14. Februar 2022

Populistische Corona-Politik

2022-02-14T09:48:04+01:0014.02.22, 9:48 |Kategorien: Gesundheit und Pflege|Tags: , , , , |

Die Landeshauptleute tragen derzeit viel dazu bei, dass die Politik insgesamt Schaden erleidet und das Vertrauen in die Politik weiter sinkt. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel „Populistische Gefahr“. Hier zum Nachlesen:

Pamela Rendi-Wagner verdient Respekt. Sie hat populistischen Versuchungen widerstanden und Ende letzter Woche trotz heftigem Gegenwind ihre fachliche Kompetenz in den Vordergrund gestellt. Sie verwies in Sachen Corona auf die Unwägbarkeiten im kommenden Herbst: „Wenn wir auf Nummer sicher gehen wollen, dann gilt ein klares Ja zur Impfpflicht.“

Die studierte Medizinerin weiß, wovon sie spricht: Sie hat sich nach dem Studium in den Bereichen Infektiologie, Epidemiologie und Impfung spezialisiert, war Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit und Gesundheitsministerin. Weniger überzeugend agierten und agieren die Landeshauptleute.

Problem Landeshauptleute

Mitte November spöttelte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Virologen würden am liebsten „jeden einzelnen Salzburger und Österreicher in ein Zimmer einsperren“, er aber müsse halt das große Ganze im Auge behalten und könne das Land nicht schließen. Das große Ganze? Schon wenige Tage später ruderte Haslauer angesichts explodierender Infektionszahlen in seinem Bundesland zurück, er geriet unter Druck und war plötzlich vehementer Vertreter scharfer Maßnahmen.

Nachdem vor allem Landeshauptleute in Westösterreich ähnlich agierten wie Haslauer und mit ihrer inkonsequenten und widersprüchlichen Politik mitverantwortliche Beschleuniger der Corona-Welle waren, kippte die Stimmung in der Bevölkerung: Die Mehrheit verlangte eine konsequentere Politik.

Und auch auf dieser Welle ritten dann die Landeshauptleute, zumal ihr Image angesichts der Fehleinschätzungen gelitten hatte. Legendär sind die Geschichten vom Zustandekommen der Impfpflicht. Haslauer & Co. konfrontierten den damaligen Bundeskanzler Alexander Schallenberg und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein bei einem Treffen am Tiroler Achensee mit einer ultimativen Forderung der Bundesländer: Wir wollen die Impfpflicht!

Scheitert die Impfpflicht?

Die Mehrheit der Verantwortlichen schloss sich dieser Forderung an. Bis auf die FPÖ machten alle Parlamentsparteien mit und beschlossen ein entsprechendes Gesetz. Dass es bei der Umsetzung hapert, ist offenkundig. Das ist eine Ursache dafür, dass es in den letzten Wochen trotz steigender Infektionszahlen erneut einen Stimmungsumschwung in der Bevölkerung gegeben hat und die Impfpflicht zunehmend abgelehnt wird. Die Verantwortung dafür trägt vor allem die Bundesregierung.

Dass es jetzt aber ausgerechnet wieder die Landeshauptleute sind, die an vorderster Front ein Aussetzen des Gesetzes fordern, lässt berechtigte Zweifel an ihrem Verantwortungsbewusstsein aufkommen. Sie sind in Sachen Pandemie-Bekämpfung ganz offensichtlich nicht Teil der Lösung, sondern mit ihrem gefährlichen Populismus Teil des Problems.

Ein bisschen mehr Rendi-Wagner und ein bisschen weniger Haslauer würde der österreichischen Politik guttun.agner und ein bisschen weniger Haslauer würde der österreichischen Politik guttun.

7. Februar 2022

„Wir sind dagegen!“

2022-02-07T09:25:32+01:0007.02.22, 9:25 |Kategorien: Allgemein|

Wohin steuert unsere Gesellschaft? Exzessive Korruption und Machtmissbrauch schwächen zunehmend das Vertrauen in die Demokratie, das Corona-(Miss-)Management verschärft diese gefährliche Entwicklung. Viel Programm brauchen jene nicht, die derzeit ihr nicht selten braunes Süppchen kochen. Unter dem Titel „Wir sind dagegen!“ habe ich das in einem Kommentar für die Vorarlberger Nachrichten thematisiert. Hier zum Nachlesen:

Das ist mehr als nur erschreckend: Laut einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des renommierten Sora-Instituts sind in Österreich sechs von zehn Menschen überzeugt, dass unser politisches System schlecht oder gar nicht funktioniert. Schlimmer geht’s kaum. Dabei sind in diesem Ergebnis die Ereignisse der letzten Wochen noch gar nicht abgebildet, denn der Umfragezeitraum war November und Dezember letzten Jahres.

Wenig überraschend ist die soziale Situation ausschlaggebend: Je ärmer desto ablehnender. 84 Prozent im unteren Drittel der Gesellschaft fühlen sich als Menschen zweiter Klasse, 79 Prozent sehen sich im Parlament nicht vertreten.

Im niederösterreichischen Kernland der ÖVP vollzog sich letzten Sonntag bislang kaum Vorstellbares: Die ÖVP verlor bei den Gemeinderatswahlen in Waidhofen an der Ybbs nahezu 20 Prozent − hauptsächlich an die rechte MFG („Menschen, Freiheit, Grundrechte“). Alle Umfragen bestätigen, dass die Gruppierung auch bei Nationalratswahlen erfolgreich wäre. Der Einzug in den Landtag ist ihr in Oberösterreich schon gelungen.

Corona-Kritik als Ventil

Ein Ventil für die „systemkritischen Menschen“ sind derzeit Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Und es ist kein Zufall, dass dort rechtsextreme Gruppierungen, die bislang kaum Anklang gefunden haben, ihre Chance wittern.

Da läuten sogar bei der FPÖ die Alarmglocken, denn bislang war sie die Partei der Unzufriedenen, die fleißig sogenannte „Proteststimmen“ sammelte. Ähnlich wie in Österreich der FPÖ, ergeht es auch traditionellen rechten und rechtsextremen Parteien in anderen europäischen Ländern: Sie verlieren an diffuse Gruppierungen ohne klares Programm, aber eindeutiger Botschaft: Wir sind dagegen!

Kommt die große „Wende“?

Wenn man sich neben der Ablehnung der Corona-Maßnahmen die wenigen formulierten Forderungen anschaut, wird klar, dass diese Bewegung unser politisches System ablehnt: Der Einfluss von Parteien soll gebrochen, die Gewerkschaften zurückgedrängt, Kammern gar abgeschafft werden.

Angesichts zahlreicher Korruptionsskandale stimmen viele dieser Pauschalkritik zu. Das ist gefährlich, bedeutet es doch letztendlich nicht nur eine Schwächung der Parlamente, sondern der Demokratie insgesamt. Folgte man dem, wäre die demokratische Teilhabe insgesamt geschwächt, die nicht nur im Wählen alle fünf Jahre besteht. Sie spielt sich dort ab, wo die „Querdenker“ den Rotstift ansetzen wollen: in Verbänden, Vereinen, Kammern, Gewerkschaften und Kirchen.

Wer Österreich als „Diktatur“ sieht und die große „Wende“ in eine angebliche „Freiheit“ anstrebt, will unseren demokratischen Staat nicht reformieren, sondern umwandeln. Wohin das führt, sehen wir schon teilweise in Ungarn, Polen und anderen Ländern. Wer diese Entwicklung ablehnt, tut gut daran, sich jetzt für unsere Demokratie zu engagieren. Bald könnte das nämlich bedeutend schwieriger sein.

3. Februar 2022

Gefährlicher Populismus

2022-02-03T18:17:07+01:0003.02.22, 18:15 |Kategorien: Gesundheit und Pflege|Tags: , , , |

Wien wird in Sachen Pandemie im Gegensatz zum Bund und den anderen Bundesländern die 2-G-Regel in der Gastronomie beibehalten. Ich kann das verstehen. Nein, ich gehöre nicht zur inzwischen großen Zahl der Expert:innen in Sachen Pandemie. Aber ich vertraue der überwiegenden Zahl der Wissenschafter:innen, die zu Vorsicht mahnt. Dazu habe ich in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel „Gefährlicher Populismus“ einen Kommentar geschrieben. Hier zum Nachlesen:

Die Politik − insbesondere Alt-Bundeskanzler Sebastian Kurz − hat in den letzten zwei Jahren mehrfach das Ende der Pandemie versprochen und falsche Hoffnungen genährt. Landeshauptleute wie Markus Wallner, Günther Platter oder Hans Peter Doskozil haben letzte Woche parteiübergreifend massive Öffnungsschritte bei den Corona-Regelungen gefordert. Verbreitet sich bei den Landeshauptleuten das Populismus-Virus ähnlich schnell wie die Omikron-Variante?

Dass vor Inkrafttreten der Impfpflicht ausgerechnet Landeshauptleute die Einführung einer 3G-Regel fordern, hat einen fatalen Effekt: Wer am Höhepunkt der Omikron-Welle und kurz vor Inkrafttreten der Impfpflicht Lockerungen verlangt, motiviert Impfskeptiker dazu, bei ihrer Haltung zu bleiben. Doch das ist nicht das einzige Problem.

Negativer Fakten-Check

Wallner meinte, die 2G-Regel müsse fallen: „Auch diese unsinnige Sperrstundenregelung gehört sofort aufgehoben. Das versteht niemand mehr wirklich.“ Unsinnig? Die markigen Sprüche der Landeshauptleute bestehen den Fakten-Check nicht, obwohl Wallner ausdrücklich betonte, er orientiere sich an der Wissenschaft.

Die Ampel-Kommission der Bundesregierung setzte am selben Tag ganz Österreich einstimmig auf Rot. Zeitgleich warnte die von der Regierung eingesetzte Covid-Kommission angesichts der hohen Infektionszahlen vor vorschnellen Öffnungsschritten. Prof. Gerald Gartlehner von der Donau Uni Krems sprach von einer „falschen Diskussion zum falschen Zeitpunkt“. Auch der Salzburger Infektiologe Richard Greil konnte den Forderungen nichts Positives abgewinnen.

Peter Klimek, immerhin Wissenschaftler des Jahres, mahnte zu mehr Vorsicht: Es sei zu erwarten, dass es angesichts vieler Geimpfter zwar zu weniger schweren Fällen und somit wohl nicht mehr zu einer Überlastung der Intensivstationen komme. Gefährdet seien aber die Normalstationen, zumal nun verstärkt auch das Krankenhauspersonal angesteckt werde und dort „Einschränkungen der Regelversorgung“ drohen.

Bundesregierung besonnener

Bundeskanzler Karl Nehammer und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein verwiesen zurecht darauf, dass man erst über Öffnungsschritte nachdenken kann, wenn der Höhepunkt der Omikron-Welle überschritten ist und die Infektionszahlen wieder sinken.

Jetzt machen sie das Gegenteil und geben dem Druck zumindest teilweise nach. Am Samstag verkündeten sie, im Februar Woche für Woche Teile der Forderungen umsetzen zu wollen. Es beginnt mit der Verschiebung der Sperrstunde, dann fällt die 2G-Pflicht im Handel und eine Woche später reicht in Gastronomie und Tourismus die 3G-Regel.

Dem Föderalismus erweisen die Landeshauptleute keinen guten Dienst. Ihr Populismus schwächt das Vertrauen in die Politik. Vorarlberg ist übrigens jenes Bundesland, wo derzeit die wenigsten Corona-Tests durchgeführt werden. Vielleicht sollte sich Wallner dieses Problems annehmen.

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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