19. August 2019

GrĂŒne Regierungsbeteiligung?

2019-08-19T11:28:13+02:0019.08.19, 11:14 |Kategorien: Nationalrat, Parteien|Tags: , , , |

Es ist insbesondere vor Wahlen ein beliebtes Spiel: Wer kann wem? Wer mit wem auf keinen Fall?

Auch derzeit sind die Medien voll mit Spekulationen ĂŒber die kĂŒnftige Regierung. In diesem Wahlkampf ist es bislang sogar so, dass es – außer „Ibiza“ – kein anderes beherrschendes Thema gibt. Leider, denn inhaltliche Auseinandersetzungen ĂŒber die zentralen Zukunftsthemen hĂ€tten wir bitter nötig.

Auch GrĂŒne lassen sich immer wieder dazu hinreißen: In eine Koalition mit Sebastian Kurz gehen? Dreierkoalition?

In einem Kommentar fĂŒr die „Vorarlberger Nachrichten“ habe ich dazu Stellung bezogen und die Möglichkeit einer Minderheitsregierung ins Spiel gebracht. Meine These: Das wĂŒrde den Parlamentarismus beleben und die Demokratie stĂ€rken.

Hier der ganze Text zum Nachlesen: Minderheitsregierung

6. Mai 2019

TĂŒrkiser Rechtsruck

2019-05-06T16:19:41+02:0006.05.19, 15:22 |Kategorien: Gesellschaft, Parteien|Tags: , |

In den „Vorarlberger Nachrichten“ habe ich zur politischen Situation kommentiert:

Geschichtsvergessener Kanzler

Es geht rund: Die rechtsextremen „EinzelfĂ€lle“ in der FPÖ sind inzwischen ein Dauerthema, Krawallmedien werden mit Regierungsinseraten hochgepĂ€ppelt, kritische Stimmen bedroht. Höhepunkt dieser Entwicklung ist die Kampagne gegen Armin Wolf, dem wegen kritischer Fragen „Konsequenzen“ angedroht werden. Kritische Journalist*innen stehen unter Druck, bei nicht wenigen ist bereits vorauseilender Gehorsam spĂŒrbar. Der knieweiche ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz schweigt zu alledem und lĂ€sst sich lieber in Seitenblicke-BeitrĂ€gen beim Champagner-Trinken filmen.

Wohin driftet die Republik? Es ist bezeichnend und beunruhigend, dass die Aufregung ĂŒber diese Entwicklung im Ausland grĂ¶ĂŸer ist als hierzulande: Egal ob ARD, ZDF, BBC, Washington Post oder Neue ZĂŒrcher Zeitung („Nicht regierungsfĂ€hig“): Österreichs Rechtsruck ist international ein Thema.

Rechtsextremer Kampfbegriff

Hierzulande finden es immer mehr Menschen gar nicht so schlimm, wenn der Vizekanzler der Republik einen identitĂ€ren Kampfbegriff hoffĂ€hig macht. Er weiß natĂŒrlich, dass „Bevölkerungsaustausch“ eine von Rechtsextremen geprĂ€gte und gezielt verwendete Vokabel ist. Er transportiert die Verschwörungstheorie, dass Europas weiße Bevölkerung durch von geheimen Eliten gesteuerte Immigration vermischt und verdrĂ€ngt werde. Die Idee der „Reinheit“ eines Volkes entstammt der NS-Ideologie. Der rechtsextreme Massenmörder von Christchurch hat ihn ebenso verwendet wie jene Gruppierung, die von FPÖ-FunktionĂ€ren propagandistisch und finanziell gefördert wird: die IdentitĂ€ren. Dennoch bleibt Strache dabei, er gehe „den Weg fĂŒr unser Heimatland Österreich, den Kampf gegen den Bevölkerungsaustausch, konsequent weiter“.

Der FĂŒhrer der IdentitĂ€ren, frohlockt: „Ich danke Strache, dass er das gesagt hat“, der Vizekanzler schĂŒtze damit das „gesamte patriotische Vorfeld“. Das Video trĂ€gt – inklusive Rechtschreibfehler – den Titel „Gegen den Bevölkerungsaustausch! – Strache bleibt Stabil“.

Kurz als Wegbereiter

Der geschichtsvergessene junge Kanzler hat dem nicht nur nichts entgegenzusetzen, er sieht sich selbst als Wegbereiter fĂŒr den Rechtsruck. „Bevölkerungsaustausch“ verwende er nicht, weil Zuwanderung ja nur in eine Richtung erfolge: „Die Österreicher, die in diese LĂ€nder ziehen, können Sie an einer Hand abzĂ€hlen.“ Kurz bricht den rechtsextremen Begriff auf das rein Rechnerische herunter und verharmlost ihn damit.

Sogar das Boulevard-Blatt „Bild“ versteht das nicht mehr: „Mit dieser Argumentation kommt die ÖVP/FPÖ-Koalition nicht mehr durch.“ Doch ein Umdenken ist nicht festzustellen, eher ĂŒberwiegt bei Sebastian Kurz der Stolz auf das Erreichte: „Vieles von dem, was ich heute sage, ist vor drei Jahren noch massiv kritisiert und als rechtsradikal abgetan worden, das hat sich geĂ€ndert.“ Da hat er recht. Leider.

6. April 2019

Rechtsextremismusdebatte: „Was gerade niemandem weh tut“

2019-04-06T13:13:05+02:0006.04.19, 12:55 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Medien, Parteien|Tags: |

Petra Stuiber vom Standard hat gestern einen Kommentar veröffentlicht: „Kurz muss Straches Rechts-außen-Problem hinnehmen – oder Neuwahlen forcieren.“ In vielem, was Stuiber schreibt, stimme ich zu. Ich möchte hier aber nur auf eine Passage eingehen, weil an ihr einiges abzulesen ist:

„Eine weitere interessante Erkenntnis ist, dass die grĂ¶ĂŸte Oppositionspartei SPÖ weiter jede Gelegenheit auslĂ€sst, die Regierung in BedrĂ€ngnis zu bringen. Statt tĂ€glich gegen rechts zu trommeln und Konsequenzen vom Kanzler zu fordern, will Parteichefin Pamela Rendi-Wagner einen ‚Rechtsextremismusbeirat‘ grĂŒnden. Das klingt redlich und staatstragend – und tut gerade niemandem weh.“

1 Stuiber unterschlĂ€gt, dass die SPÖ auch eine Erstellung eines Rechtsextremismusberichts angekĂŒndigt hat:

„Da der jĂ€hrliche Rechtsextremismus-Bericht unter der ersten schwarz-blauen Bundesregierung abgeschafft wurde, fehle eine fundierte Basis zur Aufarbeitung bzw. eine umfassende Arbeitsgrundlage fĂŒr weitere TĂ€tigkeiten in diesem Bereich. Das soll der neue Beirat liefern, der noch im April gebildet werden soll.“

Klar, es ist ein Projekt, das vielleicht nicht „gerade“ jemandem weh tut, aber dennoch eines, das prinzipiell zu begrĂŒĂŸen ist. Wir GrĂŒne haben 2016, als die Zahlen der rechtsextremen Straftaten explodiert sind, einen 130-seitigen Bericht vorgelegt. Die geplante FortfĂŒhrung mit regelmĂ€ĂŸigen Enqueten (die letzte war 2017, siehe unten!) wurde jedoch durch den Rausflug aus dem Nationalrat gestoppt.

2 Es ist ein – keinesfalls neues – Dilemma: Oppositionspolitik wird medial (vorwiegend) daran gemessen, was jemandem gerade weh tut, was ĂŒbersetzt auch heißt: je mehr Show, desto mehr mediale Resonanz, desto mehr (angebliche) Effizienz. LĂ€ngerfristige politische Arbeit, die nicht sofort in Knalleffekte mĂŒndet, erntet keine oder geringfĂŒgige Wahrnehmung.

Wir GrĂŒne haben uns ab der ParteigrĂŒndung mit Rechtsextremismus beschĂ€ftigt, zuletzt waren wir im Nationalrat drei Abgeordnete (Karl Öllinger, Albert Steinhauser und ich), die das Thema systematisch bearbeitet haben. Öllinger hat 2010 die Plattform „Stoppt die Rechten“ ins Leben gerufen, sie ist heute das umfangreichste offen zugĂ€ngliche Archiv zu Rechtsextremismus in Österreich.

Fast alles das, was in den letzten zwei Wochen zu den Verbindungen der FPÖ mit den IdentitĂ€ren die Medien fĂŒllt, haben wir ĂŒber Jahre hinweg aufgezeigt und thematisiert. Das hat damals halt gerade niemandem weh getan, um bei Stuibers Formulierung zu bleiben. War es deshalb weniger richtig, es zu tun?

Dass Martin Sellner ein Neonazi war, wissen wir seit vielen Jahren. Und jetzt kocht medial hoch, dass er vor 13 Jahren Pickerl mit Hakenkreuzen in Baden geklebt hat. Überraschung: Neonazis setzen neonazistische AktivitĂ€ten. Wohl weit relevanter mĂŒsste sein, dass Sellner mutmaßlich als Administrator bei der Neonazi-Plattform alpen-donau.info tĂ€tig war. FĂŒr die AktivitĂ€ten in dem Forum sind einige Beteiligte, darunter Gottfried KĂŒssel, rechtskrĂ€ftig verurteilt worden.

3 Dass die SPÖ seit dieser Legislaturperiode mit Sabine Schatz wenigstens eine Abgeordnete in ihren Reihen hat, die sich mit dem Thema „Rechtsextremismus“ beschĂ€ftigt, ist sehr gut. Sie tut vermutlich, was ihr möglich ist und wird vermutlich regelmĂ€ĂŸig an Grenzen stoßen: nĂ€mlich jene, dass Teile der Arbeit nicht wahrgenommen werden, weil sie angeblich gerade niemandem weh tun – heißt: medial auch nicht aufgenommen werden.

Wenn die SPÖ nun einen Rechtsextremismusbeirat grĂŒnden und einen Bericht erstellen will, hat es dennoch einen parteipolitischen Beigeschmack: Was hindert die SPÖ daran, wenn ihr das Thema ein Anliegen ist, bei „Stoppt die Rechten“ anzudocken? Hier gibt’s bereits viel Expertise, hier gibt’s einen wissenschaftlich prominent besetzten Beirat. Im letzten Jahr, als „Stoppt die Rechten“ zu einer ĂŒberparteilichen Plattform wurde und Spenden fĂŒr eine FortfĂŒhrung einwerben musste, hat Karl Öllnger auch beim SPÖ-Parlamentsklub angefragt. Die Antwort: keine Subvention, weil dafĂŒr kein Geld vorhanden sei. Die SPÖ Wien ist dankenswerterweise mit 5.000 Euro eingesprungen.

Videoaufzeichnung Rechtsextremismusenquete 2015:

Enquete 2017: https://www.stopptdierechten.at/2017/06/23/videomitschnitte-von-der-rechtsextremismus-enquete-2017-im-parlament/

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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