1. Mai 2025

Wegweisende Papstnachfolge

2025-04-30T14:32:07+02:0001.05.25, 8:17 |Kategorien: Gesellschaft|Tags: , , |

Der Film war schon spannend. Doch die RealitĂ€t der kommenden Papstwahl ist noch spannender, weil sie weitreichende Folgen haben kann.  Egal, ob man katholisch ist oder nicht, ja man muss nicht einmal religiös sein: Die Papst-Nachfolge wird uns alle betreffen und kann die gesellschaftliche Entwicklung in die eine oder andere Richtung lenken. Unter dem Titel „Wer folgt dem Papst?“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar geschrieben:

Diese Frage stellen sich nicht nur Katholiken: Wer folgt Papst Franziskus nach? Steht auch der Kirche eine kulturelle Wende wie in den USA bevor? Gar ein „Kulturkampf“? Zu den ideologischen Vorbereitern der Wende in den USA gehört auch ein bei uns kaum bekannter Österreicher. Doch der Reihe nach.
Papst Franziskus hat die Weichen in der Kirche so gestellt, dass die meisten „Vatikanologen“ glauben, der sanft eingeleitete Reformkurs sei unumkehrbar. 

Ausgerechnet der zum Katholizismus konvertierte US-VizeprĂ€sident J. D. Vance war der letzte politische Besucher von Franziskus. Er gehört zum Ă€ußerst rechten FlĂŒgel der US-Kirche und ist stark beeinflusst von Pater Edmund Waldstein aus dem Stift Heiligenkreuz. Die Falter-Journalistin Eva Konzett bezeichnet den Zisterzienser als „Stichwortgeber der US-Rechten“.

Man nennt diese Gruppe „katholische Integralisten“. Sie ist drauf und dran, die USA in Richtung eines autoritĂ€ren Staates zu verĂ€ndern. Gefordert wird dezidiert der FĂŒhrungsanspruch der katholischen Lehre in Staat und Gesellschaft. Dass sechs der neun Richter am Obersten Gerichtshof konservative Katholiken sind, könnte entscheidend sein fĂŒr die kĂŒnftige amerikanische Gesellschaft. Der US-Theologe H. David Bear dazu in der „Furche“: „Sie beziehen sich offen auf Modelle des Korporatismus und des klerikalen Faschismus, so wie man es in Österreich unter Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg tat.“ 

WorĂŒber Vance mit dem todkranken Papst bei seiner Audienz zu Ostern gesprochen hat, wissen wir nicht. Was wir aber wissen ist, dass die gesellschaftspolitischen Vorstellungen von Franziskus völlig andere waren. Franziskus stand fĂŒr benachteiligte Menschen ein und hat sich auch in Sachen Migration klar von den „katholischen Integralisten“ distanziert. Wenige Wochen vor seinem Tod schrieb er einen Brief an die US-Bischöfe, in dem er die Trump-Regierung scharf kritisierte: „Eine Politik, die auf Gewalt fußt, beginnt böse und wird böse enden.“ Das Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland nannte das einen „Weckruf fĂŒr weiße US-Katholiken“.

Vance zitiert gerne den Kirchenheiligen Thomas von Aquin: „Du liebst deine Familie, dann liebst du deinen Nachbarn, dann liebst du deine Gemeinschaft, und dann liebst du deine MitbĂŒrger in deinem eigenen Land.“ Doch den kannte Franziskus auch. Im Brandbrief an die US-Bischöfe verwies er mit Bezug auf Thomas von Aquin auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: Es gehe um eine Geschwisterlichkeit, „die allen ohne Ausnahme offen steht“. 

So gespalten wie die amerikanischen Katholiken, so gespalten ist inzwischen die Gesellschaft – auch bei uns. Sogar Nicht-Katholiken hoffen daher bei der Papst-Wahl auf einen „BrĂŒckenbauer“, der die Kirche mit Herz und im Geist von Franziskus weiterfĂŒhrt.

21. Februar 2025

Putin, Trump und die FPÖ

2025-02-21T10:22:18+01:0021.02.25, 8:56 |Kategorien: Gesellschaft|Tags: , , , , |

Man darf nicht furchtsam sein in diesen Zeiten. Obwohl Figuren wie Wladimir Putin, Donald Trump und das FĂŒhrungspersonal in FPÖ und AfD durchaus Anlass dazu geben. Unter dem Titel „WĂ€chst das Rettende auch?“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar geschrieben. Hier zum Nachlesen:

Rechtsaußen-Parteien wie die FPÖ oder die AfD jubeln. Donald Trump gab ihrem BĂŒndnispartner Wladimir Putin recht und schob PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj die Schuld an der langen Dauer des Ukraine-Krieges zu. Dieser – und nicht Putin – sei zudem ein demokratisch nicht legitimierter „Diktator“.

Ähnlich verstörend agierte Trumps VizeprĂ€sident J. D. Vance am vergangenen Wochenende bei der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz. Er sprach ĂŒber die Bedrohungen fĂŒr die Sicherheit in Europa und schaffte es, dabei kein Wort ĂŒber den Ukraine-Krieg zu verlieren. Unheil drohe unserem Kontinent nicht durch Russland oder China, gefĂ€hrlich seien die „Feinde im Inneren“. Europa sei „keine Demokratie“ und es gebe hier „mangelnde Meinungsfreiheit“, weil russische Sender zensuriert wĂŒrden. Wie können derart mĂ€chtige Politiker derartigen Unsinn verbreiten?

Das alles ist jedenfalls ganz nach dem Geschmack des reichsten Mannes der Welt und seiner Plattform „X“. Dort stimmt man solchen Thesen begeistert zu. Elon Musk beklagte beispielsweise, dass europĂ€ische LĂ€nder bei hetzerischen Postings die Herausgabe von Nutzerdaten verlangen. Er hĂ€lt es fĂŒr Zensur, wenn man Hetze auf sozialen Plattformen einzuschrĂ€nken versucht. Dabei ist erwiesen, dass sich die AttentĂ€ter der letzten Monate dort radikalisiert haben.

Zudem: Meinungsfreiheit in den USA? Dort, wo die jetzige Regierung KinderbĂŒcher – wie jenes der Oscar-PreistrĂ€gerin Julianne Moore – und BĂŒcher, die mit der „Gender-Ideologie oder der Gleichstellungsideologie in Verbindung stehen“, aus Schulbibliotheken verbannt werden? Wo unerbittlich gegen Menschen vorgegangen wird, die sich als Gegner der jetzigen Regierung outen? Wo Einwanderer, Menschen mit nichtweißer Hautfarbe oder kritische Journalisten vom mĂ€chtigsten Mann im Staat als vermeintliche „Feinde des Volkes“ diffamiert werden?

Die FPÖ hat völlig recht, wenn sie davon spricht, es gehe „vor allem um die Lufthoheit“ im Internet. „BrĂŒssel“ wolle „regulieren“, die mĂ€chtigen US-Konzerne hingegen seien Garanten fĂŒr die „Meinungsfreiheit“. Angesichts solcher Töne ist eines klar: Unsere Demokratie hat „Feinde im Inneren“, aber nicht jene, die Vance und Trump meinen.

Die EU ist kĂŒnftig auf sich selbst gestellt. Und wir in Österreich tun gut daran zu erkennen, dass unsere Freiheit nur in einer stĂ€rkeren EU gewĂ€hrleistet ist. Wer trotzdem „weniger Europa“ fordert, betreibt das Werk von Putin und Trump und ist mitverantwortlich dafĂŒr, wenn wir ihnen kĂŒnftig noch stĂ€rker als bisher ausgeliefert sind.

Werden sich die Vorstellungen von Trump, Vance und den europĂ€ischen Rechtsparteien ĂŒber die Zukunft unserer Gesellschaftsordnung durchsetzen oder regt sich noch rechtszeitig die Vernunft und somit der Widerstand? Hoffnung gibt ein Satz von Friedrich Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist, wĂ€chst das Rettende auch.“

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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