Minister Kurz am Abstellgleis
 So sieht österreichische Politik aus: Letzten Freitag einigte sich die Regierung auf zusĂ€tzliche Gelder fĂŒr âdie Integration von FlĂŒchtlingenâ. Insgesamt werden es 145 Millionen Euro sein, davon 75 Millionen u.a. fĂŒr zusĂ€tzliche DeutschkursplĂ€tze. Und: FĂŒr schulpflichtige FlĂŒchtlingskinder soll es âSprachstartkurseâ geben. Klingt einmal nicht so schlecht.
So sieht österreichische Politik aus: Letzten Freitag einigte sich die Regierung auf zusĂ€tzliche Gelder fĂŒr âdie Integration von FlĂŒchtlingenâ. Insgesamt werden es 145 Millionen Euro sein, davon 75 Millionen u.a. fĂŒr zusĂ€tzliche DeutschkursplĂ€tze. Und: FĂŒr schulpflichtige FlĂŒchtlingskinder soll es âSprachstartkurseâ geben. Klingt einmal nicht so schlecht.
Sebastian Kurz feierte in einer Presseaussendung die EinfĂŒhrung von ârechtlich verbindlichen Sprachstartklassenâ ab. Ein kleiner aber feiner Unterschied: Offiziell heiĂtâs rechtlich verbindliche Kurse als ergĂ€nzende MaĂnahme zum Regelunterricht in den Stammklassen. Das dĂŒrfte dem Integrationsminister nicht so gut gefallen haben. Aber wer ein richtiger Siegertyp wie Kurz ist, Ă€ndert schwuppdiwupp das Wording, um wenigstens verbal zu dem zu kommen, was er seiner rechten Klientel versprochen hatte: die Einrichtung von eigenen Klassen.
Was jedoch wirklich notwendig wĂ€re, dazu ist es auch am Freitag nicht gekommen: Wir benötigen standortbezogene Rahmenkonzepte, die eine auf die jeweiligen BedĂŒrfnisse der neuen SchĂŒlerInnen zugeschnittene Betreuung und Förderung ermöglichen. Sprachkurse fĂŒr jene, die traumatisiert durch Krieg und Flucht zu uns kommen, sind nicht die primĂ€re Antwort, denn vorher benötigt es psychologische Hilfe. Zudem muss Sprachförderung nach einem Konzept erfolgen, das langfristig ausgelegt ist.
Und auch hier gibtâs keine Antwort der Regierung: Wer soll die Sprachförderung in den Schulen erteilen und wer fĂŒr Erwachsene? Die beiden Expertinnen an der UniversitĂ€t Wien, İnci Dirim und Karen Schramm, haben die Anforderungen in einer aktuellen Stellungnahme klar formuliert, nĂ€mlich, âdass schnelle EinfĂŒhrungen von Ehrenamtlichen nur Notfalllösungen darstellen; sie können eine fundierte Ausbildung nicht ersetzen, die wir als Grundlage fĂŒr eine LehrtĂ€tigkeit fĂŒr unabdingbar halten: Unterrichten ist eine komplexe und verantwortungsvolle Aufgabe, die ein vertieftes theoretisches und praktisches Einarbeiten in (sozial- und migrations-)pĂ€dagogische, allgemeindidaktische und fachdidaktische Professionalisierungsbereiche erfordertâ.
Ăber einen zweiten Punkt jubelt Kurz: âFĂŒr mich ist es auch ganz zentral, dass der Integrationsfonds Wertekurse anbieten wird. Wir mĂŒssen unsere Grundwerte von Anfang vermitteln vom Rechtsstaat bis hin zur Gleichstellung von Mann und Frau.â Nun soll also ausgerechnet der Ăsterreichische Integrationsfonds (ĂIF) jetzt auch noch âWertekurseâ anbieten. Es ist aus pĂ€dagogischer Sicht schon alleine der Gedanke zu hinterfragen, jemandem irgendwelche Werte ĂŒber Kurse eintrichtern zu wollen. Aber wenn es schon um Werte geht, empfehle ich Kurz, zuerst einmal vor der eigenen HaustĂŒre zu kehren und den Korruptionssumpf im ĂIF, den der Rechnungshof scharf kritisiert hatte, aufzuklĂ€ren und daraus die rechtlichen Konsequenzen zu ziehen.
Ein Land, das sich ZustĂ€nde wie in Traiskirchen leistet, wird sich zudem sehr schwer tun, wenn just dann jene Menschen, die unter miesesten UmstĂ€nden ihre erste Zeit in Ăsterreich verbracht haben, per Kurs Werte pauken mĂŒssen, gegen die Ăsterreich in Traiskirchen tagtĂ€glich verstöĂt. Lehren durch Vorbildwirkung, heiĂt eine pĂ€dagogische Grundregel. Wer das nicht begreift, sollte sich ein bisschen zurĂŒckziehen, um zuerst einmal die Grundprinzipien von Lehren und Lernen zu studieren. Und als EinfĂŒhrungstext zum Studium von gesellschaftlichen Werten empfehle ich Minister Kurz die gleichermaĂen berĂŒhrende wie erhellende Schilderung einer Helferin vom Westbahnhof: âAm Westbahnhof Gleis 1b â eine unbeschreibliche Erfahrungâ Vielleicht kommt er drauf, dass er sich mit seiner Rhetorik und Politik am Abstellgleis befindet und die Zivilgesellschaft in der Wertevermittlung viel weiter ist als er?
Anstatt meines Nachworts eines von Höhlen-Höbart (13.9.2015):

 
			
					 Ein genaueres Hinschauen auf die Sprache und den öffentlichen Diskurs ĂŒber ein Thema ist meist erhellend. Schon eine oberflĂ€chliche Analyse eines GesprĂ€chs unserer Innenministerin Johanna Mikl-Leitner mit dem Schriftsteller Ilija Trojanow und dem âStandardâ ĂŒber FlĂŒchtlinge, Ăngste und Macht (â
Ein genaueres Hinschauen auf die Sprache und den öffentlichen Diskurs ĂŒber ein Thema ist meist erhellend. Schon eine oberflĂ€chliche Analyse eines GesprĂ€chs unserer Innenministerin Johanna Mikl-Leitner mit dem Schriftsteller Ilija Trojanow und dem âStandardâ ĂŒber FlĂŒchtlinge, Ăngste und Macht (â Nun ist es also Wirklichkeit geworden: âSyrizaâ, die Partei des griechischen MinisterprĂ€sident Alexis Tsipras spaltet sich. 25 ehemalige Abgeordnete grĂŒndeten unter der FĂŒhrung von Panagiotis Lafazanis eine neue Fraktion und Partei mit dem Namen âVolkseinheitâ. Sie ist nun die drittstĂ€rkste Kraft im Parlament.
Nun ist es also Wirklichkeit geworden: âSyrizaâ, die Partei des griechischen MinisterprĂ€sident Alexis Tsipras spaltet sich. 25 ehemalige Abgeordnete grĂŒndeten unter der FĂŒhrung von Panagiotis Lafazanis eine neue Fraktion und Partei mit dem Namen âVolkseinheitâ. Sie ist nun die drittstĂ€rkste Kraft im Parlament.