ĂVP-KompetenzmĂ€ngel

TĂŒrschild ĂVP neu
Es ist mir schon seit Jahren ein RĂ€tsel, warum ausgerechnet der ĂVP Wirtschaftskompetenz zugeschrieben wird. Ein paar Hinweise zu meinen disbezĂŒglichen Zweifeln – es gĂ€be noch weit mehr – habe ich unter dem Titel âĂVP-KompetenzmĂ€ngelâ in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar veröffentlicht. Hier zum Nachlesen:
Ăsterreich braucht dringend kompetente FachkrĂ€fte aus dem Ausland. Die ĂVP-Politik schreckt diese aber ab. Etwa durch solche Entscheidungen: Im oberösterreichischen Haslach an der MĂŒhl wurde am letzten Donnerstag eine seit Jahren bestens integrierte Familie nach Indien abgeschoben. Die Mutter arbeitete als Köchin, ihre Tochter wollte Altenpflegerin werden. Der 15-jĂ€hrige Sohn besuchte die Mittelschule und spielt im örtlichen Verein begeistert FuĂball. Alle sind katholisch, die Mutter sogar Mesnerin.
Das langjĂ€hrige Verfahren begann mit einem Einreiseverbot fĂŒr die drei und wurde mit fehlenden Unterhaltsmitteln begrĂŒndet. Diese Bestimmung wurde vom Verfassungsgerichtshof im Dezember 2022 â wörtlich â âwegen Unsachlichkeitâ aufgehoben. Die Abschiebung ist daher doppelt absurd. Auch eine Protestkundgebung von Menschen aus Haslach sowie der Volkshilfe, âOmas gegen rechtsâ und anderer Organisationen konnte daran nichts Ă€ndern. Der Gastwirt und Arbeitgeber der Mutter wandte sich verzweifelt an ĂVP-Innenminister Gerhard Karner: Wo soll er in diesen Zeiten eine neue Köchin finden?
Reformstau
Es gibt aber noch weitere von der ĂVP verursachte Probleme. Seit Jahrzehnten verhindert sie eine grundlegende Reform im Bildungsbereich â etwa das ĂŒberfĂ€llige Ende der viel zu frĂŒhen Separierung der Kinder schon vor dem zehnten Lebensjahr und die dadurch mitbedingten schlechten Ergebnisse bei internationalen Tests. Lehrlingsbetriebe beklagen zunehmend, dass sie zu Beginn der Ausbildung zuerst Basisqualifikationen wie Lesen, Schreiben und Rechnen vermitteln sollten â nach zumindest neun Jahren Schulpflicht! Das bislang einzige Erfolgsmodell des heimischen Bildungssystems â die duale Ausbildung â gerĂ€t in den Krisenmodus!
Eine im MĂ€rz veröffentlichte Analyse der OECD hat ergeben, dass sich unser Land inzwischen im Wettbewerb um qualifizierte ArbeitskrĂ€fte auf der VerliererstraĂe befindet: Platz 28 von 36. Qualifizierte Menschen sind vom gesellschaftlichen und politischen Klima in Ăsterreich verstĂ€ndlicherweise nicht angetan.
Unattraktiver Standort
Es ist daher kein Zufall, dass es in der EU gegenwĂ€rtig kein Land (!) gibt, das einen gröĂeren ArbeitskrĂ€ftemangel hat als Ăsterreich. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Statistikbehörde Eurostat durch die Neos. Dringend benötigt werden zehntausende FachkrĂ€fte in den Bereichen Medizin, Technik, Programmieren, Gastronomie, Pflege usw. Wegen fehlender Busfahrer:innen musste zuletzt in Vorarlberg sogar der Fahrplan kurzfristig eingeschrĂ€nkt werden. Und wir schieben gleichzeitig FachkrĂ€fte ab?
Die Retro-Koalition der niederösterreichischen ĂVP mit der â sogar innerhalb der Kickl-FPĂ ganz rechts anzusiedelnden â NĂ-FPĂ lĂ€sst fĂŒr die Zukunft Schlimmes erwarten. Die AttraktivitĂ€t Ăsterreichs wird noch weiter sinken. Die ĂVP als christlichsoziale Wirtschaftspartei? Das war einmal.