FlĂŒchtlingskinder: Was muss jetzt passieren?
Gemeinsam mit İnci Dirim, Professorin fĂŒr âDeutsch als Zweitspracheâ an der UniversitĂ€t Wien, habe ich heute in einer Pressekonferenz unsere VorschlĂ€ge zur schulischen Integration von FlĂŒchtlingskindern vorgestellt. Derzeit geht man im Ministerium davon aus, dass etwa 5.000 FlĂŒchtlingskinder integriert werden mĂŒssen. Die Zahl ist jedoch ausgehend von den SchĂ€tzungen in Deutschland sehr niedrig gegriffen.
Meine Forderungen kurz zusammengefasst:
- Flexiblere ganzjÀhrige Mittelzuteilung: Derzeit wird ein Stichtag herangezogen (der 15. September), dann darf ein ganzes Jahr lang nichts mehr passieren.
- Wir benötigen kurzfristig mehr Geld und mĂŒssen auf neue Herausforderungen auch wĂ€hrend des Schuljahres reagieren können. Konkret bedeutet das: 14 Mio ⏠mehr fĂŒr Sprachförderung und sozial-psychologische Betreuung, um Traumata zu erkennen, um Sicherheit zu geben und StabilitĂ€t zu vermitteln. Das sind 0,17% des Unterrichtsbudgets.
- Einbeziehung von ExpertInnen aus ganz Ăsterreich fĂŒr ein Konzept: Das wĂ€re eigentlich selbstverstĂ€ndlich, fehlt aber derzeit.
- Einheitliche Sprachstandsfeststellung in allen BundeslÀndern und Weitergabe der Daten vom Kindergarten zur Volksschule.
- SondervertrĂ€ge fĂŒr im Fach âDeutsch als Zweitspracheâ akademisch ausgebildete Personen, die kein Lehramt haben (allein in Wien sind es etwa 200).
- Als Ăbergangslösung kurzfristige âWillkommenskurseâ, um eine gute psychologische und sozialpĂ€dagogische Betreuung gewĂ€hrleisten zu können. Dann gleitender Ăbergang in die Regelklassen, denn die Wissenschaft hat belegt: Schnellstmögliche Integration bringt die besten Ergebnisse!
Professorin Dirim hat auf zwei âbest practiceâ-Modelle hingewiesen und davor gewarnt, pauschale Antworten auf die komplexen Herausforderungen zu geben:
- In Schleswig-Holstein gibt es Zentren fĂŒr Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Sie werden von den Kinder besucht, bevor es dann zur Eingliederung in die Schulen kommt. Von dort können sie jederzeit wieder ins DaZ-Zentrum, sodass eine langjĂ€hrige Begleitung garantiert ist. Es ist ein Modell fĂŒr Schulen, die nur von wenigen betroffenen Kindern besucht werden.
- In Hamburg gibt es etwa 500 SprachlernkoordinatorInnen, die von den Schulen nominiert werden. Sie erhalten eine spezielle Ausbildung und einmal pro Jahr eine Fortbildung und sind Teil eines eigenen Netzwerkes. Sie machen am Anfang des Jahres Sprachstandserhebungen mit allen Kindern. Wo es notwendig ist, werden individuelle FörderplÀne erstellt. Die Evaluierung erfolgt am Ende des Jahres wieder mit einer Sprachstandserhebung.
Die Zeit drĂ€ngt. Wir mĂŒssen umgehend handeln, denn es gilt auch hier: Wer rasch hilft, hilft doppelt!