24. Januar 2024

„Die letzte Hinrichtung“

2024-01-24T17:19:25+01:0024.01.24, 17:15 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Gesellschaft|Tags: , |

In Altach konnte ich vor ĂŒber 300 Interessierten mein Buch ĂŒber einen besonderen Kriminalfall in Vorarlberg prĂ€sentieren: „Vorarlbergs letzte Hinrichtung. Der Fall des Doppelmörders Egon Ender“. Besonders spannend ist die Biografie des TĂ€ters, aber auch das Thema Todesstrafe wird ausfĂŒhrlich behandelt, denn die EinfĂŒhrung im Jahr 1945 war verfassungsrechtlich Ă€ußerst problematisch. Das Buch kann seit dieser Woche im Buchhandel erworben werden.

Hier der Bericht von „Vorarlberg heute“ zum Nachsehen:

 

18. Januar 2024

Unwort „Remigration“

2024-01-18T08:55:50+01:0018.01.24, 8:53 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , |

In Deutschland wird ĂŒber ein Verbot der AfD diskutiert. In Österreich diskutiert man darĂŒber, in welcher Konstellation die FPÖ ab Herbst in der Regierung sein wird. Es ist Zeit aufzuwachen und dem rechtsextremen und rassistischen Treiben Einhalt zu gebieten. Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten. Hier zum Nachlesen:

Letzte Woche hat BundesprĂ€sident Alexander Van der Bellen bei einem Festakt das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) gewĂŒrdigt und in Bezug auf die NS-Vergangenheit gemeint: „Es darf gerade jetzt nicht sein, dass wir einen bequemen Schlussstrich ziehen.“

Am selben Tag wurde ein Geheimtreffen hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarker Unternehmer bekannt, bei dem es in Berlin um „Remigration“ ging. Aus Österreich angereist war unter anderem auch Martin Sellner, Chef der mit der FPÖ ĂŒber mehrere Wege verbandelten rechtsextremen „IdentitĂ€ren“. Kernforderung in Berlin: die Vertreibung von Millionen (!) von Menschen aus Deutschland und Österreich.

„Masterplan“

Auch FPÖ-Obmann Herbert Kickl operiert mit solchen haarstrĂ€ubenden Forderungen und dem Begriff „Remigration“, mit dem nicht nur er, sondern Neonazis, Neofaschisten und rechtsextreme Parteien in ganz Europa seit Jahren das gesellschaftliche Klima vergiften.

„Remigration“ meint die „RĂŒckgĂ€ngigmachung“ von Migration und somit die massenhafte Deportation von Menschen – Kickl nennt sie menschenverachtend „nicht wertvolle Elemente“, darunter solche mit österreichischer StaatsbĂŒrgerschaft. Ohne Gewalt wird das nicht gehen. Es stĂŒnde außerdem eklatant im Widerspruch zu unserer geltenden Verfassung.

FPÖ und IdentitĂ€re

Auf der Plattform „Stoppt die Rechten“ sowie der Homepage des DÖW gibt es fundierte Hinweise auf die engen Verbindungen zwischen FPÖ, ihrer Schwesterpartei AfD und den IdentitĂ€ren. FPÖ-GeneralsekretĂ€r Michael Schnedlitz begrĂŒĂŸte bei einer FPÖ-Kundgebung die IdentitĂ€ren („Hier seid ihr willkommen!“): „Wir werden diese Bundesregierung mit sprichwörtlichen nassen Fetzen aus dem Parlament treiben.“ Aus dem Parlament wohlgemerkt, nicht nur aus der Regierung.

Auch sein Kompagnon Christian Hafenecker schwadroniert von einem angeblichen „Bevölkerungsaustausch“ und bekundet offen Sympathie fĂŒr die Positionen der IdentitĂ€ren. Er habe „nicht den geringsten Grund, sich von völlig legitimen und aus unserer Sicht auch politisch unterstĂŒtzenswerten Forderungen zu distanzieren“.

Folgerichtig unterstĂŒtzte die Freiheitliche Jugend eine „Remigrations-Tour“ der IdentitĂ€ren in Oberösterreich, der Obmann der Jung-Blauen sprach sogar von einem „Schulterschluss“. Der frĂŒhere Parteichef Norbert Hofer bezeichnete die IdentitĂ€ren und deren Forderungen zurecht als „Wahnsinn“, Kickl hingegen spricht von der in Österreich offiziell als rechtsextrem eingestuften Truppe als „unterstĂŒtzenswertem Projekt“.

In Deutschland wurde „Remigration“ von einer Jury zum „Unwort des Jahres“ gewĂ€hlt. Es sei ein „rechter Kampfbegriff“ und eine „beschönigende Tarnvokabel“. In Österreich wird dieses Unwort von der in aktuellen Umfragen stĂ€rksten Partei verwendet.

Es wird Zeit, wieder an der Artikel 9 des Staatsvertrags zu erinnern. Demnach verpflichtet sich unser Staat, „alle nazistische TĂ€tigkeit in Österreich zu verhindern“.

19. Oktober 2023

Die Brandstifter sind unter uns

2023-10-19T13:52:35+02:0019.10.23, 13:52 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Gesellschaft|Tags: , , |

Die Relativierung rechter Parolen wird von immer breiteren Kreisen akzeptiert und von politischen Brandstiftern genutzt. Unter dem Titel „’Blinzeln‘ nach rechts außen“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst hier zum Nachlesen:

Der verbrecherische Angriff der Hamas auf Israel mit unfassbaren GrĂ€ueltaten erschĂŒttert derzeit die Welt. Israels Reaktion darauf ist ebenso verstĂ€ndlich wie gefĂ€hrlich. Selbst traditionelle UnterstĂŒtzer wie die US-PrĂ€sident Joe Biden warnten die israelische Regierung davor, den Gazastreifen erneut zu besetzen: „Das wĂ€re ein großer Fehler.“ Die Hamas, so stellte er zurecht fest, sei nicht das gesamte palĂ€stinensische Volk.

Wir in Österreich tun nicht nur angesichts unserer Geschichte gut daran, uns mit guten RatschlĂ€gen an Israel zurĂŒckzuhalten und ĂŒberall dort humanitĂ€re Hilfe zu leisten, wo das möglich ist. Wir haben zudem genug damit zu tun, eine gefĂ€hrliche Entwicklungen in unserer Gesellschaft aufmerksam zu beobachten.

Stammtischparolen

Wer jetzt in der Politik oder den Medien die Stimmung aÂŹnheizt, macht sich mitschuldig. Wer Menschenrechte und das Asylrecht bei uns infrage stellt und mit Stammtischparolen suggeriert, praktisch alle FlĂŒchtlinge seien „eine Gefahr“ und schnurstracks eine Verbindung zu islamistischen Terroristen herstellt, handelt verantwortungslos. Er ist mitverantwortlich dafĂŒr, wenn bald auch bei uns einzelne nicht nur symbolisch „die Messer wetzen“.

In den USA hat am Wochenende ein 71-jĂ€hriger Mann 26 Mal mit dem Messer auf einen sechsjĂ€hrigen Buben eingestochen und getötet sowie dessen Mutter schwer verletzt. Seine BegrĂŒndung: Hass auf Muslime und der Angriff der Hamas auf Israel. Mit unbedachten Äußerungen gegen FlĂŒchtlinge und Muslime werden solche GewalttĂ€ter ermuntert und ein friedliches Zusammenleben erschwert.

NatĂŒrlich muss der Staat seine Werte verteidigen und eingreifen, wenn es Probleme gibt oder – wie zuletzt – einige die schrecklichen GrĂ€ueltaten der Hamas bejubeln. Die Polizei hat das am vergangenen Wochenende mit Augenmaß auch getan, aber Heißspornen war das zu wenig. KĂ€men ihnen Straßenschlachten in Wien und anderen StĂ€dten zupass? Vor allem die Parteien sind gefordert, entschlossen und gleichzeitig besonnen zu reagieren.

Fatale Signale

Mit Bitterkeit hat ÖVP-Mandatar Othmar Karas sein Nicht-Antreten bei den EU-Wahlen damit begrĂŒndet, dass das „Blinzeln“ zum rechten politischen Rand auch in seiner Partei salonfĂ€hig geworden sei. Das ist ein ebenso fataler wie richtiger Befund, zumal sich einige nicht mehr scheuen, sogar die humanitĂ€ren AktivitĂ€ten der Kirche in der FlĂŒchtlingspolitik als „kontraproduktiv“ zu geißeln. Das war jahrzehntelang undenkbar – und ist es bei wirklich Christlichsozialen bis heute.

Zum Frieden im Nahen Osten kann Österreich kaum etwas beitragen. Als letzter großer Staatsmann unseres Landes hat das Bruno Kreisky mit zumindest kleinen Erfolgen versucht. Heute mĂŒssen wir uns auf die Erhaltung des inneren Friedens in unserem Land konzentrieren und ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft verhindern. Diese Aufgabe ist schwer genug und wird von politischen Brandstiftern zunehmend torpediert.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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