Israel und die Hamas
Wir tun gut daran, bei der EinschĂ€tzung der Ă€uĂerst komplizierten Situation im Nahen Osten Vorsicht walten zu lassen. Eines aber ist klar: Menschenleben mĂŒssen Vorrang haben. Unter dem Titel âIsrael und die Hamasâ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar geschrieben. Hier zum Nachlesen:
âDie Hamas hat zuletzt deutlichen Zuspruch erfahren. Und wir mĂŒssen eingestehen, dass Israel dazu beigetragen hat. Die israelische Regierung hĂ€tte stĂ€rker auf die moderaten KrĂ€fte unter den PalĂ€stinensern zugehen mĂŒssen, wie (âŠ) Mahmoud Abbas, den PrĂ€sidenten der PalĂ€stinensischen Autonomiebehörde.â
Das Zitat ist ĂŒber einen Monat alt und stammt aus einem Interview, das der ehemalige israelische MinisterprĂ€sident Ehud Olmert dem deutschen âTagesspiegelâ gegeben hat. Inzwischen traut sich kaum noch jemand, eine differenzierte Analyse zu machen. Wer nicht alle MaĂnahmen der israelischen Regierung gutheiĂt, steht umgehend im Verdacht eines kaum verhĂŒllten Antisemitismus.
âKein luftleerer Raumâ
Das hat auch UN-GeneralsekretĂ€r Guterres zu spĂŒren bekommen, als er vor einer Sitzung des Sicherheitsrats eigentlich SelbstverstĂ€ndliches gesagt hat: Der Hamas-Terror habe ânicht im luftleeren Raumâ stattgefunden und keine Konfliktpartei stehe ĂŒber dem humanitĂ€ren Völkerrecht. Auch er hatte zuvor die Hamas scharf kritisiert. Das reichte aber offensichtlich nicht aus.
Inzwischen tut sich Unvorstellbares. Demonstrationen hunderttausender Menschen in Metropolen wie London und Paris ziehen mit der Losung âFree Palestine from the river to the seaâ durch die StraĂen. Gemeint ist damit natĂŒrlich die Vernichtung des Staates Israel. Dass derart extremistische Parolen auch bei uns zunehmend auf Zustimmung finden, muss alle Alarmglocken lĂ€uten lassen.
Einerseits verweist es auf die Radikalisierung hierzulande, andererseits verschieben sich offenkundig politische und ethische MaĂstĂ€be weltweit. Und es verweist auf ein weiteres Problem: Das barbarische KalkĂŒl der Hamas scheint aufzugehen: Die israelische Regierung ist drauf und dran, den Krieg der Bilder ausgerechnet gegen die mörderische Terrororganisation Hamas und deren unfassbaren GrĂ€ueltaten vom Oktober zu verlieren.
Was tun?
Genau darauf hat Ehud Olmert im eingangs wiedergegebenen Zitat hingewiesen. Dennoch ist auch ihm klar, dass Israel trotz aller VersĂ€umnisse derzeit gefordert ist, alles Erforderliche zu tun, die Hamas zu erledigen. Ăber die Mittel dazu sollte aber nachgedacht werden. Und Olmert verweist darauf, dass VersĂ€umnisse israelischer Politik in den letzten Jahrzehnten ursĂ€chlich mit den gegenwĂ€rtigen Problemen zu tun haben: âWir haben dazu beigetragen, weil wir keinen glaubwĂŒrdigen Verhandlungsprozess verfolgt haben und die dialogbereiten KrĂ€fte nicht gestĂ€rkt haben.â
Wir in Ăsterreicher tun natĂŒrlich ebenso wie die Deutschen gut daran, uns mit Kritik oder RatschlĂ€gen zurĂŒckzuhalten. Zu schwer lastet die BĂŒrde unserer Vergangenheit auf unseren Schultern. Es sind aber durchaus gut gemeinte RatschlĂ€ge, die von anderer Seite in Richtung israelischer Regierung gesandt werden. Von den USA. Von der UNO. Von Seiten vieler EU-Staaten. Und von besonnenen Politikern in Israel â wie Olmert.