Bildung: Doppeltes Spiel der schwarzen Reformverweigerer
Auch wenn in der gestrigen Sitzung des Nationalrats rotschwarzes HĂ€ndchenhalten angesagt war, ist nicht zu ĂŒberhören, dass sich die ĂVP auf Bildungsministerin Heinisch-Hosek eingeschossen hat. GeneralsekretĂ€r BlĂŒmel und Harald Mahrer verlangten einen Kassasturz bis Ende Februar und befanden, Heinisch-Hosek hĂ€tte ihr Ressort nicht im Griff.
Die Kritik und Ungeduld wĂ€ren ja irgendwie nachvollziehbar, wenn die ĂVP in den letzten Jahren und Monaten auch nur einen einzigen konstruktiven Vorschlag gemacht hĂ€tte, der dazu angetan wĂ€re, die österreichische Bildung aus der Misere zu hieven. Aktuelle Ansatzpunkte hĂ€tte sie zuhauf: Da wĂ€ren einmal die Lieblingsthemen von Minister Kurz und StaatssekretĂ€r Mahrer, der Integrationsbereich und die Sprachliche FrĂŒhförderung. Was fĂ€llt den Herren dazu sein? Bei âIntegrationsunwilligkeitâ soll gestraft werden â vom Tafelabputzen bis zur Streichung der Kinderbeihilfe gehen die Ideen der Möchtegernreformer. Aber, um Harald Mahrer auf die SprĂŒnge zu helfen: Als WissenschaftsstaatssekretĂ€r könnte er vor seiner eigenen HaustĂŒre kehren, um jene Voraussetzungen an den UniversitĂ€ten schaffen, die eine sinnvolle und effiziente Sprachförderung ĂŒberhaupt erst möglich machen. Zur Zeit existiert in ganz Ăsterreich eine einzige Vollprofessur fĂŒr Deutsch als Zweitsprache an der UniversitĂ€t Wien und das auch noch bei einer völligen personellen Unterausstattung des Fachbereichs. Das Resultat: Im Masterstudium Deutsch als Fremd- und Zweitsprache sind alle Lehrveranstaltungen mit Ăbungscharakter hoffnungslos ĂŒberfĂŒllt, Lehrende und Studierende beklagen zurecht die schlechten Studienbedingungen. Es liegt im Ermessen des ĂVP-Ministeriums, einen untragbaren Zustand, der eine ordentliche Ausbildung fĂŒr Deutsch als Zweitsprache kaum zulĂ€sst, zu beenden.
Was richtet Harald Mahrer ĂŒbrigens seiner Parteikollegin Sophie Karmasin aus, wenn von dieser auf seinen eigenen Vorschlag, die ElementarpĂ€dagogik in die Bundeskompetenz zu geben und die Ausbildung zu akademisieren, ein postwendendes Njet kommt? Wir haben nur Schweigen vernommen.
Und da wĂ€re auch noch Integrationsminister Kurz, der fĂŒr seine #stolzdrauf-Imagekampagne 350.000 Euro (wahrscheinlich sind es mehr) locker machen konnte. HĂ€tte er stattdessen in jedem Bundesland wenigstens eine Person finanziert, die ĂŒberforderten LehrerInnen Hilfestellungen im Umgang mit den angeblich integrationsunwilligen Kindern und Eltern bietet, wĂ€re das ein handfester lösungsorientierter Beitrag statt einer teuren Scheininszenierung gewesen.
Oder der Eiertanz um das Pflichtfach âPolitische Bildungâ: Einig sind sich alle â Schwarz und Rot â, dass es kommen soll. Nach mehrfachen diesbezĂŒglichen AntrĂ€gen meinerseits im Unterrichtsauschuss wurde auch der jĂŒngste gestern im Nationalrat wieder â Sie erraten es â abgelehnt. Wenige Tage zuvor nahm der ĂVP-Jungspund Asdin El Habbassi in treuer Gefolgschaft seiner Partei Ministerin Heinisch-Hosek ins Gebet, indem er vollmundig in die ORF-Kamera verkĂŒndete, dass âwir sehr viel Geld fĂŒr irgendwelche Druckmaterialien, Werbung ausgeben. Diese Dinge können wir dazu verwenden, um ein erstes Konzept fĂŒr ein Fach Politische Bildung auszuarbeitenâ. Gemeint war natĂŒrlich nur die Bildungsministerin, nicht etwa sein Parteikollege Kurz, dessen nĂ€chster Aktionismus, der âKreativwettbewerb Mein Ăsterreichâ gerade jetzt im Laufen ist.
Womit wir beim Geld wĂ€ren: Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den DĂ€chern, dass das Bildungsressort in schweren Finanznöten steckt. GeschĂ€tzter Fehlbetrag fĂŒr dieses Jahr: 300 Millionen Euro â mindestens! Finanzminister Schelling zaubert zwar locker denselben Betrag fĂŒrs schwarze Innenministerium aus der Staatskasse, der Bildungsministerin erteil er jedoch eine rĂŒde Abfuhr. Assistiert wird er dabei von Harald Mahrer, der das schon seit langer Zeit absehbare Budgetloch nun plötzlich auch als Munition gegen die Koalitionspartnerin verwendet. Fakt ist, dass Heinisch-Hosek budgetĂ€r fast kein Spielraum bleibt, zumindest nicht in dem AusmaĂ, wie er notwendig wĂ€re, um die laufenden Kosten auch nur annĂ€hernd in den Griff zu bekommen. Daran trĂ€gt die ĂVP aufgrund ihrer jahrelangen Reformverweigerung ein groĂes MaĂ an Mitschuld. Und wenn ich dann noch lese, dass das seit ewigen Zeiten ĂVP-gefĂŒhrte Finanzministerium bei der Renovierung seines eigenen Hauses um schlappe 93% ĂŒber dem eigenen Kostenvoranschlag liegt â und das macht fast 70 Millionen Euro aus! â dann platzt mir endgĂŒltig der Kragen. FĂŒr meine Bennenung dieses Vorganges als „heuchlerisch“ habe ich von NationalratsprĂ€sidentin Bures einen Ordnungsruf erhalten. Aber selten habe ich einen Ordnungsruf mit mehr Gleichmut hingenommen als jenen.
FĂŒr die âGrĂŒne Schuleâ gilt: âKein Kind zurĂŒcklassen!â
Wer trĂ€gt die Schuld an der Pannenserie bei der Zentralmatura? Die Antwort von Ministerin Heinisch-Hosek auf eine diesbezĂŒglicheÂ
Gestern berichtete die 