16. August 2015

Sprachförderung: „Integration statt Ausgrenzung!“

2015-08-17T18:39:24+02:0016.08.15, 10:21 |Kategorien: Bildung, Gesellschaft, Integration|Tags: , , , , |

Bildung_Kind_ChancengerechtigkeitWir wollen Integration statt Ausgrenzung, wir wollen Kinder zusammenfĂŒhren statt sie zu trennen, und wir wollen ihnen die bestmögliche Sprachförderung ermöglichen – so wĂŒrde ich meine heute im Ö1-Morgenjournal prĂ€sentierten GrĂŒnen VorschlĂ€ge fĂŒr eine umfassende Sprachförderung zusammenfassen.

Sebastian Kurz betreibt mit seiner undifferenziert vorgebrachten Forderung nach separierten Sprachklassen ein populistisches Spiel (Debatte ĂŒber Deutschklassen: Ministerium zurĂŒckhaltend). Dabei mĂŒsste er wissen, dass eine solche Maßnahme ausschließlich fĂŒr schulische QuereinsteigerInnen und dies auch nur fĂŒr einen möglichst kurz gehaltenen Zeitraum empfohlen wird. Damit biedert sich Kurz auf unverantwortliche Weise an eine auf Ausgrenzung bedachte FPÖ-Klientel an und schafft so jene Parallelgesellschaften, vor denen er immer warnt. Die ÖVP will mit der frĂŒhen Trennung die soziale und auch eine ethnische Selektion bereits im Vorschulbereich festschreiben.

Meine VorschlĂ€ge basieren auf einem in Hamburg entwickelten und mittlerweile auf breiter Ebene praktizierten erfolgreichen Modell (Förmig), das eine durchgĂ€ngige, additive Sprachförderung von der Vorschule bis zum Ende der Pflichtschulzeit vorsieht, auf Einbindung der Eltern und auf regelmĂ€ĂŸige Sprachstandserhebungen setzt. Eine gezielte, individualisierte Förderung der Bildungssprache setzt allerdings angemessene Arbeitsbedingungen in den Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen sowie beginnend mit dem Kindergarten eine deutlich bessere Ausbildung der PĂ€dagoginnen und PĂ€dagogen voraus. Im Moment wird ins Blaue hineininvestiert, weil die Fördermaßnahmen oft konzeptlos erfolgen und nicht genĂŒgend Fachpersonal in den KindergĂ€rten und Schulen zur VerfĂŒgung steht. Es ist allerhöchste Zeit, hier anzusetzen. Gefordert sind Maßnahmen, die eine gute Ausbildung der Lehrenden garantieren und die Implementierung von bundeseinheitlichen QualitĂ€tsstandards, um eine kompetente Förderung der Kinder sicherzustellen.

26. Juli 2015

Das MĂ€rchen von den „LeistungstrĂ€gern“

2015-07-26T17:07:17+02:0026.07.15, 16:39 |Kategorien: Arbeit und Wirtschaft, Gesellschaft|Tags: , |

vermoegen-schulden„Es ist auch deshalb schwer, ArbeitskrĂ€fte zu finden, weil das Arbeitsloseneinkommen fast genauso hoch ist wie das Arbeitseinkommen. In Deutschland gibt [es] mit Hartz IV ein Modell, das offenbar besser funktioniert.“ Und, so fĂŒhrte Finanzminister Hans Jörg Schelling in einem Standard-Interview weiter aus: „Leistung muss belohnt werden, das ist nichts, was einem zusteht. (…) Wir haben uns zu einer Neidgesellschaft entwickelt. Neid muss man sich aber verdienen, Mitleid bekommt man umsonst.“

Diese Äußerungen sind nun wirklich bemerkenswert, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Dass Schelling nicht weiß, wie sich das Arbeitslosengeld berechnet, ist kaum zu glauben. Falls doch, empfehle ich ihm die LektĂŒre der erhellenden AusfĂŒhrungen von Bernhard Madlener: „Weltfremde Politik: Die MĂ€r vom faulen, reichen Arbeitslosen“

Ob sich Schellings Interpretation des einkommensmĂ€ĂŸigen Unterschieds daraus erklĂ€ren lĂ€sst, dass fĂŒr ihn ein paar hundert Euro (oder auch mehr) auf oder ab tatsĂ€chlich Peanuts sind, weiß ich nicht – aus dieser Sicht hĂ€tte sie wenigstens eine gewissen Logik. Fakt ist: Wir haben in Österreich die höchste Arbeitslosenzahl seit Ende der Nachkriegszeit – Tendenz steigend. Wenn Schelling nun wirklich meint, dass mehr als 400.000 Menschen deshalb nicht fĂŒr den Arbeitsmarkt zu rekrutieren sind, weil sie zu viel Geld erhalten, ist seine Aussage als blanker Zynismus zu werten. Falls er sie wider besseren Wissens von sich gegeben hat, stĂ¶ĂŸt sie genau in die Richtung, die er vorgibt zu bedauern: Er schĂŒrt eine Neiddebatte, aber just auf Kosten der vielen Tausend, die heilfroh wĂ€ren, wĂŒrden sie einen Arbeitsplatz finden.

Wenn Schelling nun auch noch das von der ÖVP so hochgelobte Leistungsethos strapaziert, dann platzt mir endgĂŒltig der Kragen. Die ÖVP, die sich strikt weigert, Vermögen höher zu besteuern oder Personen, die (viel!) erben und deren Leistung ausschließlich daraus besteht, dass sie in die richtige Familie geboren wurden, ĂŒberhaupt zu besteuern oder auf einem Schulsystem beharrt, das nachweislich soziale Ungleichheit produziert, tĂ€te sehr gut daran, ihren Leistungsbegriff zu hinterfragen. Stattdessen aber wĂŒnscht sich Schelling das Hartz IV-Modell, das Deutschland zu einem Niedriglohnland katapultiert und Heerscharen in die Armut getrieben hat, darunter mehr als 1,5 Millionen Kinder, die in Hartz IV-Familien aufwachsen mĂŒssen. Schelling heizt damit auch einen Diskurs an, der Arbeitslose verbal in die „soziale HĂ€ngematte“ befördert und dessen Credo lautet: Arbeitslos sind nur die Faulen, die wirklich Leistungsbereiten schaffen den ökonomischen Aufstieg. Oder wie es der Armutsforscher Christoph Butterwegge anders formuliert: „Hartz IV hat in erheblichem Ausmaß zur sozialen Entrechtung, Entsicherung und Entwertung eines wachsenden Bevölkerungsteils beigetragen, der besonders in einer wirtschaftlichen Krisensituation als ‚unproduktiv’ und ‚unnĂŒtz’ gilt. (…) Arbeitslosengeld-II-Bezug wiederum erscheint weniger als Problem fĂŒr die Betroffenen selbst – es ist ein Problem fĂŒr den ‚Standort Deutschland’ geworden. Der soll durch die rasche Eingliederung der Armen in den Arbeitsmarkt noch konkurrenzfĂ€higer gemacht werden. Und die Menschen? Ach – die Menschen.“

Schelling und den Apologeten des neoliberalen Leistungsbegriffs widme ich ein paar Zeilen des deutschen Kabarettisten Dietrich Kittner: „Es war einmal ein Mann, der hatte es allein durch seiner HĂ€nde Arbeit zu großem Reichtum gebracht. Und morgen, liebe Kinder, erzĂ€hle ich Euch ein anderes MĂ€rchen.“

(Grafik: http://www.attac.at/vermoegensuhr.html, Stand 26.7.2015, 10h00)

30. Juni 2015

„Ein Statement zur österreichischen Asylpolitik laut herausschreien!“

2015-06-30T13:49:03+02:0030.06.15, 11:35 |Kategorien: Gesellschaft, Integration, Menschenrechte|Tags: , |

Gestern hat mich ein Mail der Direktorin der Mittelschule Lauterach erreicht. Inhalt einmal mehr die Situation einer kosovarischen Familie, fĂŒr deren Verbleib in Österreich die gesamte Schule kĂ€mpft.

Ich zitiere: „Die Geschichte der Familie I. ist um zwei unmenschliche Facetten reicher.“

Da stellt ein Arzt ein Gutachten ĂŒber die psychische Verfassung der kosovarischen Familienmitglieder aus, ohne die Familie jemals gesehen zu haben. Erschwerend: Ein bereits erstelltes Gutachten, das den Eltern schwere Depressionen bescheinigt, wird ĂŒber den Tisch hinweg infrage gestellt und quasi korrigiert. Die Direktorin: „Kann es sein, dass in Österreich ein Ă€rztliches Gutachten eines Arztes von einem anderen Arzt in Frage gestellt wird? Relativiert wird? Ja, es kann offensichtlich sein, aber ein Amtsarzt wird nicht zugelassen. DarĂŒber bin ich entsetzt! Herrscht in Österreich WillkĂŒr? Wird einem Arzt unterstellt er wĂŒrde falsche Gutachten erstellen?“

Zudem hat die Familie per Post eine Verpflichtung zur Ausreise erhalten. Dies, obwohl der die Familie vertretende Rechtsanwalt durch die Familie fĂŒr den Erhalt von Postsendungen als BevollmĂ€chtigter eingesetzt wurde.

„Ein Statement zur Familie und zur österreichischen Asylpolitik laut herausschreien!

Das lĂ€sst uns als Schule wieder eine Aktion starten. Diese Aktion wird zusammen mit der offenen Jugendarbeit Lauterach durchgefĂŒhrt. SchĂŒler/innen, BĂŒrger/innen, Interessierte werden aufgerufen sich in einer Foto-Schrei-Box die Wut, EnttĂ€uschung von der Seele zu schreien.

Mittwoch, 1.7.15 ab 11:15 Uhr am Montfortplatz in Lauterach“

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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