Mauthausen-Ăberlebende klagen âAulaâ: âEs reichtâ
Wir haben den Artikel âMauthausen-Befreite als Massenmörderâ in der Aula, dem aus meiner Sicht klar neonazistischen Zentralorgan der blauen Burschenschafter, in Erinnerung. Ich habe damals Anzeige erstattet. Die Grazer Staatsanwaltschaft hat das Verfahren im Dezember 2015 eingestellt, dies mit einer Skandal-BegrĂŒndung, die ihresgleichen sucht. Es ist ungeheuerlich: Vom Justizminister abwĂ€rts haben sich PolitikerInnen vom Artikel distanziert und die EinstellungsbegrĂŒndung der Grazer Staatsanwaltschaft als âmenschenverachtendâ massiv kritisiert. Trotzdem waren meine juridischen Möglichkeiten, gegen die Impertinenz der Aula und des Autors Fred Duswald vorzugehen, ausgeschöpft.
Nun haben jedoch acht ehemalige HĂ€ftlinge des Lagerkomplexes Mauthausen Klage gegen die Aula eingereicht. Dem haben sich Rudolf Gelbard (ehemaliger HĂ€ftling Theresienstadt) und Caroline Shklarek-Zelman, die Tochter des Mauthausen-Ăberlebenden Leon Zelmann, angeschlossen. Möglich war dies, weil auch in Folgenummern der Aula und in Briefen an ihre Abonnenten die braune Diffamierungskampagne fortgesetzt wurde.

Brief der Aula an Abonnenten (Febr. 2016, Ausschnitt)

Jan Topolewski 1946
Da ist unter den KlĂ€gern beispielsweis Jan Topolewski: Verhaftet 1944 wĂ€hrend des Warschauer Aufstandes, fĂŒhrte sein Martyrium von Auschwitz ĂŒber Mauthausen nach Gusen, wo er am 5. Mai 1945 befreit wurde. Seine Mutter wurde in Auschwitz ermordet, sein Vater in Mauthausen. Er konnte nach einem lĂ€ngeren Krankenhausaufenthalt erst Ende 1946 nach Polen zurĂŒckkehren. âAufgrund meiner persönlichen Erfahrung bin ich entrĂŒstet ĂŒber den Inhalt des Artikels âMauthausen-Befreite als Massenmörderâ von Fred Duswald. (…) Ich fĂŒhle mich persönlich durch die Verallgemeinerungen im Artikel betroffen. In meinem Empfinden ist das eine historische Verdrehung der Geschichte und verletzt die WĂŒrde der unschuldig Ermordeten.â

Jan Topolewski (re) in poln. Botschaft Wien
Oder Pavel Branko, dessen âKriminalitĂ€tâ darin bestand, in der Slowakei politischen Widerstand gegen das NS-Regime geleistet zu haben. Er verbrachte ânurâ die letzten drei Monate in der Hölle von Mauthausen und kehrte zehn Tage nach seiner Befreiung von 65 auf 39 Kilo abgemagert nach Bratislava zurĂŒck: âMeine Empörung gilt der unzumutbaren Aufbauschung und Verallgemeinerung, die der Autor des Beitrags âMauthausen-Befreite als Massenmörderâ Fred Duswald der Ăffentlichkeit bietet. (…) Massenmord war die gezielte Vernichtungspolitik, die das KZ-System des Dritten Reiches gegen die Millionen von HĂ€ftlingen betrieb, wodurch sie MassenhaĂ erzeugte. Und noch gröĂere Empörung erweckt in mir die Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Staatsanwalt in Graz, die hiermit der Neonaziszene Vorschub leistet.â
Wir GrĂŒne unterstĂŒtzen zusammen mit unserer RechtsanwĂ€ltin Maria Windhager diese Klage mit allen uns zur VerfĂŒgung stehenden Mitteln: Wenn Justitia â so wie in Graz â versagt, sehen wir es als unsere Verpflichtung an, dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen â fĂŒr die Ăberlebenden und im Gedenken an die Ermordeten.