Deutsche Hiebe fĂŒr blauen Politiker?
Viele waren erstaunt und auch erzĂŒrnt: Am 8. MĂ€rz intervenierte der FPĂ-Nationalratsabgeordnete Roman Haider beim Direktor des BORG HonauerstraĂe in Linz, weil dort gerade ein Vortrag von Thomas Rammerstorfer mit dem Titel âDie extremistische Herausforderungâ stattfand. Der leider willfĂ€hrige Direktor brach daraufhin die Diskussion Rammerstorfers mit 70 SchĂŒlerInnen der achten Klassen und einer Reihe von LehrkrĂ€ften prompt ab. Inzwischen aber steht er zu seiner Verantwortung und legt die massiven Drohungen seitens des FPĂ-Abgeordneten offen: Extremismus-Vortrag: âMassive FPĂ-Drohungenâ.
Informiert wurde Haider per WhatsApp durch seinen anwesenden Sohn und SchĂŒler des BORG.
Man kann diesen Vorfall nicht auf sich bewenden lassen (âAbgebrochener Vortrag hat politisches Nachspielâ). Ich habe diesen Skandal zum Anlass fĂŒr eine parlamentarische Anfrage an Bildungsministerin Sonja Hammerschmid genommen (Anfrage_Rammerstorfer).
Der Vorgang ist vom Ablauf her nĂ€mlich höchst ungewöhnlich, zumal Rammerstorfer seit vielen Jahren als Rechtsextremismusexperte regelmĂ€Ăig VortrĂ€ge vor diversen Gruppen â auch in Schulen â gehalten hat. Wie aus der PrĂ€sentation, die Rammerstorfer am BORG gezeigt hatte, ersichtlich ist, war das Vortragsthema breit gefĂ€chert angelegt und deckte alle in Ăsterreich relevanten extremistischen Strömungen ab. Die FPĂ selbst war nur im Zusammenhang mit dem Einfluss von deutschnationalen Burschenschaften auf die Partei Thema.
Ăbrigens: Haider selbst ist Mitglied und stellvertretender Obmann der deutschnationalen pennalen Burschenschaft âp.c.B! Donauhort zu Aschachâ. Auf der Website des âLandes Delegierten Convent Oberösterreichâ ist zur âp.c.B! Donauhort zu Aschachâ zu finden: âWahlspruch: Ehre Freiheit Vaterland; Bundeslied: Wenn alle untreu werden…; Waffenspruch: Was gibt es hier? Deutsche Hiebe!â
Der Politikwissenschafter Anton Pelinka spricht im Zusammenhang mit der FPĂ von einem âweichen Rechtsextremismusâ, der sich dadurch kennzeichne, dass er âin die Institutionen der liberalen Demokratieâ integriert sei. Seit Antritt Straches 2005 ist die FPĂ, was sie ĂŒber weite Teile ihrer Geschichte war: die parteiförmige ReprĂ€sentantin des österreichischen Rechtsextremismus.
Es entspricht der gĂ€ngigen Praxis in Schulen, zu gewissen Themen externe AkteurInnen einzuladen. Dass dies nicht nur möglich, sondern explizit erwĂŒnscht ist, ist dem 2015 neu definierten Grundsatzerlass âPolitische Bildungâ zu entnehmen: âEine besondere Rolle kommt bei der Umsetzung Politischer Bildung der Begegnung mit Personen und Institutionen des Politischen (Politik, Interessensvertretungen, NGOs, BĂŒrgerinitiativen, Medien, etc.) zu. Die Einbeziehung externer Akteure/Akteurinnen bzw. Anbieterinnen und Anbieter Politischer Bildung hat einen wichtigen Mehrwert, da Schule kein abgeschlossener, sondern immer in ein konkretes gesellschaftliches Umfeld eingebetteter Bereich ist.â
Der Fall zeigt, wohin die FPĂ die Republik fĂŒhren will: politische Einflussnahme auch in Schulen, die zu WillkĂŒrakten gegen missliebige Vortragende und dann weiter auch Lehrende fĂŒhren. Allerdings ist nun eine andere Frage zu stellen: Was soll mit einem Politiker passieren, der seine Beziehungen dazu nĂŒtzt, um eigene ideologische Vorstellungen durchzusetzen und dem organisierenden Lehrer auch noch massiv zu drohen? Dass dieser Politiker selbst auch noch in rechtsextremen Strukturen verhaftet ist, macht die Sache noch eindeutiger: Haider sollte den Anstand haben und schleunigst als Elternvertreter zurĂŒcktreten. Aber noch vielmehr ist er aus dem Kollegium des Landesschulrats Oberösterreich, dessen Mitglied er ist, zu entfernen. Vielleicht ist Haider aber auch mit einem De-Radikalisierungsworkshop geholfen, denn âdeutsche Hiebeâ hat nicht einmal er verdient. Er sollte sich diesbezĂŒgliche Angebote machen lassen. Thomas Rammerstorfer hilft dabei ganz bestimmt.