4. September 2025

Trump und der Faschismus

2025-09-05T11:17:27+02:0004.09.25, 17:45 |Kategorien: Allgemein|Tags: , , |

Der Umbau in Richtung autoritĂ€rer Staat schreitet in den USA zĂŒgig voran. Europa – speziell die EU – sollte die peinliche UnterwĂŒrfigkeit beenden und selbstbewusst auftreten. In den Vorarlberger Nachrichten habe ich dazu unter dem Titel „Trump und Europa“ diesen Kommentar veröffenlicht:

In der US-Hauptstadt Washington prĂ€gen derzeit die von Donald Trump entsandten 2.200 schwer bewaffneten Nationalgardisten das Straßenbild. Los Angeles, Chicago und Baltimore stehen als NĂ€chstes auf seiner Liste.

Trump handelt insofern konsequent, als er schon im Wahlkampf Maßnahmen gegen die „innere Bedrohung“ des Staates angekĂŒndigt hat. Worin diese besteht, kann er allerdings nicht glaubwĂŒrdig erklĂ€ren. Wir wissen aber aus der Geschichte: In den Dreißigerjahren sind autoritĂ€re Politiker Ă€hnlich vorgegangen. Kritische Medien und die Parlamente wurden geschwĂ€cht und dann ausgeschaltet, die unabhĂ€ngige Justiz ausgehebelt, Polizei und MilitĂ€r gegen die Opposition in Stellung gebracht.

Noch ist Trump zwar nicht in die Liste der Diktatoren einzuordnen, aber er macht rasante Schritte in diese Richtung. Die Gewaltenteilung wird unterminiert, es gibt offene Attacken gegen die Justiz, die Freiheit der Wissenschaft und die UnabhĂ€ngigkeit der UniversitĂ€ten sind bedroht, es gibt verfassungswidrige Eingriffe in die ZustĂ€ndigkeitsbereiche von StĂ€dten und Bundesstaaten, ein unterwĂŒrfiger Kongress und der ĂŒberwiegend von Trump-Getreuen besetzte Oberste Gerichtshof leisten kaum Widerstand usw. All das sind Zeichen fĂŒr den autoritĂ€ren Vormarsch und erschrecken nicht nur die dezidierte Gegnerschaft Trumps.

Trump hat ja schon im Wahlkampf auslĂ€ndische Diktatoren gelobt und seine Verachtung fĂŒr demokratische Ideale deutlich gemacht. Schon vor der PrĂ€sidentschaftswahl 2024 haben Fachleute gewarnt: Der damalige Ex-PrĂ€sident verwende zunehmend eine Sprache, die an autoritĂ€re FĂŒhrer aus den 1930er Jahre erinnere. Trump hatte seine politischen Gegner sogar als „Ungeziefer“ bezeichnet, das er „ausrotten“ wolle. Man erschrickt also zurecht und muss nicht viel Fantasie haben, um zu sehen, wohin die Reise geht, wenn die politische und zivilgesellschaftliche Opposition diesem Treiben nicht ein Ende bereiten.

Noch ist auch viel Show dabei. Die Nationalgarde in Washington ist gar nicht an jenen PlĂ€tzen eingesetzt, wo die meisten Verbrechen geschehen. Zu sehen ist sie in der ruhigen Innenstadt vor dem Weißen Haus, dem Kongress oder dem Washington Memorial – also den Zentren und Symbolen der amerikanischen Demokratie. Es ist eine vor allem fĂŒr die Medien inszenierte Machtdemonstration.

Und Europa? Der peinliche Kniefall der KommissionsprÀsidentin und wichtiger Regierungschefs vor Trump Ende August hat schlussendlich wenig gebracht: Der US-PrÀsident hat wenige Tage spÀter die Liste der Produkte mit 50-prozentigen Zöllen erheblich ausgeweitet.

Die US-Demokratie ist eine Angelegenheit der Amerikaner. FĂŒr Europa muss gelten: Ohne mehr Selbstbewusstsein und Standhaftigkeit gegenĂŒber Trump wird nicht nur unsere Wirtschaft noch mehr Schwierigkeiten bekommen, sondern als Folge davon auch unsere Demokratie.

22. August 2025

Verantwortung wahrnehmen!

2025-08-22T09:01:58+02:0022.08.25, 8:50 |Kategorien: Gesellschaft|Tags: , , |

Die Verteufelung von Kompromissen hindert Politik und Gesellschaft daran, zu vernĂŒnftigen Lösungen zu kommen. Philosophen und Soziologen wie Max Weber haben das oft bemĂ€ngelt. Der Ukraine-Krieg ist ein Beispiel dafĂŒr: Justament-Standpunkte bringen uns nicht weiter. Verantwortung wahrnehmen heißt auch, nach Kompromissen zu suchen. Unter dem Titel „Ein Hoch dem Kompromiss!“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar geschrieben.

In den letzten zwei Wochen hat die Hoffnung auf ein Ende des Tötens in der Ukraine Nahrung erhalten. Nicht wenige aber sehen Verhandlungen mit Putin kritisch: Darf man mit einem Kriegsverbrecher ĂŒberhaupt verhandeln?

Der deutsche Soziologe Max Weber hat als politische Handlungsmaxime vor ĂŒber hundert Jahren den Begriff der „Verantwortungsethik“ geprĂ€gt und diesem den Begriff „Gesinnungsethik“ gegenĂŒbergestellt. Letzteres ist eine Haltung, die sich an ethischen Werten nicht nur orientiert, sondern sie als Maxime immer und ĂŒberall durchzuhalten versucht.

Zurecht hat Weber darauf hingewiesen, dass jemand, der stur an seinen reinen Prinzipien festhĂ€lt, in der politischen Praxis großen Schaden anrichten kann. Es gibt daher auch mit den Taliban in Afghanistan diplomatische Kontakte, Israel verhandelt mit den Terroristen der Hamas usw.

UnabhĂ€ngig davon, dass das „Böse“ nicht selten nicht so eindeutig nur auf einer Seite zu finden ist: Es ist absurd, wenn heute mit platten BegrĂŒndungen („Putin ist nicht paktfĂ€hig“) gegen Verhandlungen mit Russland argumentiert wird: Ist zehntausendfaches Sterben in der Ukraine gerechtfertigt, nur weil man mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Untaten des Verhandlungspartners zeigen kann?

Besonnene Politiker wie der frĂŒhere deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wurden wegen ihrer zögerlichen Haltung im Ukraine-Konflikt hĂ€ufig zu Unrecht kritisiert. Andere pochten auf bedingungslose HĂ€rte gegenĂŒber der Atommacht Russland. Das Ergebnis: Die russischen Truppen sind weiter vorgerĂŒckt und es gab zehntausende Tote. HĂ€tten Waffenstillstandsverhandlungen wie jene im Jahr 2023 zu Beginn des Krieges in Istanbul dem ĂŒberfallenen Land nicht viel Leid erspart? Die Frage ist wohl nicht eindeutig zu beantworten.

Tatsache aber ist, dass die jetzt angedachten „Lösungen“ fĂŒr die ukrainische Seite weitaus schmerzhafter sind als jene, die damals zur Diskussion standen. Nicht wenige fragen sich daher, ob die gesinnungsethische Haltung von damals richtig war. Haben jene recht (behalten), die fĂŒr eine harte Linie gegenĂŒber Russland eingetreten sind oder noch immer eintreten? Oder jene, die gemeint haben: Die Ukraine kann den Krieg nicht gewinnen, Russland darf ihn nicht gewinnen, also suchen wir einen Kompromiss.

NatĂŒrlich muss ein Waffenstillstand Sicherheitsgarantien des Westens fĂŒr die Ukraine und das Einfrieren einer Frontlinie garantieren. Es muss auch gewĂ€hrleistet sein, dass sich das ĂŒberfallene Land wirtschaftlich wieder erholen kann. Es braucht eine nĂŒchterne AbwĂ€gung von Vor- und Nachteilen einer Vertragslösung: Wer sichert die Grenzen? Wer zahlt fĂŒr den Wiederaufbau? Ein wirklicher Frieden ist das dann natĂŒrlich noch immer nicht, aber ein wichtiger Schritt dazu.

Gesinnungsethik oder doch Verantwortungsethik? Die Antwort liegt wohl auf der Hand!

8. August 2025

Der PerĆĄmanhof und die guten Sitten

2025-08-08T12:15:35+02:0008.08.25, 12:12 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|

Der Leiter des Landesamts fĂŒr Staatsschutz (!) und ExtremismusbekĂ€mpfung hat den unsĂ€glichen Polizeieinsatz vor gut einer Woche am PerĆĄmanhof in der Gemeinde Bad Eisenkappel/Ćœelezna Kapla unter anderem damit begrĂŒndet, das dortige Bildungscamp stelle einen „sittenwidrigen Umgang“ mit der GedenkstĂ€tte dar. Die Museumsleitung unterstĂŒtzt das Camp und der Staatsschutz beurteilt die Veranstaltung als „sittenwidrig“? Dazu mein Kommentar in den Vorarlberger Nachrichten unter dem Titel „Sittenwidriger Einsatz!“

Der unsĂ€gliche Polizei-Einsatz gegen ein vom „Klub Slowenischer Studierender“ organisiertes Camp auf der NS-GedenkstĂ€tte PerĆĄmanhof in der Gemeinde Bad Eisenkappel/Ćœelezna Kapla hat international Aufsehen erregt. Die von der Exekutive tagelang vorbereitete Aktion mit Hubschrauber, Drohne, Polizeihund und einer Spezialeinheit hat zu diplomatischen Spannungen mit Slowenien und Berichterstattung in vielen auslĂ€ndischen Medien gefĂŒhrt: Österreichs braune Vergangenheit war wieder einmal Thema. Ende April 1945 wurden hier im SĂŒden von KĂ€rnten/KoroĆĄka nur wenige Tage vor Kriegsende elf unschuldige Menschen – darunter sieben Kinder, das jĂŒngste gerade einmal ein Jahr alt – von einer SS-Polizeieinheit erschossen. Die Opfer gehörten der von den Nazis verfolgten slowenischen Minderheit an. Ihre Nachfahren zeigten sich entsetzt: Nach fast genau 80 Jahren wĂŒrden nun wieder „alte Wunden“ aufgerissen. Ganz abgesehen von der indiskutablen Aktion an sich: Auch das im Staatsvertrag verbriefte Recht der Teilnehmer auf Kommunikation in slowenischer Sprache wurde von den Beamten missachtet. Bis heute ist angeblich unklar, wer den Einsatz am vorletzten Sonntag befohlen hat. Angeblicher Grund: Campingverordnung und Naturschutzrecht seien missachtet worden. Dabei hatte die GedenkstĂ€tte das Zelten erlaubt. Den Vogel abgeschossen hat der Leiter des Landesamts fĂŒr Staatsschutz (!) und ExtremismusbekĂ€mpfung: Das Bildungscamp stelle einen „sittenwidrigen Umgang“ mit der GedenkstĂ€tte dar. Die Museumsleitung unterstĂŒtzt das Camp und der Staatsschutz beurteilt die Veranstaltung als „sittenwidrig“? Fast gleichzeitig fand in Wien eine Demonstration mit internationalen Rechtsextremisten statt, mit dabei an vorderster Front parlamentarische Mitarbeiter der FPÖ. Festnahmen gab es nur unter den Gegendemonstranten, obwohl eine 50-köpfige Neonazi-Gruppe „AuslĂ€nder raus, Deutschland den Deutschen“ skandierend nach der Demo in der U-Bahn zwei junge MĂ€nner verprĂŒgelte und anschließend auf die Straße jagte. Solche Ausschreitungen gibt es in Wien nach rechtsextremen Demonstrationen regelmĂ€ĂŸig. Wo bleibt da die Polizei? Von den Regierenden in KĂ€rnten und der Republik gab es nur hauchzarte Kritik an der versuchten EinschĂŒchterung antifaschistischer Jugendlicher am PerĆĄmanhof. Immerhin aber hat sich die Zivilgesellschaft deutlich zu Wort gemeldet – von der Katholischen Aktion bis zur Wissenschaft. Das bis heute andauernde dröhnende Schweigen des politisch verantwortlichen Innenministers ist inakzeptabel. Österreich wurde 1945 auf antifaschistischer Grundlage wiedererrichtet. Um das zu betonen, wurden unserem Staatswappen, dem Symbol der Republik, als Hinweis auf die Befreiung vom Nationalsozialismus die gesprengten Ketten hinzugefĂŒgt. Das zu ignorieren ist rechts- und sittenwidrig – und nicht ein friedliches antifaschistisches Bildungscamp!

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr


Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


Zur Seite des Parlaments


Downloads