Burgenland: ab Dienstag Mittag geschlossen?
Da haben sich im Burgenland die neuen Freunde also gefunden. Der Standard schreibt: âUnd sie vermittelten den Eindruck, einander wirklich zu mögen.â Nach âhervorragendenâ GesprĂ€chen ist sich Alt- und Neo-Landeshauptmann Hans Niessl sicher: âWir werden nun besser, schneller, effizienter arbeiten können.â Das haben die Herrschaften schon beim sogenannten Arbeitsprogramm ausgetestet. Mit dem Papier dĂŒrfte der Wiener BĂŒrgermeister Michael HĂ€upl allerdings keine Freude haben: Es ist eines, bei dessen Umsetzung die Regierungsmitglieder am Dienstag zu Mittag nach Hause gehen können. Den Rest der Woche können der PĂ€dagoge Niessl und der Sicherheitsexperte TschĂŒrtz getrost beim Heurigen verbringen, um ein Kernanliegen – die Rettung des Uhudlers – voranzutreiben.
Schauen wir uns an, was die beiden Herren in kĂŒrzester Zeit auf den Weg gebracht haben und vergleichen ihr RegierungsĂŒbereinkommen zum Beispiel â bei mir naheliegend â mit Vorarlberg. Zuerst zum Umfang: Das rot-blaue RegierungsĂŒbereinkommen im Burgenland umfasst 54.187 Zeichen, das liegt mit Abzug von Einleitung usw. arschknapp ĂŒber dem Mindestumfang der Vorwissenschaftlichen Arbeit, die angehende MaturantInnen zu schreiben haben. Jenes in Vorarlberg ist fast dreimal so umfangreich: 148.603 Zeichen.
FĂŒr den Bereich Bildung brauchen die burgenlĂ€ndischen Oberstrategen gerade mal eine Seite (mit doppeltem Zeilenabstand!), die Vorarlberger sechs. Und inhaltlich? Das rot-blaue Burgenland will â chapeau, chapeau! â âdie beste Bildung fĂŒr jedes burgenlĂ€ndische Kindâ. Dann will man die âBeibehaltung des Gratiskindergartensâ. âBeibehaltungâ wohlgemerkt, nicht etwa âAusbauâ â als Arbeitsauftrag fĂŒr die nĂ€chsten fĂŒnf Jahre nicht wirklich ambitioniert. Man fordert den âflĂ€chendeckenden Ausbau der NMSâ. Frage: Was gibt es da zu tun? Das ist doch lĂ€ngst beschlossen â im Nationalrat. Oder, böse gefragt, ist das gar als Ansage gegen (!) das angebliche rote Herzensanliegen Gemeinsame Schule zu lesen? DafĂŒr wollen die BurgenlĂ€nder Bildungsdirektionen, Schulautonomie usw. â Begriffe, die bereits im Bildungsreformpapier der LĂ€nder enthalten sind, im Burgenland jedoch ohne Inhalte bleiben.
Und im Vergleich dazu Vorarlberg? Da wird genau ausgefĂŒhrt, was unter einer guten oder sogar âbestenâ Bildung zu verstehen ist. Minutiös werden die Schritte vom Kindergarten und der ElementarpĂ€dagogik ĂŒber die frĂŒhe Sprachförderung zu den diversen Schultypen bis zu Inklusion und LehrerInnenbildung beschrieben. Einer der wesentlichsten Punkte, der Weg zur Gemeinsamen Schule, ist bereits auf Schiene gebracht.
Kurz auch noch eine statistische Auswertung: Das RegierungsĂŒbereinkommen im Burgenland umfasst 54.187 Zeichen, jenes in Vorarlberg ist fast dreimal so umfangreich: 148.603. Den Begriff âSchuleâ finden wir im burgenlĂ€ndischen Pakt fĂŒnfmal, in Vorarlberg 66 mal, âSicherheitâ hingegen kommt im kurzen burgenlĂ€ndischen Abkommen gleich 21 mal vor, Vorarlberg beschrĂ€nkt sich auf neun Nennungen. Begriffe wie âVersorgungssicherheitâ, âsoziale Sicherheitâ oder âLebensmittelsicherheitâ nicht inkludiert, die im Burgenland allesamt gar nicht, in Vorarlberg gleich mehrfach vorkommen. Von âGenderbudgetingâ oder âGendersensibilitĂ€tâ wollen wir â im Fall Burgenland â erst gar nicht sprechen. Der Vergleich macht also sicher.
Ein Wort zum Neo-Sozial- und Gesundheitslandesrat Norbert Darabos. Der hatte gestern in einem Interview gemeint: âDa gibt es keinen Punkt, der nicht sozialdemokratische Handschrift trĂ€gt.â Dazu nur so viel aus Darabosâ kĂŒnftigem Ressort: âDie Koalitionspartner bekennen sich zum Neubau des Krankenhauses Oberwart. (…) Die Verwendung der GebĂ€ude des âaltenâ Krankenhauses soll entsprechend sorgfĂ€ltig geprĂŒft werden, wobei die Unterbringung von Asylwerbern ausdrĂŒcklich nicht vorgesehen ist.â
Funfact zum burgenlĂ€ndischen Programm: Der letzte Punkt im knappen Kapitel zur Bildung schlieĂt mit einem Beistrich. Vielleicht sollte da noch mehr folgen, aber â speed kills â sind gar die Ideen ausgegangen?

EroberungstrÀume?