21. Februar 2018

Anerkennung von sogenannten „Berufsverbrechern“ und „Asozialen“ als Opfer im Nationalsozialismus

2018-05-21T10:27:53+02:0021.02.18, 9:54 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , |

Es ist kaum zu glauben, aber 80 Jahre nach dem „Anschluss“, 73 Jahre nach dem Ende des nationalsozialistischen Terrorregimes haben wir noch immer eine durch die Republik nicht anerkannte Opfergruppe. WĂ€ren wir GrĂŒne nicht aus dem Nationalrat geflogen, wĂ€re daher eines meiner Vorhaben in dieser Legislaturperiode gewesen, die Anerkennung von sogenannten „Berufsverbrechern“ und „Asozialen“ als Opfer im Nationalsozialismus in Verhandlungen mit anderen Parlamentsparteien anzuregen und möglichst durchzusetzen.

Auslöser meiner Intention war der Aula-Skandal, in dem bekanntermaßen Mauthausen-Überlebende pauschal als Kriminelle diffamiert wurden. Das ErschĂŒtternde dabei war nicht, dass dies in der Aula zu lesen war, denn von dort erwarte ich mir nichts anderes – auch wenn der von uns angezeigte und dann geklagte Artikel alle ertrĂ€glichen Maße weit ĂŒberschritten hatte. Aber die BegrĂŒndung, mit der das Verfahren nach meiner ersten Anzeige seitens der Grazer Staatsanwaltschaft im Dezember 2015 eingestellt wurde, war schlichtweg erschĂŒtternd: Dort wurde nĂ€mlich indirekt die NS-Judikatur fortgeschrieben, indem die wĂ€hrend der NS-Zeit als „Kriminelle“ internierten KZ-HĂ€ftlinge nach der „allgemeinen Lebenserfahrung“ – so die zustĂ€ndige StaatsanwĂ€ltin – aufgrund ihrer kriminellen Energie Straftaten wohl auch nach der Befreiung verĂŒbt hĂ€tten.

Seit Jahren belegte Tatsache ist jedoch, dass genau diese Opfergruppe die erste nach dem „Anschluss“ war, die in das bereits 1938 errichtete KZ Mauthausen eingeliefert wurde, und das einzig aufgrund von kleineren Vergehen, die zuvor bereits bestraft wurden. Sie wurden prĂ€ventiv verhaftet und ins KZ deportiert. Vielfach getroffen hat es Personen aus den widerstĂ€ndigen Arbeiterbezirken aus Wien, Menschen, die unangepasst waren, die fĂŒrs gleichgeschaltete gehorsame Menschenbild der Nazis nicht „brauchbar“ waren: Sie waren sozial schlichtweg nicht gewĂŒnscht und sollten vernichtet werden. Der Wiener Soziologe Andreas Kranebitter, der uns im Zuge unserer Klagen gegen die Aula wissenschaftlich unterstĂŒtzt hatte, folgerte daher, es sei an der Zeit, die fortgesetzte NS-Stigmatisierung dieser womöglich letzten tabuisierten HĂ€ftlingsgruppen zu beenden.

Nun darf ich – wenn schon nicht als Nationalratsabgeordneter in Österreich – dann wenigstens als engagierter BĂŒrger und Historiker als Erstunterzeichner eine Petition an den Deutschen Bundestag unterstĂŒtzen: „Anerkennung von ‚Asozialen’ und ‚Berufsverbrechern’ als Opfer des Nationalsozialismus“. Ich wĂŒnsche dieser Petition viel Erfolg und hoffe, dass sie nach Österreich ausstrahlen wird. Meine Erwartung an diese Regierung, deren Juniorpartner – die FPÖ – von einem braunen Skandal in den nĂ€chsten stolpert, an einen Kanzler, der dazu bestenfalls wirkungslose PlattitĂŒden von sich gibt, geht gegen Null. Aber vielleicht schaffen wir es zumindest, im Bewusstsein auch hierzulande zu verankern, dass wir noch eine Bringschuld zu erledigen haben, nĂ€mlich posthum tatsĂ€chlich alle Opfer der NS-Zeit zu rehabilitieren und damit auch deren Nachfahren von einer historischen Last zu befreien.

Bitte unterzeichnen auch Sie diese Petition. Vielen Dank!

11. Februar 2018

„Aula“-Skandal vor dem EuropĂ€ischen Gerichtshof fĂŒr Menschenrechte

2018-05-21T10:27:53+02:0011.02.18, 18:52 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , |

Das entwickelt sich langsam zu einer unendlichen Geschichte. Der skandalöse Artikel des freiheitlichen Magazins „Aula“ ĂŒber „Mauthausen-Befreite als Massenmörder“ hat ja zu einer zivilrechtlichen Klage und einer Verurteilung der Medieninhaber bzw. des Autors Fred Duswald gefĂŒhrt („Aula“ zum Widerruf und zur Übernahme der Verfahrenskosten gezwungen).

Ungeheuerlich ist allerdings das Urteil des OLG Graz im medienrechtlichen Verfahren, in dem aus FristgrĂŒnden ein zweiter Ă€hnlicher Artikel geklagt wurde. „Der Standard“ berichtet ausfĂŒhrlich ĂŒber diesen Skandal.

Dabei geht es um die Wiederholung und teilweise sogar VerschĂ€rfung der infamen LĂŒgen. Das OLG Graz meint nun, dabei handle es sich lediglich um eine wörtliche Wiedergabe der ursprĂŒnglichen Behauptungen und keinen „eigenen Bedeutungsgehalt“. Mit anderen Worten: Es sei nur eine „Berichterstattung“ ĂŒber die Einstellung des Ermittlungsverfahrens der StA Graz, die Wiederholung der Unterstellungen sei daher fĂŒr das VerstĂ€ndnis des Lesers sogar erforderlich. Der „Sinngehalt“ werde demnach nicht „aktualisiert“. Die vom OLG durchaus konstatierte „HĂ€me“ im Artikel sei „ausschließlich gegen das von Harald Walser als strafwĂŒrdig empfundene Verhalten der Aula bzw des Autors durch den Ursprungsartikel“ gerichtet.

Duswald und die Aula gehen also straffrei aus, weil sie ihre eigenen strafbaren Inhalte nur zitieren. Dass Duswald im Artikel versucht hat, die LĂŒge ĂŒber die Mauthausen-Befreiten mit erfundenen Fakten zu belegen, wird vom Gericht nicht gewĂŒrdigt. Das ist hanebĂŒchen. Das Grazer Berufungsgericht hat den inkriminierten Artikel offenbar nicht einmal vollstĂ€ndig gelesen; anders lĂ€sst sich diese skurrile Beurteilung des Bedeutungsinhalts kaum erklĂ€ren.

Wir GrĂŒne lassen das daher auch nicht so stehen. Wir haben von Beginn weg versprochen, alle uns möglichen juristischen Schritte zu unternehmen, um die diffamierten Mauthausen-Überlebenden zu rehabilitieren. Daher haben wir einen betroffenen ehemaligen Mauthausen-Ex-HĂ€ftling, Aba Lewit, dabei unterstĂŒtzt, Klage beim EuropĂ€ischen Gerichtshof fĂŒr Menschenrechte einzubringen. Hier die Klagsschrift (EGMR-Beschwerde).

12. September 2017

FPÖ finanziert die rechtsextreme „Aula“

2017-09-12T14:45:01+02:0012.09.17, 14:37 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , |

Die FPÖ und das rechtsextreme Monatsmagazin „Die Aula“ sind eng verflochten. Auf diesem Blog habe ich schon mehrfach darauf hingewiesen („„Aula“ zum Widerruf und zur Übernahme der Verfahrenskosten gezwungen“).

Die Zeitschrift bildet seit Jahrzehnten ein Scharnier zwischen Partei und dem dort nicht organisierten rechtsextremen und teilweise durchaus auch neonazistischen Lager. Im „Morgenjournal“ wurde heute darĂŒber berichtet („Die Beziehungen der FPÖ zur Aula“).

Die regelmĂ€ĂŸigen Inserate der FPÖ sind dafĂŒr nur ein Hinweis. Die „Aula“ könnte ohne die finanzielle UnterstĂŒtzung durch die FPÖ nicht existieren. Sie wird seit Jahrzehnten personell und finanziell durch die FPÖ bzw. einige hochrangige ParteifunktionĂ€re unterstĂŒtzt und gespeist. Die „Aula“ steht im Eigentum der LandesverbĂ€nde des Freiheitlichen Akademikerverbands, die wiederum als Vorfeldorganisationen der FPÖ zu bezeichnen sind. Darauf weist schon alleine hin, dass etwa der Sitz des Freiheitlichen Akademikerverbands Wien ident mit der Adresse der Wiener FPÖ ist.

Daher sei es auch kein Zufall, dass die „Aula“ im Prozess, den ehemalige Mauthausen-HĂ€ftlinge mit UnterstĂŒtzung der GrĂŒnen nach einem diffamierenden und ins Revisionistische gehenden Artikel angestrengt hatten, vom FPÖ-Nationalrat Johannes HĂŒbner juristisch vertreten wurde. HĂŒbners ideologischer Paarlauf mit der „Aula“ ist nicht zuletzt mit dessen vor einigen Wochen bekannt gewordenen antisemitischen Äußerungen, die der freiheitliche Mandatar im Zuge eines rechtsextremen Kongresses in Deutschland getĂ€tigt hatte, ans Licht der Öffentlichkeit gerĂŒckt. Da hilft es auch nichts, wenn dies Heinz-Christian Strache – wie gestern wĂ€hrend der TV-Konfrontation auf Puls 4 mit Ulrike Lunacek – leugnet. Denn HĂŒbners antisemitische AusfĂ€lle sind auf dem beim Kongress angefertigten Audiomitschnitt eindeutig hörbar. Wir GrĂŒne werden weiterhin die Finger in die braunen Wunden der FPÖ legen. Wenn Strache das als „schĂ€big und hasszerfressen“ bezeichnet, so sagt das viel ĂŒber ihn und nichts ĂŒber die GrĂŒnen.

Übrigens: Auf UnterstĂŒtzung anderer Parteien – inklusive neu antretender „Bewegungen“ – warte ich seit lĂ€ngerem.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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