7. Mai 2023

Die Junge ÖVP und der Klimaschutz

2023-05-08T08:33:55+02:0007.05.23, 15:39 |Kategorien: Klima und Umwelt|Tags: , , , |

Es ist immer wieder erstaunlich, wie massiv das schlechte Gewissen sein muss: Klimaaktivist:innen werden des „Terrorismus“ bezichtigt oder sonstwie diffamiert, um vom eigenen verantwortungslosen Nichtstun abzulenken. Besonders bieder zeigt sich wieder einmal die Junge ÖVP. Unter dem Titel „Festgeklebt“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:

In den letzten Wochen war in Vorarlberg in Sachen Klimaschutz einiges los: Die „letzte Generation“ blockierte den Grenzübergang Au/Lustenau und den Arlbergpass. Die Vertreterin der BH hat die Aktion an der Grenze nicht untersagt, sondern als „zumutbar“ bezeichnet. Es wäre zu ergänzen: Aktionen wie diese sind nicht nur „zumutbar“, sondern notwendig, denn vom überfälligen Umdenken in der Politik ist nichts zu bemerken.

Fast täglich gibt es Schreckensmeldungen: Die Polkappen schmelzen schneller als befürchtet und die Ozeane waren im April so warm wie nie zuvor in der Geschichte. Sie könnten das Wetterphänomen El Niño auslösen. Damit bezeichnet man ungewöhnlich veränderte Meeresströmungen, die zu einer noch stärkeren Erwärmung der Meere führen.

Dringender Protest

Was hat das mit Österreich zu tun? Wir verstärken den gefährlichen Prozess und stoßen jährlich fast doppelt so viele Treibhausgase aus wie der globale Durchschnitt. Die vertraglich festgelegten Klimaziele verfehlen wir klar, wie im Ende April vorgestellten Bericht des Umweltbundesamtes nachzulesen ist. Sogar wenn alle bislang nur versprochenen Maßnahmen eingerechnet werden, liegen die Treibhausgasemissionen zudem noch immer fast 50 Prozent über dem zugesagten Wert.

Es braucht daher weit größere Anstrengungen als bisher. Dass ausgerechnet Österreich in Tateinheit mit Deutschland in der EU zu den Bremsern in Sachen Klimaschutz gehört, kann man nur mit Kopfschütteln quittieren, zumal der Alpenraum und somit ein Großteil unseres Landes schon jetzt vom Klimawandel deutlich stärker betroffen ist als der Durchschnitt der Länder.

PR statt Klimaschutz?

Die Proteste der „letzten Generation“ sollten jene Alarmglocken sein, welche vor allem die ÖVP aus dem klimapolitischen Tiefschlaf wecken. Ihre zunehmenden Techtelmechtel mit der FPÖ deuten allerdings eher in die Gegenrichtung. Vorbei sind offensichtlich die Zeiten, als frühere ÖVP-Parteichefs wie Josef Riegler oder Erhard Busek offen für notwendige Reformen waren.

Festgeklebt an Uraltvorstellungen zeigt sich die angeblich „Junge“ ÖVP in Vorarlberg: Als Antwort auf die Letzte Generation schlägt sie gemeinsames Bäumepflanzen vor. Bäume sind natürlich wichtig für den Klimaschutz. Aber so eine Aktion an einem Samstagnachmittag ist in etwa so wirksam wie ein kleines Heftpflaster, das man einem Schwerverletzten reicht.

Wie wär’s stattdessen mit einem Einsatz für Tempo 100 und einem Überholverbot für LKW auf der Rheintalautobahn? Ist das wirklich schon radikal? Professor Günter Emberger von der Technischen Universität hat diese Forderung jedenfalls für alle Autobahnen in Österreich aufgestellt. Und vielleicht nehmen die Jungschwarzen beim Bäumepflanzen ja ihre Parteigranden mit. Diskutieren sollten sie dann auch zukunftsvergessenen Straßenprojekten wie die S18 oder dem Tunnel-Irrsinn in Feldkirch. Die Letzte Generation hat sicher auch noch die ein oder andere Idee.


27. März 2023

Porsche jubelt, das Klima nicht!

2023-03-27T09:05:00+02:0027.03.23, 8:58 |Kategorien: Allgemein, Klima und Umwelt|Tags: , |

Politik lebt von Kompromissen. Man darf sie also nicht verächtlich machen. Was da am Wochenende in Brüssel als Einigung beim Streit über das Ende des Verbrennermotors herausgekommen ist, muss allerdings als „fauler Kompromiss“ bezeichnet werden. Unter dem Titel „Freie Fahrt für Porsche!“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar veröffentlicht. Hier zum Nachlesen:

Man kann nur den Kopf schütteln darüber, was da auf EU-Ebene am Samstag auf Druck von Deutschland – eigentlich der FDP – und leider auch Österreich als „Kompromiss“ gefeiert wurde: Das längst beschlossene Aus für Verbrennermotoren ab 2035 wird gekippt. Zugelassen werden künftig auch Autos, die mit E-Fuels betankt werden. Europa setzt also hartnäckig auf eine klimafeindliche Uralt-Technik.

Das Problem: E-Fuels sind alles andere als „grün“, haben einen Wirkungsgrad von gerade einmal 13 Prozent und somit eine verheerende Energiebilanz: Die Wissenschaft verweist darauf, dass der Strom einer 3-Megawatt-Windturbine zwar für 1600 E-Autos reicht, aber gerade mal für 250 mit E-Fuels betriebene.

Kilmaschutz nachrangig?

„Deutschland hat damit maximalen Schaden angerichtet“, kommentierte die Korrespondentin der ARD: „Viktor Orbán wird dankbar zur Kenntnis nehmen, dass gefasste Beschlüsse nicht eingehalten werden müssen.“ Über die Hintertür könnte dank Deutschland und Österreich künftig eventuell sogar Atomstrom ein grünes Mäntelchen erhalten und von der EU mit Milliardenbeträgen subventioniert werden.

Frankreich beharrte nämlich bislang auf einem vollständigen Aus für Verbrennermotoren, hat am Freitag aber plötzlich einen möglichen Kompromiss angedeutet: Wenn Atomstrom als „Grüne Technologie“ deklariert und gefördert werde, dann könne man vom strikten Aus für den Verbrenner absehen. Für Klima und Umwelt ist das eine „Lose-lose-Situation“. Selbsternannte „Wirtschaftsparteien“ wie die FDP oder die ÖVP sind offenkundig unfähig, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Politik für Porsche-Fahrer

In der ZiB2 ärgerte sich der britische Transport- und Umweltexperte Alex Keynes: „Wir verzögern gerade eines der wichtigsten Klimagesetze, weil sich die deutsche FDP für reiche Porsche-Fahrer einsetzt. Das macht keinen Sinn.“

Auch Ferdinand Dudenhöfer, Deutschlands führender Autoexperte, schüttelt den Kopf: Die deutsche Autoindustrie habe den Trend zur E-Mobilität eh schon verschlafen und sei daher heute im Vergleich zu Frankreich erheblich im Rückstand. Ganz zu schweigen von China, das ausschließlich auf E-Fahrzeuge setzt, der größte Markt für Autos ist und schon jetzt die preisgünstigsten E-Autos verkauft. Und auch in den USA weiß man, was es geschlagen hat.

Dudenhöfer warnt: Europas Autokonzerne geraten technologisch noch weiter in Rückstand, verschwenden sinnlos Milliarden und viel Hirnschmalz für Forschung in eine veraltete Technologie. Sind wir wirklich unfähig, die Zeichen der Zeit zu erkennen? Bestimmt mit der FDP der politische Arm des Porsche-Konzerns die europäische Klima-Politik? Muss ausgerechnet Österreichs klimapolitischer Steinzeitkanzler das auch noch unterstützen und somit gleichzeitig als Förderer von Atomstrom auftreten? Es darf sich niemand wundern, wenn denkende und engagierte Jugendliche verzweifeln. Ich habe Verständnis für die sogenannten „Klimakleber“!

14. November 2022

Wer sind die Klima-Extremisten?

2022-11-14T08:52:08+01:0014.11.22, 8:49 |Kategorien: Allgemein, Klima und Umwelt|Tags: , , |

Die diversen Protestmaßnahmen der sogenannten „Letzten Generation“ haben dazu geführt, das von „Öko-Terroristen“ und einer „Öko-RAF“ die Rede war. Doch die wirklichen Extremisten sind jene, die konsequente Maßnahmen zum Schutz des Klimas verhindern. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel „Radikale Ignoranz“. Hier zum Nachlesen:

In Deutschland herrschte letzte Woche große Aufregung: „Klima-Aktivisten blockieren wieder Straßen in Berlin“. Sie nennen sich „Letzte Generation“, bewerfen (durch Glas geschützte) Kunstwerke in Museen mit Brei oder kleben sich wie in Berlin auf die Straße. Der Protest gilt der „Zerstörung unserer Lebensgrundlagen“.

Als in Berlin eine Frau bei einem Unfall ums Leben kam, wurden flugs die Protestierenden als Schuldige identifiziert, weil ein Stau auf der Stadtautobahn einen Einsatzwagen behindert habe. Ursache sei die Aktion der Klimaschützer gewesen. Obwohl die Notärztin klar feststellte, dass die Blockade keine Auswirkungen auf die Rettung der verletzten Frau hatte, machte diese infame Instrumentalisierung des Unfalls medial die Runde.

Die Reaktionen waren heftig: Von „Öko-Terroristen“ war die Rede. Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU im Bundestag, bemühte sogar einen Vergleich mit der „Roten Armee Fraktion“ (RAF): Er wolle die Entstehung einer „Klima-RAF“ verhindern. Der Generalsekretär der FDP blies ins selbe Horn.

Man muss aufrütteln!

Und warum das Ganze? Derzeit werden Unsummen für das Auffinden neuer Gasquellen ausgeben, Kohlekraftwerke sollen länger laufen – wirklicher Klimaschutz wird bestenfalls versprochen. Über Einsparungspotenziale wie Tempo 100 – in Deutschland gibt es auf Autobahnen überhaupt kein Tempolimit – wird praktisch nicht diskutiert. Dabei verlangt dort sogar das Bundesverfassungsgericht verbindliche Maßnahmen, um die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten.

Im Fernsehen erklärt der Moderator Markus Lanz einer jungen Aktivisten langatmig, sie solle doch mit Optimismus in die Zukunft schauen, weil Menschen sich an die Klimaveränderung anpassen können. Sie „zerlegt“ ihn mit dem Verweis auf die Wissenschaft in zwanzig Sekunden.

Und wir? Österreich hatte noch vor zwei Jahrzehnten deutlich weniger CO2-Ausstoß zu verantworten als die restliche EU, seit vielen Jahren aber sind wir deutlich drüber. Der Verkehrsclub Österreich verweist darauf, dass in Vorarlberg der Verkehr für 44 Prozent der Treibhausgase verantwortlich ist. Sind da neue Straßen wie die S18 oder die Tunnelspinne in Feldkirch und somit mehr Verkehr die Antwort darauf? Oder die Blockade zum Bau von Windrädern durch Landeshauptmann Markus Wallner?

Highway to hell

Auf der Weltklimakonferenz in Ägypten hat UNO-Generalsekretär António Guterres zurecht gemeint, wir befänden uns auf dem „Highway zur Klimahölle“: „Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und sind dabei zu verlieren.“

Unser Problem sind nicht die Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation. Ihre Vertreter haben sich am Donnerstag in Wien an einem Sockel im Dinosauriersaal des Naturhistorischen Museums festgeklebt, um bei ausgestorbenen fossilen Riesen auf unsere „fossile“ Klimapolitik hinzuweisen. Die Dinos konnten sich gegen ihr Aussterben nicht wehren, wir könnten es, sind derzeit aber radikal ignorant!

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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