25. September 2018

Kickl außer Rand und Band

2018-09-25T15:54:16+02:0025.09.18, 15:35 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Medien|Tags: |

Die AffĂ€re um Innenminister Herbert Kickl ist ja in den Medien ausfĂŒhrlich behandelt worden. Das ist die gute Nachricht.

Die schlechte: So etwas ist bei uns möglich. Der Textausschnitt unten zeigt eine der vielen unsĂ€glichen Passagen aus dem skandalösen Mail des BM.I an die Landespolizeidirektionen. Noch funktioniert zum GlĂŒck unser Recht(s)staat, da es innerhalb der Polizei genĂŒgend KrĂ€fte gibt, die sich gegen die politische Vereinnahmung durch Kickl und seine rechtsextremen Kumpane im Ministerium zur Wehr setzen und solche Texte an die Medien weiterspielen.

„Leider wird wie eh und je seitens gewisser Medien (zum Beispiel ‘Standard’, ‘Falter’) sowie neuerdings auch seitens des ‘Kuriers’ eine sehr einseitige und negative Berichterstattung ĂŒber das BMI beziehungsweise die Polizei betrieben
 Ansonsten erlaube ich mir vorzuschlagen, die Kommunikation mit diesen Medien auf das nötigste (rechtlich vorgesehene) Maß zu beschrĂ€nken und ihnen nicht noch Zuckerln wie beispielsweise Exklusivbegleitungen zu ermöglichen 
“

Die Polizei steht unter enormem Druck. Sie soll – so will es Kickls Ministerium – ihren Teil zur Hetze gegen AsylwerberInnen beitragen und beispielsweise Sexualdelikte, die nicht von Österreichern begangen werden, massiv kommunizieren. Außerdem solle man kĂŒnftig auch immer die StaatsbĂŒrgerschaft und den asylrechtlichen Aufenthaltsstatus mitteilen.

Weit haben wir es gebracht in Österreich. Allein die BVT-AffĂ€re wĂŒrde in einem anderen Land wohl zum sofortigen RĂŒcktritt des politisch Verantwortlichen fĂŒhren. Wir haben einen Innenminister, der in einer rechtswidrigen Aktion die BĂŒros des wichtigsten Geheimdienstes und nebenbei auch noch die Privatwohnungen der dortigen Beamten stĂŒrmen lĂ€sst – und das alles nicht durch die zustĂ€ndigen Einheiten, sondern durch die von einem FPÖ-FunktionĂ€r gefĂŒhrte Eingreiftruppe gegen StraßenkriminalitĂ€t! Herbert Kickl ist das grĂ¶ĂŸte Sicherheitsrisiko unseres Landes. Es ist höchst an der Zeit, dass die SelbstreinigungskrĂ€fte unserer Demonkratie an Kraft gewinnen.

Eine Möglichkeit ist es, die auf Facebook bereits sehr erfolgreiche Gruppe „Wir fordern den RĂŒcktritt von Herbert Kickl“ zu unterstĂŒtzen.

9. Januar 2018

Kickls Facebook-Seite: Hetze und Parteiwerbung auf Staatskosten?

2018-05-21T10:27:53+02:0009.01.18, 11:01 |Kategorien: Medien, Parteien|Tags: , |

Herbert Kickl hat als neuer Innenminister den Schritt in die sozialen Medien getan und am 19. Dezember eine Facebook-Seite online gestellt. Das alleine wÀre wenig bemerkenswert. Ein genauerer Blick darauf eröffnet jedoch Erstaunliches: Der Minister betreibt unverhohlene Parteiwerbung, und seine Seite ist ein Fundus an Hass- und Hetzkommentaren.

 

Offizielle Seite – Parteiwerbung*

Herbert Kickl steht als Minister im Dienst der Republik. Die Mitglieder seines Kabinetts ebenfalls. Einem Minister mĂŒsste klar sein, dass er und sein Team in ihren staatlichen Funktionen Parteiwerbung zu unterlassen haben. Eigenartig, wenn nun ausgerechnet die offizielle Facebook-Seite des Innenministers, in deren Impressum das Kabinett Kickls als Medieninhaber angegeben wird, dazu genĂŒtzt wird, um Werbung fĂŒr die FPÖ zu machen.

Am 5. JĂ€nner teilt Kickls Team ein Posting der FPÖ, in dem mit dem parteieigenen „FPÖ TV“ die gute Stimmung bei der Regierungsklausur in Seggauberg gepriesen wird. Kickls Kommentar: „Ein toller TV-Bericht mit den besten EindrĂŒcken der gestrigen Regierungsklausur auf Schloss Seggau!“

Um Kickls FB-Seite in die GĂ€nge zu bekommen, wird am 6. JĂ€nner ein Gewinnspiel ausgelobt: Wer Kickls Seite likt, könne als Preis beim Neujahrstreffen von „Österreichs patriotischer Regierungspartei“ „am spektakulĂ€ren Einzug“ teilnehmen und „an einem Tisch mit den Spitzenpolitikern der FPÖ“ sitzen. Dass den Innenminister Hinweise einzelner User, das Gewinnspiel verstoße gegen die GeschĂ€ftsbedingungen von Facebook, nicht kĂŒmmern, ist kurios, dass er aber eine offizielle Seite des Innenministeriums fĂŒr Parteiwerbung missbraucht, ist kein Kavaliersdelikt.

Kommentare: Fake, Hass und Hetze

Bedeutend schwerer als die nicht zulĂ€ssige Parteiwerbung wiegt jedoch, dass es dem Minister und seinem Team offenbar nicht gelingt, zwischen einer Seite des Innenministeriums und den parteieigenen bzw. parteinahen FPÖ-Seiten zu unterscheiden: Wer in die Kommentare auf Kickls Seite hineinliest, fĂŒhlt sich unweigerlich in jenes Paralleluniversum blauer WĂ€hlerInnen versetzt, in dem rassistische Hass- und Hetzkommentare und der Ruf nach „Law and Order“ zum dominanten Gedankengut gehören. SpĂ€testens hier ist rechtlich zu prĂŒfen, inwieweit etwa die Ausrufung des Kriegsrechts verlangt werden kann, damit „die Österreicher“ das Problem der „Moslems“, die „sich mit uns im heiligen Krieg“ befĂ€nden, „selber in die Hand nehmen“ könnten. Oder wenn indirekt der ORF als „grĂŒnkommunistisch“ angehauchter „Systempropaganda Sender“ mit „subventionierten Meinungsterroristen“ tituliert wird.

Unwidersprochen bleiben auch lĂ€ngst widerlegte Falschbehauptungen, wie jene, dass seitens der Caritas fĂŒr FlĂŒchtlinge kostenlose Handys zur VerfĂŒgung gestellt wĂŒrden – sogar, wenn UserInnen darauf hinweisen und verlangen, dass einzelnen Darstellungen entgegenzuwirken sei.

Selektive Moderation

An der Seitenmoderation kann es nicht liegen, dass einzelne völlig deplatzierte Kommentare stehen bleiben, denn da wird durchaus eingegriffen. Auf Kickls Seite finden sich unzĂ€hlige Kommentare, die offenbar nur verborgen und nicht endgĂŒltig gelöscht wurden. Diese Kommentare bleiben fĂŒr die VerfasserInnen und deren „Freunde“ sichtbar, die AutorInnen merken also in der Regel nicht, wenn ihre Kommentierungen fĂŒr die breite Allgemeinheit unsichtbar sind. Aber warum bedient sich Kickls Team offenbar sehr gerne dieses Features? Weil die Kommentare nicht ins (partei)politische Weltbild des Innenministers passen? Oder weil sie so schlimm sind, dass sie auf Kickls Seite keinen Platz finden sollten? Im zweiteren Fall wĂ€ren die Kommentare zu löschen, und es wĂ€re gegebenenfalls Strafanzeige zu erstatten.

Wo bleibt der Rechtsstaat?

Es gehört zur Aufgabe eines funktionierenden Rechtsstaats, darauf zu achten, dass sich wenigstens staatliche Institutionen an vorgegebene Spielregeln bzw. Gesetze halten. Hochproblematisch ist, wenn der Innenminister als eines der wichtigsten Aufsichtsorgane der Exekutive, die Regeln selbst bricht. Kickls „Aufpasserin“ im Innenministerium, StaatsekretĂ€rin Karoline Edtstadler, sollte nicht zuletzt als Juristin und Menschenrechtsexpertin dem Minister und dessen Kommunikationschef Alexander Höferl schnell vermitteln, dass ein Innenministerium in diesem Staat weder ein verlĂ€ngertes Parteiorgan der FPÖ noch eine Ersatz- oder KomplementĂ€rplattform fĂŒr „unzensuriert“ oder andere Hetz- und Fakeplattformen ist.

Einschreiten sollte auch Justizminister Josef Moser, denn der hatte 2005 in seiner Funktion als RechnungshofprĂ€sident der damaligen ÖVP-BZÖ-Regierung ausgerichtet: „Parteipolitische Werbung sei bei Informations- und Werbemaßnahmen aus Haushaltsmitteln zu unterlassen, der ‚Eindruck einer werbenden Einflussnahme zugunsten einer Partei’ sollte vermieden werden. Besonders heikel sind nach Ansicht der PrĂŒfer Werbemaßnahmen ‚in der engeren Vorwahlzeit’.“ In den kommenden Wochen und Monaten stehen gleich fĂŒnf WahlgĂ€nge an.

*Die Screenshots wurden zwischen dem 7. und 9.1.2018 erstellt.

24. September 2015

FPÖ und Korruption – Herr Kickl, ich hĂ€tte da ein paar Fragen!

2015-09-24T15:27:05+02:0024.09.15, 15:27 |Kategorien: Gesellschaft, Nationalrat, Parteien|Tags: , , |

Es war eine heftige Sitzung im Nationalrat. Thema: FPÖ und Korruption. Die Blauen wollen ja wieder regieren. Kommt es erneut zum anscheinend ewigen blauen Kreislauf „Opposition – Regierungsbank – Anklagebank“?

Im Zentrum der FPÖ-Korruptionsskandale sitzt GeneralsekretĂ€r Herbert Kickl. Florian Klenk hat im „Falter“ Anfang Juni Dokumente vorgelegt, die Kickl schwer belastet haben: „Kicklgate“ war geboren. Es ging um dreiste Kick(l)-Back-Zahlungen. Wir hĂ€tten gerne Antworten, warum fĂŒr AuftrĂ€ge an die (einstige?) Kickl-Firma „ideen.schmiede“ jeweils 20 Prozent an die FPÖ gingen. Zitat aus dem Vertrag:

Bei AuftrĂ€gen von FPÖ-LandesregierungsbĂŒros sowie ihnen angegliederten oder zuzurechnenden Gesellschaften etc.) bekommt die FPÖ 20 % des Auftragsvolumens von der Agentur gutgeschrieben.

Und wofĂŒr wurde das Geld verwendet. Ich zitiere den „Falter“:

Die Ermittler haben dubiose AusgĂ€nge in der Höhe von jĂ€hrlich bis zu 500.000 Euro auf den Konten der Ideenschmiede festgestellt. Ein Agenturmitarbeiter sagte als Zeuge, Agenturchef Sila habe ihm anvertraut, Sila habe Geld im Koffer an Heinz-Christian Strache „außibracht“.

Gerne hĂ€tte ich auch eine Antwort auf die Frage, warum Kickl nach seinem angeblichen Ausscheiden mit dem GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Firma einen Treuhandvertrag abgeschlossen hat, wonach Kickl eine Firmen-Liegenschaft „unentgeltlich“ zu ĂŒberlassen ist, wenn Kickl es will.

Nicht ganz ĂŒberraschend: Herr Kickl ist nicht ans Rednerpult getreten und hat keine der Fragen beantwortet. Auch kein/e andere/r FPÖ-RednerIn war willens oder in der Lage, auf die Fragen einzugehen. Die Geschichte wird uns und die Gerichte noch lĂ€nger beschĂ€ftigen.

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr


Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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