Das Corona Desaster
40.000 Menschen demonstrierten am Samstag in Wien gegen die Corona-MaĂnahmen der Regierung. Sie protestierten nicht, dass diese zu spĂ€t gekommen sind. Das wĂ€re nachvollziehbar. Nein: Sie demonstrierten im Sog von Neonazis und Rechtsextremen dagegen, dass sie gesetzt wurden. Unter dem Titel âWirrologen unterwegsâ habe ich in den âVorarlberger Nachrichtenâ einen Kommentar dazu veröffentlicht. Hier zum Nachlesen:
Am Wochenende musste die Polizei zuerst in Oberösterreich und Salzburg, dann in ganz Ăsterreich ausrĂŒcken, um KrankenhĂ€user zu bewachen. Fanatische Impfgegner hatten zu âAktionismus in und vor KrankenhĂ€usern aufgerufenâ, auf Intensivstationen solle man das Pflegepersonal (âMarionettenâ) âverhörenâ, um herauszubekommen, was dort wirklich los sei.
Gesellschaft aus den Fugen
Jetzt mĂŒssen also jene, die mit letztem Einsatz unser Gesundheitssystem aufrechterhalten, die seit Monaten am Limit sind, auch noch vor diesen gefĂ€hrlichen Narren geschĂŒtzt werden.
Was ist los in unserer Gesellschaft? Am Samstag demonstrierten 40.000 gegen die Covid-MaĂnahmen. Viele Menschen haben das Vertrauen in âdie da obenâ verloren, ignorieren die Empfehlungen wissenschaftlicher oder medizinischer AutoritĂ€ten. Auch das offenkundig seit Monaten ĂŒber GebĂŒhr geforderte Pflegepersonal und die Ărzte in den KrankenhĂ€usern sind zumindest fĂŒr die radikalen Impfskeptiker kein Anlass umzudenken. Auch nicht, dass bereits infizierte Kinder auf der Intensivstation liegen und man dort ĂŒber die âTriageâ nachdenkt.
Entwurmung statt Impfung?
Menschen, die eine Corona-Impfung partout ablehnen, schlucken ohne mit der Wimper zu zucken das Medikament Ivermectin, ein Mittel zur Entwurmung von Pferden. Sie vertrauen gegen die ausdrĂŒcklichen Warnungen des Herstellers dem politischen Abenteurer Herbert Kickl. Dank des inzwischen selbst Corona-Infizierten FPĂ-Chefs ist das rezeptpflichtige (!) Medikament inzwischen ausverkauft. Kickl hat auch das Schmerzmittel, Tropfen und VitaminprĂ€parate empfohlen. Auch hier sind âGlĂ€ubigeâ schnurstracks im Krankenhaus gelandet und belegen jene Betten, die Corona-Patienten dringend benötigen.
Wirrologie statt Virologen
Vielleicht noch gefÀhrlicher als Pseudo-Mediziner Kickl sind arrogante Verharmloser wie Tourismus-Ministerin Elisabeth Köstinger, Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer oder Bundeskanzler Alexander Schallenberg. Letzten Donnerstag setzte dann endlich ein Umdenken ein.
Oberösterreichs Landeshauptmann Stelzer sitzt mit der gemeingefĂ€hrlichen FPĂ sogar in einer Koalition. Tagelang kĂ€mpften PflegekrĂ€fte und Ărzte in der Intensivstation um das Leben seines Koalitionspartners Manfred Haimbuchner. Jetzt mĂŒssen sie sich anhören, wie dieser neben seinem Bundesparteichef sitzt, der Corona zur ânormalen Grippeâ erklĂ€rt.
Wichtig ist jetzt die Auseinandersetzung mit jenen, die weder fanatische Impfgegner sind noch AnhĂ€nger von Kickl & Co. Vielleicht nĂŒtzt bei ihnen ein Appell an die SolidaritĂ€t mit den Menschen auf den Intensivstationen und dem ĂŒberforderten Krankenhauspersonal? Oder an den Eigennutz â geringere Ansteckungswahrscheinlichkeit oder bei Erkrankung ein milderer Verlauf? Oder der Lockruf an ein unbeschwertes âLeben wie frĂŒherâ wie derzeit in Spanien oder Portugal, wo die Impfquote bei bis zu 90 Prozent liegt?
Das ist die Aufgabe der Politik. Hoffen wir, dass sie wenigstens kĂŒnftig auch wahrgenommen wird.