |Kategorien: Bildung, Integration, Menschenrechte|

Inklusion_2Inklusion in der Schule kann – und muss – gelingen. Dazu braucht es solide Vorbereitung, viel Aufklärung und entsprechende Ressourcen. Wir konnten uns in Südtirol bei einem Besuch der Grünen BildungssprecherInnen (Gemeinsame Schule: Südtirol macht es vor!) davon überzeugen, dass es funktioniert und in sozialer und (!) schulischer Hinsicht zu deutlich besseren Ergebnissen führt als bei uns.

In Vorarlberg findet im Mai (auch) zu diesem Thema ein „Heilpädagogischer Kongress“ unter dem Titel „Heilpädagogik all inclusive“ statt.

Das Spektrum der Vorträge geht über rein schulische Belange hinaus, behandelt werden unter anderem Autismus, aber auch „Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern“, „Kreative Kindertherapie“ oder „Coachingtools für den Unterricht“, „Stellenwert von Beziehung in der Pädagogik“ und „Elementares Musizieren“ usw.

Wann: 26./27. Mai 2016
Wo: „Montforthaus“ Feldkirch  

Zusammengefasst sind das die wichtigsten Problembereiche des Kongresses:

  • Inklusion im Sinne einer interdisziplinären Zusammenarbeit
  • Inklusion und berufliche Weiterbildung für psychosoziales Fachpersonal und PädagogInnen
  • Umgang mit psychischen Herausforderungen in gesellschaftlichen und pädagogisch-therapeutischen Prozessen und Arbeitsfeldern
  • Ethische Verantwortung im Kontext Inklusion
  • Vermittlung von Werten und Haltungen
  • Austausch im World Café u.a.

Alle näheren Informationen zum Kongress sind zu finden unter www.kongress16.info.

 

16. Februar 2016

Flüchtlingskinder: Wie ein Problem groß geredet wird.

2016-02-16T10:49:30+01:0016.02.16, 10:44 |Kategorien: Bildung, Integration|Tags: , , |

neumann1

In Wien sind es laut Berichten 2.000 Flüchtlingskinder, die die Verantwortlichen zum Stöhnen bringen. Wien hat laut Schulstatistik Wien eine GesamtschülerInnenzahl von 220.000, davon mehr als 100.000 Pflicht-schülerInnen. Das heißt: Auf 50 PflichtschülerInnen kommt derzeit maximal ein Flüchtlingskind (wenn es denn im Pflichtschulalter ist). Unlösbar?
In Österreich haben wir insgesamt mehr als 1,1 Millionen SchülerInnen, davon sind fast 700.000 in Pflichtschulen. Derzeit wird von etwa 10.000 Flüchtlingskindern gesprochen, die in Schulen zu integrieren seien. Ich denke, es werden etwas mehr sein, aber egal, die Relation zwischen „regulären“ SchülerInnen und Flüchtlingskindern ist deutlich „günstiger“ als in Wien. Ein unlösbares Problem?
Gleichzeitig spricht die Statistik Austria von einem Rückgang von Volksschulkindern in den letzten Jahren: seit 2004/5 seien es 10% weniger. Der Rückgang setzt sich auch in der Sekundarstufe I fort.

In Wien wurden nun zehn Klassen mit Flüchtlingskindern eingerichtet. Das Argument: Die Kinder während des Schuljahrs in Regelklassen zu integrieren, mache eine Teilung von bestehenden Klassen notwendig.

hamburg_foermigAm 28. Jänner fand an der Uni Wien eine sehr gut besuchte Veranstaltung unter dem Titel „Isoliert. Integriert. Inkludiert. Oder: Wie gelingt der Quereinstieg ins Schulsystem?“ statt. Die Hamburger Erziehungswissenschaftlerin Ursula Neumann präsentierte ein wissenschaftlich entwickeltes und begleitetes Konzept (FörMig), nach dem in Hamburg Kinder, die ohne Deutschkenntnisse ins Schulsystem einsteigen, seit Jahren erfolgreich gefördert und integriert werden. Neumann zeigte einmal mehr, dass keine Pauschallösungen möglich sind, sondern dass es differenzierte Wege braucht. Basis des Hamburger Konzepts ist übrigens eine sozialindexbasierte Mittelzuteilung an Schulen – eine Forderung, die ich schon seit Jahren stelle und die nun im Bildungsreformpapier der Regierung wieder nicht auftaucht.

In der anschließenden Diskussion ging es dann hoch her: Es wurde stark kritisiert, dass die Schulen mit ihren Integrationsaufgaben fast völlig allein gelassen werden und die Herausforderungen nur durch Privatengagement zu bewältigen seien. Und: Es weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut. Management by Chaos also.

Ich habe zum Thema „Sprachförderung für Flüchtlingskinder“ bereits Anfang September letzten Jahres, als absehbar war, dass wir handeln müssen, mit der Wiener DaZ-Professorin İnci Dirim eine Pressekonferenz gegeben. İnci Dirim hat dafür zwei Modelle vorgeschlagen, eines davon ist das Hamburger Modell für Sprachförderung, das auf Wien umlegbar wäre. Ursula Neumann hat dies in ihrem Vortrag präzisiert.

Was wir nämlich nicht haben – weder in Wien noch in den anderen Bundesländern –, ist ein Konzept dafür, wie Kinder (vom Kindergarten an) eine durchgängige Sprachbildung erhalten und wie Sprachförderung zu planen und zu gestalten ist. Die ÖVP will die Kinder verräumen, aber was dann konkret in den von ihr propagierten separierten Klassen passieren kann und soll, das scheint ihr egal zu sein. Die SPÖ wüsste theoretisch, wie es ginge, ihr fehlen jedoch Entschlossenheit, Umsetzungswille und die Finanzen, die von Schelling (und dem Rest der ÖVP) blockiert werden.

Integration kostet Geld. Das ist aber sehr gut investiert, wenn wir nicht hinterher teuer reparieren wollen, was vorher verpfuscht wurde. Wenn wir imstande sind, Milliarden ins Hypo-Grab zu schaufeln, um gleichzeitig nicht einmal einen Bruchteil dieses Geldes für kluge bildungspolitische Maßnahmen aufzutreiben, so ist das nicht nur lächerlich, sondern auch zynisch. Hier wird ein Problem großgeredet, das in seinen Dimensionen mit gutem Willen leicht zu bewältigen sein müsste. Aber mit markigen populistischen Ansagen lässt sich halt leichter Politik machen als mit konstruktiven ruhigen Maßnahmen. Es ist zum Verzweifeln!

20. Januar 2016

Flüchtlinge: Kühler Kopf statt Obergrenzengefasel!

2016-01-21T14:53:13+01:0020.01.16, 14:25 |Kategorien: Gesellschaft, Integration, Menschenrechte|Tags: , , |

obergrenzen„Unser komfortables Leben“ können wir mit Grenzschließungen „auf Dauer gewiss nicht sichern.“ Das sagt nicht irgendein realitätsfremder „Gutmensch“, das steht in „Die Welt“, dem Zentralorgan der deutschen Konservativen („Geschlossene Grenzen bringen gar nichts!“): „Das Mittelmeer würde zu einem riesigen Friedhof, Griechenland wäre bald schon ein failing state und Italien schnell wieder instabil.“

Das ist eine schlichte Vorausschau auf künftige Szenarien. Auch in Österreich driftet die öffentliche Meinung zunehmend nach Rechts ab. Unsere Regierung faselt von Obergrenzen, Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz will Mauern an der EU-Außengrenze und meint nonchalant, dies werde „nicht ohne hässliche Bilder gehen“. Aber wer von „Flüchtlingsobergrenzen“ spricht, muss auch klar aussprechen, wie diese zu erreichen sind: Grenzen dicht? Millitär- und Polizeieinheiten mit Schießbefehl? Leichenberge rund um Europa?

Nein: Es geht nicht um hässliche Bilder, es geht um Menschen, die vor und an den Grenzen sterben werden, deren Tod wir in Kauf nehmen, um gleichzeitig ein System aufrecht zu erhalten, das Flucht geradezu provoziert. Vorgestern kamen die Zahlen einer Ungleichheitsstudie zur Vermögensverteilung. Egal, ob diese Zahlen nun im Detail richtig sind oder nicht: Tatsache ist, dass ökonomische Ungleichheit zunimmt. Das ist auch bei uns spürbar und löst – zu Recht – Ängste aus.

Eine Staatengemeinschaft, die nicht einmal willens ist, das notwendige Geld aufzubringen, um das Überleben in den Flüchtlingslagern rund um Syrien zu garantieren und gleichzeitig unglaubliche Summen in den Aufbau von Abschottungs- und Überwachungsstrukturen investiert, hat ein riesiges Glaubwürdigkeitsproblem, wenn sie zugleich von Werten spricht, die Neuankommende bei uns zu respektieren hätten. Bis zur EU-Außengrenze werden jegliche moralische Werte, die da die simple Einhaltung von Menschenrechten bedeuten, außer Kraft gesetzt, innerhalb der Grenzen werden sie zum Maßstab für ein Bleiberecht hochstilisiert. Das kann nur scheitern. Die Rechnung werden nicht nur jene bezahlen, die es nicht bis in die EU schaffen, sondern auch wir.  Das Auseinanderdriften der Gesellschaft, die zunehmende Radikalisierung mit Terror dies- und jenseits der Grenzen, die Etablierung autoritärer Systeme wie wir sie bereits in Ungarn und Polen sehen, sind ein hoher Preis, der zu leisten sein wird.

Die herbeigesehnten einfachen Lösungen gibt es nicht. Aber: „Wer das Flüchtlingsproblem nicht als ein europäisches sieht, belügt sein Publikum“, schreibt „Die Welt“: „Und will nicht zur Kenntnis nehmen, dass dieser Kontinent, der nach so vielen Glaubenskriegen und Schrecken zu einer gelungenen politischen Form gefunden hat, gerade wegen seiner erwiesenen Fähigkeit, Regeln zu etablieren und dabei Vielfalt zu bewahren, dafür prädestiniert ist, Einwanderer zu verkraften.“ Wir brauchen PolitikerInnen, die kühlen Kopf bewahren und ihre Politik nicht nach den Regeln der politischen Hetzer und der Stammtische ausrichten. Hoffen wir, dass diese sich durchsetzen werden.

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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