14. MĂ€rz 2017

Deutsche Hiebe fĂŒr blauen Politiker?

2017-03-14T19:34:12+01:0014.03.17, 14:22 |Kategorien: Bildung, Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , |

Viele waren erstaunt und auch erzĂŒrnt: Am 8. MĂ€rz intervenierte der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Roman Haider beim Direktor des BORG Honauerstraße in Linz, weil dort gerade ein Vortrag von Thomas Rammerstorfer mit dem Titel „Die extremistische Herausforderung“ stattfand. Der leider willfĂ€hrige Direktor brach daraufhin die Diskussion Rammerstorfers mit 70 SchĂŒlerInnen der achten Klassen und einer Reihe von LehrkrĂ€ften prompt ab. Inzwischen aber steht er zu seiner Verantwortung und legt die massiven Drohungen seitens des FPÖ-Abgeordneten offen: Extremismus-Vortrag: „Massive FPÖ-Drohungen“.

Informiert wurde Haider per WhatsApp durch seinen anwesenden Sohn und SchĂŒler des BORG.

Man kann diesen Vorfall nicht auf sich bewenden lassen („Abgebrochener Vortrag hat politisches Nachspiel“). Ich habe diesen Skandal zum Anlass fĂŒr eine parlamentarische Anfrage an Bildungsministerin Sonja Hammerschmid genommen (Anfrage_Rammerstorfer).

Der Vorgang ist vom Ablauf her nĂ€mlich höchst ungewöhnlich, zumal Rammerstorfer seit vielen Jahren als Rechtsextremismusexperte regelmĂ€ĂŸig VortrĂ€ge vor diversen Gruppen – auch in Schulen – gehalten hat. Wie aus der PrĂ€sentation, die Rammerstorfer am BORG gezeigt hatte, ersichtlich ist, war das Vortragsthema breit gefĂ€chert angelegt und deckte alle in Österreich relevanten extremistischen Strömungen ab. Die FPÖ selbst war nur im Zusammenhang mit dem Einfluss von deutschnationalen Burschenschaften auf die Partei Thema.

Übrigens: Haider selbst ist Mitglied und stellvertretender Obmann der deutschnationalen pennalen Burschenschaft „p.c.B! Donauhort zu Aschach“. Auf der Website des „Landes Delegierten Convent Oberösterreich“ ist zur „p.c.B! Donauhort zu Aschach“ zu finden: „Wahlspruch: Ehre Freiheit Vaterland; Bundeslied: Wenn alle untreu werden…; Waffenspruch: Was gibt es hier? Deutsche Hiebe!“

Der Politikwissenschafter Anton Pelinka spricht im Zusammenhang mit der FPÖ von einem „weichen Rechtsextremismus“, der sich dadurch kennzeichne, dass er „in die Institutionen der liberalen Demokratie“ integriert sei. Seit Antritt Straches 2005 ist die FPÖ, was sie ĂŒber weite Teile ihrer Geschichte war: die parteiförmige ReprĂ€sentantin des österreichischen Rechtsextremismus.

Es entspricht der gĂ€ngigen Praxis in Schulen, zu gewissen Themen externe AkteurInnen einzuladen. Dass dies nicht nur möglich, sondern explizit erwĂŒnscht ist, ist dem 2015 neu definierten Grundsatzerlass „Politische Bildung“ zu entnehmen: „Eine besondere Rolle kommt bei der Umsetzung Politischer Bildung der Begegnung mit Personen und Institutionen des Politischen (Politik, Interessensvertretungen, NGOs, BĂŒrgerinitiativen, Medien, etc.) zu. Die Einbeziehung externer Akteure/Akteurinnen bzw. Anbieterinnen und Anbieter Politischer Bildung hat einen wichtigen Mehrwert, da Schule kein abgeschlossener, sondern immer in ein konkretes gesellschaftliches Umfeld eingebetteter Bereich ist.“

Der Fall zeigt, wohin die FPÖ die Republik fĂŒhren will: politische Einflussnahme auch in Schulen, die zu WillkĂŒrakten gegen missliebige Vortragende und dann weiter auch Lehrende fĂŒhren. Allerdings ist nun eine andere Frage zu stellen: Was soll mit einem Politiker passieren, der seine Beziehungen dazu nĂŒtzt, um eigene ideologische Vorstellungen durchzusetzen und dem organisierenden Lehrer auch noch massiv zu drohen? Dass dieser Politiker selbst auch noch in rechtsextremen Strukturen verhaftet ist, macht die Sache noch eindeutiger: Haider sollte den Anstand haben und schleunigst als Elternvertreter zurĂŒcktreten. Aber noch vielmehr ist er aus dem Kollegium des Landesschulrats Oberösterreich, dessen Mitglied er ist, zu entfernen. Vielleicht ist Haider aber auch mit einem De-Radikalisierungsworkshop geholfen, denn „deutsche Hiebe“ hat nicht einmal er verdient. Er sollte sich diesbezĂŒgliche Angebote machen lassen. Thomas Rammerstorfer hilft dabei ganz bestimmt.

20. Oktober 2016

Doskozil plant Remilitarisierung des öffentlichen Raumes

2016-10-20T19:16:52+02:0020.10.16, 8:23 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , , |

bundesheerdenkmal_anfrageDer Plan hat’s in sich! Das Verteidigungsministerium schwimmt derzeit bekanntlich im Geld, und da können dem Minister schon auch absonderliche Ideen kommen: WĂ€hrend rundherum der GĂŒrtel in den diversen Ressorts enger geschnallt wird, die Mindestsicherung gekĂŒrzt werden soll, im Bildungsbereich gespart werden muss (Teamteaching, KlassenschĂŒlerzahlen), gibt es beim Bundesheer locker mal 1,06 Millionen Euro fĂŒr die Remilitarisierung des öffentlichen Raums. Am Heldenplatz soll wohl als GegenstĂŒck zum „Deserteursdenkmal“ am Ballhausplatz ein Bundesheer-Denkmal am Äußeren Burgtor errichtet werden. Vorgesehen ist es fĂŒr Gefallene des Bundesheers in der Zweiten Republik und gleich auch vorsorglich fĂŒr jene in der Zukunft.

Über die zweifelhafte Erinnerungskultur der Republik im Allgemeinen und des Bundesheeres im Besonderen habe ich im Parlament und auf diesem Blog schon mehrfach hingewiesen („Krypta am Heldenplatz: Republik pfeift auf historische Chance!“). Jetzt muss ich es mit einer Parlamentarischen Anfrage erneut machen.

Geld spielt keine Rolle, wie dem Protokoll einer Generalstabsbesprechung zu entnehmen ist, denn dort wird beim Finanzbedarf angemerkt, die Budgetierung mit ĂŒber einer Million Euro sei „exklusive Reserve“. Unsereins sieht das und wundert sich, „was alles möglich ist“, wenn der Herr Bundesminister eine Weisung gibt, um die Militarisierung wieder voll im Gange zu bringen.

  1. Sowohl Inhalt als auch Standort des von Doskozil per Weisung gewĂŒnschten Denkmals sind bemerkenswert: „Der militĂ€rische Charakter des Denkmals, in dessen konkreter oder abstrakter AusfĂŒhrung, soll fĂŒr den auch nicht kunstaffinen Betrachter die eindeutige VerknĂŒpfung zum MilitĂ€r schaffen“ – das ist nicht nachvollziehbar. Sind wir wieder so weit, um martialische Symbole in öffentlichen RĂ€umen zu errichten?
  2. Ich kann auch nicht nachvollziehen, was mit der oben schon angedeuteten Formulierung „sondern es muss auch fĂŒr kĂŒnftig Gefallene ‚offen‘ stehen“ bezweckt wird. Wie bekannt, bezieht sich der Begriff „Gefallener“ auf den Todesfall im (kriegerischen) Kampf. Hat Österreich respektive Doskozil diesbezĂŒgliche PlĂ€ne?

Doskozil will – wie Peter Pilz aufgedeckt hat – als „zweiter Innenminister“ das Bundesheer fĂŒr kĂŒnftige „robuste EinsĂ€tze“ im Inneren (!) aufrĂŒsten und eine Art „Schwere Polizei“ schaffen. Bemerkenswert fĂŒr einen Sozialdemokraten, dem das Jahr 1934 offensichtlich nicht mehr im GedĂ€chtnis ist. Das Denkmal fĂŒr allfĂ€llige „Gefallene“ stĂŒnde dann ja schon mal am „Heldenplatz“ – ĂŒbrigens ganz in der Tradition des gesamten Komplexes: Das Äußere Burgtor wurde In Erinnerung an die blutige Völkerschlacht zu Leipzig errichtet und erhielt wĂ€hrend des Ersten Weltkriegs die Bedeutung eines Heldendenkmals. Im Austrofaschismus wurde der Heldenmythos dann mit der Einrichtung von GedenkstĂ€tten im Inneren des Tors verstĂ€rkt. Eigentlich sollte mit der unter Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos angeordneten Umgestaltung des Heldendenkmals ein Kontrapunkt zur kritiklosen Heldenverehrung in der Form eines Lernraumes entstehen. Davon ist nun nicht mehr die Rede, dafĂŒr aber von einer Remilitarisierung des öffentlichen Raums.

Fazit: Wenn es plötzlich Geld regnet im Wiederbewaffnungsministerium, scheint dessen Chef omnipotente Phantasien zu kriegen. Dem sollte vehement Einhalt geboten werden.

19. August 2016

Schulspinde: Eltern werden zur Kasse gebeten

2016-08-19T08:35:55+02:0019.08.16, 8:35 |Kategorien: Bildung|Tags: , , |

UPECOAls ehemaliger Direktor eines großen Gymnasiums weiß ich das: Die Anschaffung von Schulspinden schlĂ€gt ein ordentliches Loch ins Schulbudget. Nie jedoch wĂ€re ich auf die Idee gekommen, eine Anschaffung auf Kosten der SchĂŒlerInnen bzw. deren Eltern zu tĂ€tigen. Schulmobiliar ist vom Schulerhalter zu stellen. Punkt!

Umso ĂŒberraschter war ich, als ich von einem sehr eigenartigen GeschĂ€ftsmodell erfahren habe: Die österreichische Firma UPECO vermietet Schulspinde – dagegen ist auf den ersten Blick nichts einzuwenden. Allerdings erhĂ€lt die Schule nichts dafĂŒr, obwohl die Firma die Spinde dann an die SchĂŒlerInnen – wohl gewinnbringend – vermietet. Vertragspartner der SchĂŒlerInnen (bzw. von deren Erziehungsberechtigten) ist somit auch nicht die Schule, sondern die Firma UPECO.

Ich habe nun genauer recherchiert und bin aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen: SchĂŒlerInnen oder deren Eltern melden sich auf der Website von UPECO an. Informationen ĂŒber die Höhe der Miete gibt es erst im Laufe des Anmeldevorgangs. Warum, habe ich erst bei meiner Scheinanmeldung begriffen, denn die Preise sind schulweise unterschiedlich. Eine ErklĂ€rung dafĂŒr gibt es nicht. Zudem erfolgt die Online-Anmeldung ohne vorhergehenden Hinweis ĂŒber Umleitung auf eine externe Seite: „www.schließfĂ€cher.de“ ist eine Website der Firma Mietra, die laut Impressum im Eigentum der Fa. „Schließfachanlagen Gerold Trautner e.K., Am Riff 1a, DE – 04651 Bad Lausick“ steht und dasselbe GeschĂ€ftsmodell fĂŒr Deutschland betreibt. Hier sind dann die Daten der SchĂŒlerInnen (und der Erziehungsberechtigten) samt Angabe von Klasse, Adresse und Kontonummer zu hinterlegen. GeschĂ€ftsbedingungen oder ein Hinweis auf die Datenschutzrichtlinien sucht man auf der Website der Firma UPECO vergeblich. (Die Miete fĂŒr die Spinde ist in Deutschland ĂŒbrigens deutlich billiger als in Österreich.)

Ich habe nun eine Anfrage an die Unterrichtsministerin gerichtet und der Kurier hat ebendort nachgefragt. Die Antworten aus dem Ministerium sind bemerkenswert:

„Laut der Sprecherin der Bildungsministerin Sonja Hammerschmied wusste man bisher nichts von den MietvertrĂ€gen mit Fremdfirmen – im Gegenteil: Eigentlich gibt es ein Budget, das den Schulen fĂŒr Mobiliar wie Spinde zur VerfĂŒgung steht. Wohin das dafĂŒr vorgesehene Geld stattdessen fließt, ist unklar. Nun will das Ministerium schnell reagieren: ‚Wir werden das Thema jetzt gemeinsam mit den zustĂ€ndigen LandesschulrĂ€ten klĂ€ren’, sagt die Sprecherin von Hammerschmied. Juristen seien bereits eingeschaltet, um die rechtliche Lage zu klĂ€ren. Dies sei aber schwierig, da das Ministerium bei Pflichtschulen nicht der Schulerhalter sei und es deshalb je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen gibt.“

Wie bitte? Ein GeschĂ€ftsmodell, das es offensichtlich seit Jahren an inzwischen sehr vielen Schulstandorten gibt, das, wie ich rausgefunden habe, vom Wiener Stadtschulrat explizit empfohlen wurde, ist im Bildungsministerium nicht bekannt? Die Eltern werden fĂŒr Schulmobiliar zur Kasse gebeten, ohne dass das Ministerium davon Kenntnis hat, obwohl sich dagegen bereits vor zwei Jahren zumindest in Wien eine Elterninitiative (siehe Foto!) gebildet hat? Und das Ministerium weiß nicht, wohin das fĂŒr Schulmobiliar vorgesehene Geld tatsĂ€chlich fließt?

ErklĂ€rungsbedarf ist gegeben, auf die Antworten bin ich nun gespannt. Eines ist fĂŒr mich klar: Am Ende hat zu stehen, dass die Spinde fĂŒr alle SchĂŒlerInnen kostenlos sein mĂŒssen!

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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