Kellernazis
FPĂ-Parteiobmann Norbert Hofer ist noch immer nicht in der Lage, den vorlĂ€ufig letzten der vielen rechtsextremen AusfĂ€lle in seiner Partei klar zu verurteilen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. In den âVorarlberger Nachrichtenâ habe ich in einem Gastkommentar zum Zustand der FPĂ Stellung bezogen. Eindeutiger Titel: âKellernazisâ.
In Deutschland beklagen alle demokratischen Parteien die rechtsextremen und antisemitischen AusfĂ€lle der AfD und schlieĂen Koalitionen mit ihr aus. In Ăsterreich haben wir uns an solche AusfĂ€lle leider schon fast gewöhnt.
Das letzte Beispiel lieferte der FPĂ-Abgeordnete Wolfgang Zanger. In einem Liederbuch seiner Burschenschaft âPennales Corps Austria zu Knittelfeldâ waren unter anderem folgende Textstellen zu lesen: âPolenmĂ€dchen sind verboten, Judenschicksen sind tabu, eine Stute zu besteigen, lĂ€sst der VeterinĂ€r nicht zu.â Mit wohl leider typisch burschenschaftlichem âHumorâ wird mit zweifelhafter Rechtsschreibung von âHackenkreuzen (sic) auf den Eiernâ geschrieben und ĂŒber âgefickte JudenmĂ€dchenâ gesungen.
Zanger schafft es in ersten Reaktionen nicht, sich von diesen Inhalten zu distanzieren. Nach einem wahren Shitstorm relativierte er dann die antisemitischen SchmĂ€hungen als Kapitalismus-Kritik. Es ist der gefĂŒhlte âEinzelfallâ 987. Dass solche LiederbĂŒcher nicht nur bei Burschenschaftern in Verwendung sind, sondern fallweise sogar in CV-Verbindungen, sei da nur am Rande erwĂ€hnt.
Keine Aufarbeitung
Das ist widerlicher Antisemitismus und Rassismus und eine abstoĂende HerabwĂŒrdigung von Menschen. Zanger sieht keinen Grund fĂŒr einen RĂŒcktritt und erhielt die UnterstĂŒtzung seines Parteichefs Norbert Hofer â eben erst unter anderem von ĂVP und SPĂ zum Dritten NationalratsprĂ€sidenten gewĂ€hlt.
Nach der ersten âLiederbuch-AffĂ€reâ vor zwei Jahren hat der damalige FPĂ-Chef Heinz-Christian Strache eine Aufarbeitung der Geschichte des âdritten Lagersâ durch eine Historikerkommission versprochen. Die Kommission wurde dann auch wirklich gebildet. Mitglieder waren allerdings keine renommierten Historiker, sondern hauptsĂ€chlich FPĂ-FunktionĂ€re, und die Burschenschaften verweigerten von Vorneherein die Ăffnung ihrer Archive.
Die PrĂ€sentation des Schlussberichts wurde fĂŒr Oktober 2018 versprochen und dann mehrmals verschoben. Er fehlt bis heute.
Die âEhemaligenâ
DafĂŒr gibt es aber ein neues Buch der Wiener Historikerin Margit Reiter: âDie Ehemaligenâ. Sie macht darin klar, dass die FPĂ nicht nur â wie ĂVP und SPĂ â âbraune Fleckenâ hat, sondern aus dem braunen Nachkriegsmilieu heraus entstanden ist und sich bislang nicht aus diesem Sumpf befreien konnte â trotz einiger zaghafter Versuche.
Dem wĂ€re eigentlich nur hinzuzufĂŒgen, dass so eine Partei in unserem Staat keine Verantwortung tragen darf. Es ist zudem daran zu erinnern, dass schon der ehemalige FPĂ-Parteiobmann Norbert Steger fĂŒr eigene Parteimitglieder schon im Jahr 1990 den wenig schmeichelhaften Begriff âKellernazisâ kreiert hat.
Inzwischen sind nicht wenige von ihnen aus dem Keller ans Tageslicht gekrochen.
Was ging in Dr. Josef Vonbun vor, als er im Jahr 1941 sein eigenes Kind ermorden lieĂ? Der Feldkircher Arzt war ein mĂ€chtiger Mann im NS-Staat â ein Herr ĂŒber Tod und Leben. Der Psychiater war damals Leiter der âGau-Landes-Heil- und Pflegeanstalt Valdunaâ. Als fanatischer Nationalsozialist war er nicht nur ein kleines RĂ€dchen im mörderischen Getriebe, sondern ein williger Vollstrecker.
Das ist ein Riesenerfolg – und eine Watschen fĂŒr die österreichische Justiz!