6. April 2015

Die FPÖ, die „Aula“ und die blauen „Intellektuellen“

2015-04-07T13:12:41+02:0006.04.15, 11:01 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , , |

aula_maerz2015„Aula“ und „Zur Zeit“ sind also Zeitschriften der FPÖ fĂŒr Intellektuelle. Halt fĂŒr blaue Intellektuelle. Meint die FPÖ. Peinlich etwa die „Verunglimpfung von Ruth KlĂŒger und anderen KZ-Überlebenden in der „Aula“.
In der letzten Ausgabe bekomme auch ich von der „Aula“ mein „Fett“ ab und die Empfehlung, mich an angeblichen Vorbildern wie Alexander Löhr und Manfred von Richthofen zu orientieren. Bemerkenswert ist diese Empfehlung nicht nur inhaltlich, beachtenswert ist auch das sprachliche Reservoir, aus dem die blauen „Vordenker“ da schöpfen: „An ihnen könnten sich Kreaturen wie Walser ein Vorbild nehmen.“ Autor des Artikels ist der oberösterreichische Rechtsextremist Fred Duswald (Alter Herr der aB! Danubia, MĂŒnchen). Er ist schon mehrfach einschlĂ€gig aufgefallen – etwa durch die Beschimpfung des WiderstandskĂ€mpfers Franz JĂ€gerstĂ€tter oder der homosexuellen NS-Opfer („Sittenstrolche“, „Sittlichkeitsverbrecher“). NĂ€heres hier: „NS-Apologetik in der Zeitschrift Die Aula: Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus“. Und weil’s mit der Punzierung „Kreatur“ nicht genug ist, werde ich auch gleich als „Umerzieher“ geoutet.
Vergleichsweise zivilisiert ist da „Zur Zeit“, die sich an der „unappetitlichen Form des Umgangs mit dem Andenken Verstorbener“ stĂ¶ĂŸt und den Kaisersohn Otto bemĂŒht, um abzuleiten, dass sich eine solche Vorgangsweise bald rĂ€chen wĂŒrde. Ach ja, richten es die Recken aus der Nazi-Zeit nicht verbal, muss halt irgendwie wenigstens der Kaiser her.
Grund fĂŒr die rĂŒden braun-blauen Attacken gegen mich ist ein politischer Erfolg. Es ist uns GrĂŒnen nĂ€mlich gelungen, ein „ehrendes Gedenken“ an den Kriegsverbrecher Alexander Löhr im öffentlichen Raum („Kriegsverbrecher als ‚unvergesslicher Kamerad“) abzustellen.
Pikant ist, dass das von diversen Mandataren der „Sozialen Heimatpartei“ fĂŒr krude historische Absonderungen und extra-patriotische ErgĂŒsse gern genutzte Blatt in Bratislava gedruckt wird. Daraus lassen sich zwei SchlĂŒsse ziehen: Entweder wird die slowakische Hauptstadt noch dem alten Reich (ob jenem vor 1918 oder dem TausendjĂ€hrigen sei dahingestellt), also der engeren Heimat, zugerechnet, oder die Herausgeber profitieren doch von den gĂŒnstigeren Durckkosten und pfeifen in diesem Fall auch auf ihre heimatorientierte LoyalitĂ€t.
Übrigens: Die Vater-Sohn-Mölzer-Postille „Zur Zeit“ erhĂ€lt staatliche Vertriebsförderung – im letzten Jahr immerhin 36.724,80€. In den Richtlinien fĂŒr die Vergabe der Gelder ist festgehalten, dass Medien, die wegen Verhetzung oder wegen des Verstoßes gegen das Verbotsgesetz rechtskrĂ€ftig verurteilt wurden, keine Presseförderung erhalten dĂŒrfen. Das könne, so der VÖZ, „einen Beitrag zur demokratiepolitischen Hygiene am heimischen Mediensektor“ leisten. Immerhin ist in den letzten Jahren nicht nur der Ex-Herausgeber von „Zur Zeit“, Andreas Mölzer, wegen rassistischer Artikel in seinem Blatt immer wieder in die Kritik geraten. Es wird also zu untersuchen sein, inwieweit „Zur Zeit“ diesen Richtlinien gerecht wird. Wir werden darauf ein Auge haben.

1. April 2015

Vorwissenschaftliche Arbeit: Das Ministerium lenkt ein

2015-04-01T13:14:25+02:0001.04.15, 13:08 |Kategorien: Bildung|Tags: , , |

ZentralmaturaEs passiert ja nicht jeden Tag, dass Ministerien etwaige Fehler eingestehen und daraus auch noch die richtigen Konsequenzen ziehen. Aber, gute Nachricht, im Fall der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) und den widersprĂŒchlichen Angaben auf der ministeriumseigenen Website zum Mindestumfang der Arbeit ist es passiert.

Ich habe im JĂ€nner nach einem Hilferuf eines SchĂŒlers eine Parlamentarische Anfrage gestellt, um Ministerin Heinisch-Hosek auf die MissstĂ€nde aufmerksam zu machen und um eine Lösung im Sinne der SchĂŒlerInnen anzuregen. Jetzt kam die Antwort der Ministerin: Wie die Arbeit nun konkret auf den erforderlichen Umfang hin bewertet wird, bleibt den LehrerInnen ĂŒberlassen: „Auch Unter- und Überschreitungen bilden kein ‚K.O. – Kriterium’. Die Verantwortung fĂŒr die Beurteilung der Arbeit (inkl. PrĂ€sentation und Diskussion) liegt bei der betreuenden Lehrkraft.“

Dass auf der Informationsseite des Ministeriums unzureichende bzw. widersprĂŒchliche Vorgaben gemacht wurden, bedauert das Ministerium: „Die auf der Seite publizierten bzw. publiziert gewesenen inkongruenten Informationen zu Fußnoten werden ausdrĂŒcklich bedauert.“ Und: „Das bedeutet, dass fĂŒr den kommenden Maturatermin unter Anwendung des Grundsatzes des VertrauensverhĂ€ltnisses die fĂŒr die SchĂŒlerin bzw. den SchĂŒler gĂŒnstigere Lösung zu wĂ€hlen sein wird.“ Gut so!

FĂŒr die kommenden Jahre empfehle ich den Verantwortlichen im Bildungsministerium allerdings dringend folgende Revisionen:

  • eine deutliche Vereinfachung der formalen Vorgaben und damit auch eine Angleichung an die gĂ€ngige universitĂ€re Praxis (welche/r UniversitĂ€tslehrende kĂ€me auf die Idee, die Anzahl der Fußnotenzeichen zu erheben und dann auch noch zu differenzieren, welche in den Umfang der Arbeit eingerechnet werden und welche nicht?)
  • eine Verringerung des Umfangs: An den UniversitĂ€ten werden fĂŒr Seminararbeiten in der Regel (zumindest in den geisteswissenschaftlichen FĂ€chern) um die 20 Seiten verlangt (was in etwa 50.000 Zeichen entspricht). Die Schule hat die Aufgabe, SchĂŒlerInnen an die Anforderungen der Hochschulen heranzufĂŒhren, aber nicht, Arbeiten zu verlangen, die in den formalen Vorgaben ĂŒber universitĂ€re Anforderungen teilweise sogar hinausgehen.
  • VerĂ€nderung des Abgabedatums: Die Fertigstellung der Arbeiten muss nach den Semesterferien erfolgen, also in einer Zeit, wo die SchĂŒlerInnen mit dem Abschluss der 8. Klasse und mit der Vorbereitung auf die Matura voll gefordert sind. Es wĂ€re daher zu ĂŒberlegen, mit der Ausgabe der Themen und dem Abgabedatum um einige Monate nach vor zu rĂŒcken, um von den SchĂŒlerInnen Druck wegzunehmen.

Es wird nun umgehend zu evaluieren sein, wie die Resultate der Vorwissenschaftlichen Arbeit ausgefallen sind: Wie viele SchĂŒlerInnen haben die Fertigstellung der Arbeit zeitgerecht geschafft, wie viele sind gescheitert, worin lagen etwaige Probleme und welche SchlĂŒsse sind daraus zu ziehen? Hier gilt: Auf Lehrende aus der Praxis und auf SchĂŒlerInnen hören und deren RĂŒckmeldungen ernst nehmen. Bitte, danke!

FĂŒr die „GrĂŒne Schule“ gilt: „Kein Kind zurĂŒcklassen!“

31. MĂ€rz 2015

Ein österreichisches Nachkriegsschicksal: Hermann Neubacher

2017-10-20T06:53:29+02:0031.03.15, 13:25 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , |

„Die Anstalt“ ist ein politisches Kabarett-Format des ZDF und legt gezielt den Finger auf jene Wunden der Gesellschaft, wo es ziemlich wehtut. Das Lachen findet in den pointierten BeitrĂ€gen sehr oft ein jĂ€hes Ende. So geschehen auch in einer Folge, in der sich die Sendungsmacher dem in Deutschland heiklen Thema Griechenland, den heiß diskutierten Reparationszahlungen und einem Massaker, das eine SS-Division im Juni 1944 in Distomo angerichtet hatte, widmeten. Sehen Sie sich den Beitrag unbedingt bis zum Schluss an:

Was wir im Beitrag nicht sehen, ist der österreichische Anteil an den NS-Verbrechen in Griechenland. Mehrfach habe ich hier bereits ĂŒber Alexander Löhr, Oberbefehlshaber der in Griechenland stationierten Heeresgruppe E, berichtet. Weitgehend unbekannt ist die Rolle des in Wels geborenen Hermann Neubacher. Nach seinem Studium wurde Neubacher im Roten Wien Generaldirektor der GemeinnĂŒtzigen Siedlungs- und Baustoffanstalt (GESIBA). Ab 1933 optierte er fĂŒr den Anschluss Österreichs an Deutschland, tauchte als (zeitweise fĂŒhrendes) Mitglied der illegalen NSDAP nach dem Putschversuch im Juli 1934 unter, wurde verhaftet und dann 1936 wieder freigelassen. Der „FĂŒhrer“ bedankte sich fĂŒr seine Dienste nach dem Anschluss und ernannte ihn bereits am 13. MĂ€rz 1938 zum Wiener BĂŒrgermeister. Ende 1940 wurde Neubacher in den diplomatischen Dienst ĂŒbernommen und hier ab 1942 zum „Sonderbeauftragten des Reiches fĂŒr wirtschaftliche und finanzielle Fragen in Griechenland“ und ab 1943 auch zum „SonderbevollmĂ€chtigtem des AuswĂ€rtigen Amts fĂŒr SĂŒdosten“ befördert. In diesen Funktionen koordinierte Neubacher nicht nur die wirtschaftliche Ausblutung Griechenlands, sondern auch eine Reihe von Maßnahmen, die den griechischen Widerstand gegen die Okkupanten brechen sollten. Taktik war es vor allem, unter der griechischen Bevölkerung möglichst viele Kollaborateure anzuwerben, die bĂŒrgerkriegsartig gegen die eigene Bevölkerung vorgehen sollten. Die Massaker, die an der griechischen Zivilbevölkerung verĂŒbt wurden, waren Teil und Ergebnis dieser auch von Neubacher zu verantwortenden Politik in Griechenland.

Nach 1945 wurde Neubacher an Jugoslawien ausgeliefert, im Jahr 1951 zu 20 Jahren GefĂ€ngnis verurteilt, jedoch aufgrund einer Intervention bereits 1952 wieder entlassen. Österreichisches Nachkriegsschicksal: Neubacher avancierte trotz internationalen Protests ab 1958 zum Berater der Austrian Airlines (mit dem damals nicht unbetrĂ€chtlichen monatlichen SalĂ€r von 20.000 ÖS, das ĂŒber jenem von damaligen Regierungsmitgliedern lag) und zum Vorstandsvorsitzenden der Wienerberger Ziegelwerke. Sein Großneffe, Marcus J. Carney, verarbeitete die Familiengeschichte im sehenswerten Film „The End of The Neubacher Project“.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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