Porsche jubelt, das Klima nicht!
Politik lebt von Kompromissen. Man darf sie also nicht verĂ€chtlich machen. Was da am Wochenende in BrĂŒssel als Einigung beim Streit ĂŒber das Ende des Verbrennermotors herausgekommen ist, muss allerdings als âfauler Kompromissâ bezeichnet werden. Unter dem Titel âFreie Fahrt fĂŒr Porsche!â habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar veröffentlicht. Hier zum Nachlesen:
Man kann nur den Kopf schĂŒtteln darĂŒber, was da auf EU-Ebene am Samstag auf Druck von Deutschland â eigentlich der FDP â und leider auch Ăsterreich als âKompromissâ gefeiert wurde: Das lĂ€ngst beschlossene Aus fĂŒr Verbrennermotoren ab 2035 wird gekippt. Zugelassen werden kĂŒnftig auch Autos, die mit E-Fuels betankt werden. Europa setzt also hartnĂ€ckig auf eine klimafeindliche Uralt-Technik.
Das Problem: E-Fuels sind alles andere als âgrĂŒnâ, haben einen Wirkungsgrad von gerade einmal 13 Prozent und somit eine verheerende Energiebilanz: Die Wissenschaft verweist darauf, dass der Strom einer 3-Megawatt-Windturbine zwar fĂŒr 1600 E-Autos reicht, aber gerade mal fĂŒr 250 mit E-Fuels betriebene.
Kilmaschutz nachrangig?
âDeutschland hat damit maximalen Schaden angerichtetâ, kommentierte die Korrespondentin der ARD: âViktor OrbĂĄn wird dankbar zur Kenntnis nehmen, dass gefasste BeschlĂŒsse nicht eingehalten werden mĂŒssen.â Ăber die HintertĂŒr könnte dank Deutschland und Ăsterreich kĂŒnftig eventuell sogar Atomstrom ein grĂŒnes MĂ€ntelchen erhalten und von der EU mit MilliardenbetrĂ€gen subventioniert werden.
Frankreich beharrte nĂ€mlich bislang auf einem vollstĂ€ndigen Aus fĂŒr Verbrennermotoren, hat am Freitag aber plötzlich einen möglichen Kompromiss angedeutet: Wenn Atomstrom als âGrĂŒne Technologieâ deklariert und gefördert werde, dann könne man vom strikten Aus fĂŒr den Verbrenner absehen. FĂŒr Klima und Umwelt ist das eine âLose-lose-Situationâ. Selbsternannte âWirtschaftsparteienâ wie die FDP oder die ĂVP sind offenkundig unfĂ€hig, die Zeichen der Zeit zu erkennen.
Politik fĂŒr Porsche-Fahrer
In der ZiB2 Ă€rgerte sich der britische Transport- und Umweltexperte Alex Keynes: âWir verzögern gerade eines der wichtigsten Klimagesetze, weil sich die deutsche FDP fĂŒr reiche Porsche-Fahrer einsetzt. Das macht keinen Sinn.â
Auch Ferdinand Dudenhöfer, Deutschlands fĂŒhrender Autoexperte, schĂŒttelt den Kopf: Die deutsche Autoindustrie habe den Trend zur E-MobilitĂ€t eh schon verschlafen und sei daher heute im Vergleich zu Frankreich erheblich im RĂŒckstand. Ganz zu schweigen von China, das ausschlieĂlich auf E-Fahrzeuge setzt, der gröĂte Markt fĂŒr Autos ist und schon jetzt die preisgĂŒnstigsten E-Autos verkauft. Und auch in den USA weiĂ man, was es geschlagen hat.
Dudenhöfer warnt: Europas Autokonzerne geraten technologisch noch weiter in RĂŒckstand, verschwenden sinnlos Milliarden und viel Hirnschmalz fĂŒr Forschung in eine veraltete Technologie. Sind wir wirklich unfĂ€hig, die Zeichen der Zeit zu erkennen? Bestimmt mit der FDP der politische Arm des Porsche-Konzerns die europĂ€ische Klima-Politik? Muss ausgerechnet Ăsterreichs klimapolitischer Steinzeitkanzler das auch noch unterstĂŒtzen und somit gleichzeitig als Förderer von Atomstrom auftreten? Es darf sich niemand wundern, wenn denkende und engagierte Jugendliche verzweifeln. Ich habe VerstĂ€ndnis fĂŒr die sogenannten âKlimakleberâ!
Seit Jahrzehnten kĂ€mpfen Bildungsbewegte in ganz Ăsterreich fĂŒr eine Gemeinsame Schule, in der Kinder mit Freude – und daher auch viel – lernen können. Besonders intensiv war und ist die Auseinandersetzung in Vorarlberg. Doch der ĂVP gelingt es immer wieder, die ReformansĂ€tze im Keim zu ersticken. Waren wir zu optimistisch (siehe Bild)? Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel â
Sollen wir die NeutralitĂ€t aufgeben? In einem von durchwegs honorigen Persönlichkeiten unterschriebenen Brief wird das mehr oder weniger gefordert. âMehr oder wenigerâ – nicht ganz untypisch fĂŒr Ăsterreich: Vor einer klaren Positionierung drĂŒcken sich die Unterzeichner:innen nĂ€mlich. Unter dem Titel âRein in die NATO?â habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen: