5. Januar 2025

Bertolt Brecht: Der KĂ€lbermarsch (1933)

2025-01-05T18:20:30+01:0005.01.25, 18:20 |Kategorien: Bildung|Tags: |

Hinter der Trommel her
Trotten die KĂ€lber
Das Fell fĂŒr die Trommel
Liefern sie selber.
Der SchlÀchter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die KĂ€lber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.

Sie heben die HĂ€nde hoch
Sie zeigen sie her.
Die HĂ€nde sind blutbefleckt
Doch immer noch leer.
Der SchlÀchter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die KĂ€lber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen.
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.

Sie tragen ein Kreuz voran
Auf blutroten Flaggen
Das hat fĂŒr den armen Mann
Einen großen Haken.
Der SchlÀchter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die KĂ€lber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.

11. April 2022

Österreichs „Moraldefizit“

2022-04-11T08:06:38+02:0011.04.22, 8:06 |Kategorien: Allgemein|Tags: , , , |

Es ist oft nur noch peinlich, wenn sich Österreich außenpolitisch zu Wort meldet oder etwa ohne GefĂ€hrdungsanalyse eine milliardenschwere AufrĂŒstuing des Bundesheeres ankĂŒndigt, es in Sachen Konsequenz fĂŒr die Ukraine-Hilfe aber bei warmen Worten belĂ€sst. Unter dem Titel „Moraldefizit“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:

Wer Österreichs Haltung zum verbrecherischen Ukraine-Krieg beschreiben will, landet schnell bei Bertolt Brecht und der „Dreigroschenoper“: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Das „Fressen“ sind derzeit jene Gasimporte aus Russland, von denen Österreichs Wirtschaft dank einer seit Jahrzehnten verfehlten Energiepolitik abhĂ€ngig ist.

Aber soll sich Österreich aus moralischen GrĂŒnden durch einen Importstopp wirklich ins eigene Knie schießen? Ganz so schlimm wĂ€re es nicht, meinte am Freitag im ORF Walter Boltz, der ehemalige Chef der Regulierungsbehörde E-Control: Ein Importstopp fĂŒr russisches Gas sei „schwierig, aber bewĂ€ltigbar“.

In einer heute veröffentlichten gemeinsamen ErklĂ€rung von 31 Organisationen wird Österreich scharf kritisiert. Es ist natĂŒrlich leicht, von einem moralischen Standpunkt aus jene zu kritisieren, die in der Verantwortung stehen und das Wohl des Staatsganzen im Auge behalten mĂŒssen. Die Kritik trifft aber wunde Punkte der heimischen Politik.

AufrĂŒstung ohne Plan?

Wie kann beispielsweise eine Verteidigungsministerin zehn zusĂ€tzliche Milliarden fĂŒr das Bundesheer fordern, ohne auch nur ansatzweise erklĂ€ren zu können, wie das Geld eingesetzt werden soll, um die Sicherheit Österreichs zu erhöhen? NatĂŒrlich muss ĂŒber die desaströse Situation des Bundesheeres diskutiert werden. NatĂŒrlich muss der Staat auch bereit sein, dafĂŒr Geld in die Hand zu nehmen. Aber dem muss zuallererst eine Analyse der GefĂ€hrdungslage und der sich daraus ergebenden notwendigen Reformen und Investitionen vorausgehen − Stichworte Cybersicherheit, Drohnenabwehr, internationale Einbindung und NeutralitĂ€t etc.

Klimakrise und Krieg

Und auch das gilt es zu bedenken: Die 31 Organisationen warnen vor einer AufrĂŒstung, die zu weiteren kriegerischen Eskalationen fĂŒhren kann und gleichzeitig die dramatische Klimakrise verschĂ€rft und beschleunigt. Gefordert wird daher unter anderem auch das, was seit Jahren auf der Agenda verantwortungsbewusster und enkeltauglicher Politik stehen sollte: schneller Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und eine globale Agrar- und ErnĂ€hrungswende. Das alles hĂ€ngt eng zusammen.

Es ist moralisch nicht zu verantworten, wertvolle Agrarprodukte als Tierfutter oder fĂŒr Agrartreibstoffe zu verwenden. Und in Sachen Klima- und ErnĂ€hrungspolitik muss sofort gehandelt werden und nicht irgendwann. Doch den Menschen in der Ukraine hilft das nicht. Derzeit ĂŒberweist die EU fĂŒr Öl und Gas tĂ€glich eine Milliarde Euro an Putin, der mit diesem Geld seinen Krieg finanziert.

Wer es also ehrlich meint mit der Hilfe fĂŒr die Ukraine, darf nicht ohne jeden Plan Milliarden in das Bundesheer pumpen, um die Menschen hierzulande zu beruhigen, sondern muss die Finanzierung des russischen Angriffskrieges beenden. „Falter“-Herausgeber Armin Thurnher spricht in Bezug auf die österreichische Haltung zum Ukraine-Krieg daher von einem „Moraldefizit“. Dem ist nichts hinzuzufĂŒgen.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr


Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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