20. Januar 2016

FlĂŒchtlinge: KĂŒhler Kopf statt Obergrenzengefasel!

2016-01-21T14:53:13+01:0020.01.16, 14:25 |Kategorien: Gesellschaft, Integration, Menschenrechte|Tags: , , |

obergrenzen„Unser komfortables Leben“ können wir mit Grenzschließungen „auf Dauer gewiss nicht sichern.“ Das sagt nicht irgendein realitĂ€tsfremder „Gutmensch“, das steht in „Die Welt“, dem Zentralorgan der deutschen Konservativen („Geschlossene Grenzen bringen gar nichts!“): „Das Mittelmeer wĂŒrde zu einem riesigen Friedhof, Griechenland wĂ€re bald schon ein failing state und Italien schnell wieder instabil.“

Das ist eine schlichte Vorausschau auf kĂŒnftige Szenarien. Auch in Österreich driftet die öffentliche Meinung zunehmend nach Rechts ab. Unsere Regierung faselt von Obergrenzen, Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz will Mauern an der EU-Außengrenze und meint nonchalant, dies werde „nicht ohne hĂ€ssliche Bilder gehen“. Aber wer von „FlĂŒchtlingsobergrenzen“ spricht, muss auch klar aussprechen, wie diese zu erreichen sind: Grenzen dicht? MillitĂ€r- und Polizeieinheiten mit Schießbefehl? Leichenberge rund um Europa?

Nein: Es geht nicht um hĂ€ssliche Bilder, es geht um Menschen, die vor und an den Grenzen sterben werden, deren Tod wir in Kauf nehmen, um gleichzeitig ein System aufrecht zu erhalten, das Flucht geradezu provoziert. Vorgestern kamen die Zahlen einer Ungleichheitsstudie zur Vermögensverteilung. Egal, ob diese Zahlen nun im Detail richtig sind oder nicht: Tatsache ist, dass ökonomische Ungleichheit zunimmt. Das ist auch bei uns spĂŒrbar und löst – zu Recht – Ängste aus.

Eine Staatengemeinschaft, die nicht einmal willens ist, das notwendige Geld aufzubringen, um das Überleben in den FlĂŒchtlingslagern rund um Syrien zu garantieren und gleichzeitig unglaubliche Summen in den Aufbau von Abschottungs- und Überwachungsstrukturen investiert, hat ein riesiges GlaubwĂŒrdigkeitsproblem, wenn sie zugleich von Werten spricht, die Neuankommende bei uns zu respektieren hĂ€tten. Bis zur EU-Außengrenze werden jegliche moralische Werte, die da die simple Einhaltung von Menschenrechten bedeuten, außer Kraft gesetzt, innerhalb der Grenzen werden sie zum Maßstab fĂŒr ein Bleiberecht hochstilisiert. Das kann nur scheitern. Die Rechnung werden nicht nur jene bezahlen, die es nicht bis in die EU schaffen, sondern auch wir.  Das Auseinanderdriften der Gesellschaft, die zunehmende Radikalisierung mit Terror dies- und jenseits der Grenzen, die Etablierung autoritĂ€rer Systeme wie wir sie bereits in Ungarn und Polen sehen, sind ein hoher Preis, der zu leisten sein wird.

Die herbeigesehnten einfachen Lösungen gibt es nicht. Aber: „Wer das FlĂŒchtlingsproblem nicht als ein europĂ€isches sieht, belĂŒgt sein Publikum“, schreibt „Die Welt“: „Und will nicht zur Kenntnis nehmen, dass dieser Kontinent, der nach so vielen Glaubenskriegen und Schrecken zu einer gelungenen politischen Form gefunden hat, gerade wegen seiner erwiesenen FĂ€higkeit, Regeln zu etablieren und dabei Vielfalt zu bewahren, dafĂŒr prĂ€destiniert ist, Einwanderer zu verkraften.“ Wir brauchen PolitikerInnen, die kĂŒhlen Kopf bewahren und ihre Politik nicht nach den Regeln der politischen Hetzer und der Stammtische ausrichten. Hoffen wir, dass diese sich durchsetzen werden.

29. Dezember 2015

Das Neujahrskonzert und so manch unhaltbare Legende

2015-12-30T14:58:14+01:0029.12.15, 10:21 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Gesellschaft|Tags: , , |

Staatsoper_NSKurz vor Neujahr kommen in Sachen Neujahrskonzert die Beschwichtiger, Verniedlicher und historischen Ignoranten so sicher wie das Amen im Gebet und behaupten allen Fakten zum Trotz, das Konzert habe seinen Ursprung zwar in der NS-Zeit, sei damals aber eine Art Widerstandshandlung der „unterdrĂŒckten OstmĂ€rker“ gegen die „preußischen Nazis“ gewesen. Die historische RealitĂ€t ist eine andere. Dazu habe ich in der „Presse“ einen Gastkommentar verfasst: „Das Neujahrskonzert und so manch unhaltbare Legende“

Der Anlass dazu waren unverfrorene Behauptungen des „Presse“-Kulturredakteurs Wilhelm Sinkowicz („Von Krauss bis Mehta“): „Wer ein wenig ĂŒber den Zeitgeschichtlerhorizont hinausdenkt, kann sich vorstellen, was es fĂŒr Österreicher, die gerade zu ,OstmĂ€rkern‘ degradiert worden sind, bedeutet haben mag, wenn die Philharmoniker Musik der Strauß-Dynastie unter Leitung des geborenen Wieners Clemens Krauss musiziert haben.“

Es ist wirklich Ă€rgerlich, denn seit Jahren ist das Gegenteil bekannt, auch wenn Historiker wie Oliver Rathkolb oder Clemens Hellsberg, der ehemalige Vorstand der Philharmoniker, hartnĂ€ckig das Gegenteil behauptet haben. Seriöse und unabhĂ€ngige Forscherinnen und Forscher haben die Fakten sauber recherchiert: „GerĂŒcht oder Tatsache? Das Neujahrskonzert und die Nazis!“

Auch der deutsche Musikhistoriker Ralph Braun hat die jetzige Situation und die Geschichtsklitterungen in einem Beitrag auf der Seite des Operetta Research Center Amsterdam umfassend analysiert („Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker: Angst vor der Nazi-Vergangenheit?“).

Auf den Punkt gebracht hat es der Schweizer Musikhistoriker Fritz TrĂŒmpi. Er schrieb, dass das Neujahrskonzert „Ergebnis einer nationalsozialistischen Kulturpolitik“ war.

3. Dezember 2015

Antisemitische Verschwörungstheorien an unseren Schulen?

2015-12-03T19:39:11+01:0003.12.15, 18:16 |Kategorien: Gesellschaft, Integration, Menschenrechte|

tweet_iranBundesprĂ€sident Heinz Fischer schreibt an alle iranischen SchĂŒlerInnen und Studierenden einen Brief, in dem er sich vom iranischen religösen und politischen System distanziert und alle auffordert, ab nun die westlichen Werte anzunehmen. Klingt absurd. Ich stimme zu. Aber nichts anderes plant der sowohl politische als auch religiöse – so die Eigenbezeichnung – „oberste FĂŒhrer“ des Iran Ayatollah Khamenei. Er hat jetzt einen Brief „An die Jugend“ verfasst, den er an alle SchĂŒlerinnen und SchĂŒler sowie an die Studierenden in Österreich schicken möchte. So hat es zumindest die iranische Nachrichtenagentur INRA vermeldet. Dagegen verwehre ich mich in aller Deutlichkeit („Botschaft an SchĂŒler: Der heikle Brief aus Teheran“).

Mit wem haben wir es da zu tun? Khamenei meinte zum Streit um die Mohammed-Karikaturen, „die Wut unter den Muslimen“ sei „gerechtfertigt und sogar heilig“, es handle sich um eine „teuflische AffĂ€re“, hinter der Zionisten stĂŒnden, „um Spannungen zwischen Muslimen und Christen zu erzeugen“. Als Holocaustleugner hat sich der AnhĂ€nger antisemitischer Verschwörungstheorien weltweit einen Namen gemacht: „Die Meinungsfreiheit (
) erlaubt es gar nicht, dass jemand das MĂ€rchen von der Ermordung der Juden, das auch Holocaust genannt wird, anzweifelt.“

Der Iran wird unter Khamenei von einem Hinrichtungsregime gefĂŒhrt, das heuer auf einen traurigen Rekord von ĂŒber 1000 Exekutionen zusteuert. Zudem kommen eine systematische Frauenfeindlichkeit und die Verfolgung von Homosexuellen (Todesstrafe).

Der Brief, der nun an Österreichs Bildungseinrichtungen gehen soll, beginnt im Zeichen des „Friedens“. Die Paris-Attentate werden bedauert, jedoch wird bald erkennbar, worum es wirklich geht, nĂ€mlich um eine Gleichsetzung der Pariser Attentate und mit dem „Staatsterrorismus Israels“ und der angeblichen „Tötungs- und Zerstörungsmaschinerie des zionistischen Regimes“. Homophobie darf dabei natĂŒrlich auch nicht fehlen: Die Hauptmerkmale der westlichen Kultur seien „AggressivitĂ€t“ und „moralische ZĂŒgellosigkeit“. Damit sind wohl die Homosexuellenrechte gemeint.

Meine Forderung ist klar: Solche Briefe – egal von wem – haben an Österreichs Schulen nichts verloren. Ich habe die Unterrichtsministerin heute daher aufgefordert, in einem Erlass auf die inakzeptablen Grundhaltungen hinzuweisen, die in diesem Brief deutlich werden. Und auch Außenminister Sebastian Kurz ist gefordert: Nach wie vor wird in Wien mit österreichischem Steuergeld ein „wahhabitisches Zentrum“ gefördert. Kurz macht damit den saudischen Fundis die RĂ€uberleiter und Wien zu einem Einfallstor fĂŒr islamistische Fundamentalisten. Immerhin sitzen im großen Beirat an die hundert (!) Personen, die unter dem Schutzmantel der diplomatischen ImmunitĂ€t in Österreich wirken können. KritikerInnen weisen auch auf die enge Kooperation des Zentrums mit der „Muslimbruderschaft“ hin. Wer – wie Sebastian Kurz – stĂ€ndig das Wort „Integration“ auf den Lippen hat, sollte das in der politischen Praxis auch unter Beweis stellen.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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