Über harald.walser

Der Autor hat bisher keine Details angegeben.
Bisher hat harald.walser, 1850 Blog Beiträge geschrieben.
7. März 2025

Verkehrspolitischer Albtraum

2025-03-06T00:19:29+01:0007.03.25, 8:21 |Kategorien: Klima und Umwelt|Tags: |

Verkehrspolitik ist angewandte Klimapolitik. Das ist leider nicht allen Verantwortlichen in Österreich bewusst – oder es ist ihnen egal. Das gilt auch für die Bundesländer, wie das Beispiel der „Tunnelspinne“ in Feldkirch zeigt. Unter dem Titel „Tunnel-Albtraum“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:

Ein Sprichwort sagt, dass man durch Erfahrung klug werde. Das mag im einen oder anderen Fall stimmen. Für die Verkehrspolitik hierzulande gilt es nicht. Bestes Beispiel dafür ist die Tunnelspinne in Feldkirch. Sie ist nicht nur ein Baukostenmonster, sondern auch eine verkehrspolitische Fehlentscheidung.

Ein Blick nach Zell am See wäre für die Befürworter hilfreich gewesen. Dort gab es angesichts der Verkehrsbelastung von täglich 16.000 Autos vor der Jahrtausendwende eine ähnliche Situation wie in Feldkirch. Zur Entlastung baute man einen Tunnel. Heute klagt der ÖVP-Bürgermeister in der Wiener Zeitung: „Jetzt sind es täglich 16.000 im Tunnel und 16.000 auf der Straße.“

Wer mehr Straßen baut, erntet mehr Autoverkehr. Wer den öffentlichen Verkehr fördert, erntet mehr öffentlichen Verkehr. Wer mehr Radwege baut … Oder, um es mit Universitätsprofessor Markus Mailer aus Innsbruck wissenschaftlich auszudrücken: „Infrastrukturprojekte steigern die Nachfrage.“ Mailer leitet den Bereich „Intelligente Verkehrssysteme“. Vielleicht sollten ihm Wallner und Bitsche einen Besuch abstatten. Oder nach Zell am See fahren.

Politisch Verantwortliche denken leider meist nur in Wahlperioden und blenden Langzeitwirkungen ihrer Entscheidungen gerne aus, denn mit denen haben ja nachfolgende Generationen zu kämpfen. Die Bevölkerung hat oft mehr Verantwortungsbewusstsein. Etwa in der Schweizer Gemeinde Zug, wo zwar die Verantwortlichen auf Verkehrsprobleme ähnlich reagieren wie hierzulande, die Bevölkerung ein Tunnelprojekt in den letzten zehn Jahren aber gleich viermal abgelehnt hat. 

Das Projekt in Zug hat wie ein weiteres in Rapperswil-Jona ähnliche Dimensionen wie die Tunnelspinne. Dort kalkuliert man mit rund einer Milliarde an Baukosten. In Feldkirch waren es beim Letzetunnel ursprünglich nur knapp 60 Millionen, heute reden die Verantwortlichen von 385 Millionen Euro. Nicht nur wegen der Vergleichbarkeit mit den Projekte in der Schweiz glaubt diese Summe kaum jemand. 

Zudem muss die Landesregierung schon jetzt mit einem Sparpaket – etwa im Sozialbereich – auf die Budgetmisere reagieren: Weniger Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung, reduzierte Therapieangebote für Kinder, weitere Selbstbehalte und längere Wartelisten sind die Folge. Allein bei Kinderdiensten, Sozialpsychiatrischen Diensten und Neuro-Rehabilitation sollen etwa 10.000 Therapiestunden gestrichen werden. 

Ein Großprojekt wie die Tunnelspinne ist daher nicht nur verkehrspolitisch falsch, sondern auch budgetär unverantwortlich. Die Einsparungen im Sozialbereich werden uns langfristig auf den Kopf fallen, denn sie werden vorhandene Probleme vergrößern. Daher ein Vorschlag zur Güte: ehrliche Informationen über die Tunnelspinne und anschließend eine Volksabstimmung. Lustenau hat bei der S18 unter einem ÖVP-Bürgermeister vorgemacht, wie es geht.

21. Februar 2025

Putin, Trump und die FPÖ

2025-02-21T10:22:18+01:0021.02.25, 8:56 |Kategorien: Gesellschaft|Tags: , , , , |

Man darf nicht furchtsam sein in diesen Zeiten. Obwohl Figuren wie Wladimir Putin, Donald Trump und das Führungspersonal in FPÖ und AfD durchaus Anlass dazu geben. Unter dem Titel „Wächst das Rettende auch?“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar geschrieben. Hier zum Nachlesen:

Rechtsaußen-Parteien wie die FPÖ oder die AfD jubeln. Donald Trump gab ihrem Bündnispartner Wladimir Putin recht und schob Präsident Wolodymyr Selenskyj die Schuld an der langen Dauer des Ukraine-Krieges zu. Dieser – und nicht Putin – sei zudem ein demokratisch nicht legitimierter „Diktator“.

Ähnlich verstörend agierte Trumps Vizepräsident J. D. Vance am vergangenen Wochenende bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Er sprach über die Bedrohungen für die Sicherheit in Europa und schaffte es, dabei kein Wort über den Ukraine-Krieg zu verlieren. Unheil drohe unserem Kontinent nicht durch Russland oder China, gefährlich seien die „Feinde im Inneren“. Europa sei „keine Demokratie“ und es gebe hier „mangelnde Meinungsfreiheit“, weil russische Sender zensuriert würden. Wie können derart mächtige Politiker derartigen Unsinn verbreiten?

Das alles ist jedenfalls ganz nach dem Geschmack des reichsten Mannes der Welt und seiner Plattform „X“. Dort stimmt man solchen Thesen begeistert zu. Elon Musk beklagte beispielsweise, dass europäische Länder bei hetzerischen Postings die Herausgabe von Nutzerdaten verlangen. Er hält es für Zensur, wenn man Hetze auf sozialen Plattformen einzuschränken versucht. Dabei ist erwiesen, dass sich die Attentäter der letzten Monate dort radikalisiert haben.

Zudem: Meinungsfreiheit in den USA? Dort, wo die jetzige Regierung Kinderbücher – wie jenes der Oscar-Preisträgerin Julianne Moore – und Bücher, die mit der „Gender-Ideologie oder der Gleichstellungsideologie in Verbindung stehen“, aus Schulbibliotheken verbannt werden? Wo unerbittlich gegen Menschen vorgegangen wird, die sich als Gegner der jetzigen Regierung outen? Wo Einwanderer, Menschen mit nichtweißer Hautfarbe oder kritische Journalisten vom mächtigsten Mann im Staat als vermeintliche „Feinde des Volkes“ diffamiert werden?

Die FPÖ hat völlig recht, wenn sie davon spricht, es gehe „vor allem um die Lufthoheit“ im Internet. „Brüssel“ wolle „regulieren“, die mächtigen US-Konzerne hingegen seien Garanten für die „Meinungsfreiheit“. Angesichts solcher Töne ist eines klar: Unsere Demokratie hat „Feinde im Inneren“, aber nicht jene, die Vance und Trump meinen.

Die EU ist künftig auf sich selbst gestellt. Und wir in Österreich tun gut daran zu erkennen, dass unsere Freiheit nur in einer stärkeren EU gewährleistet ist. Wer trotzdem „weniger Europa“ fordert, betreibt das Werk von Putin und Trump und ist mitverantwortlich dafür, wenn wir ihnen künftig noch stärker als bisher ausgeliefert sind.

Werden sich die Vorstellungen von Trump, Vance und den europäischen Rechtsparteien über die Zukunft unserer Gesellschaftsordnung durchsetzen oder regt sich noch rechtszeitig die Vernunft und somit der Widerstand? Hoffnung gibt ein Satz von Friedrich Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“

24. Januar 2025

Auschwitz und die Lehren für heute!

2025-01-23T14:54:04+01:0024.01.25, 8:38 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , |

Wels am Sonntag, 26. Jänner, 11:00 Uhr, in den Minoriten: Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag. Weitere Informationen siehe Plakat ganz unten bei diesem Beitrag.

Zum selben Thema habe ich – allerdings speziell mit Vorarlberg-Bezug – unter dem Titel „Aus Auschwitz lernen!“ in den Vorarlberger Nachrichten auch einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:

Am 27. Jänner 1945 und somit vor fast genau 80 Jahren hat die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Der Name Auschwitz ist nach dem Krieg zu einem Synonym geworden für den industriellen Massenmord. Was sind die Lehren daraus? Was bedeuten die NS-Verbrechen für uns heute?

Der Holocaust stand nicht am Anfang der NS-Herrschaft, am Anfang standen Worte – Worte der Ausgrenzung, Verächtlichmachung und Herabwürdigung von Menschen. Betroffen davon waren Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, politische Gegner, Menschen mit Beeinträchtigungen. Nur einige wenige Beispiele für in NS-Konzentrationslagern Ermordete aus Vorarlberg: Edmund und Gertrude Turteltaub sowie ihrer Kinder Hans und Walter aus Dornbirn, Hans Baldauf aus Bregenz, Dr. Hans Elkan und seine Eltern Helene und Theodor aus Hohenems, Hugo Lunardon aus Dornbirn und viele andere.

Vorarlberg stellte aber auch Täter, die willig in der NS-Mordmaschinerie mitarbeiteten: Dr. Irmfried Eberl aus Bregenz war KZ-Kommandant in Treblinka, der Arzt Dr. Josef Vonbun aus Feldkirch, der Silbertaler SS-Mann Josef Vallaster, NS-Landeshauptmann Anton Plankensteiner war als Richter am Volksgerichtshof für mindestens 17 Todesurteile aus meist nichtigen Gründen verantwortlich. Die Liste ließe sich ebenfalls fortsetzen.

Es gab aber auch jene, die sich dem gnadenlosen System mutig widersetzt haben und Sand in die Mordmaschinerie streuten. Die Gruppe um den Satteinser Johann August Malin beispielsweise oder die Aktionistische Kampforganisation (AKO) in Dornbirn.

Die Krankenschwester Maria Stromberger hat sich freiwillig nach Auschwitz gemeldet und im SS-Krankenhaus Dienst versehen, wurde Teil des Häftlingswiderstands, schmuggelte Informationen, später auch Waffen und Munition. Stromberger überlebte nur mit viel Glück. Die in Polen nach 1945 hoch verehrte Frau blieb bei uns nahezu unbekannt und wurde sogar eingesperrt. Es brauchte die Intervention des polnischen Ministerpräsidenten Jozef Cyrankiewicz, damit sie freikam.

Der Gesellschaftswissenschaftler Jan Philipp Reemtsma spricht angesichts der deutschen und österreichischen Geschichte von „Scham“. Er sprich weiters nicht von Schuld, die auf uns lastet, sondern von Verantwortung.

Es hat viel zu lange gedauert, bis sich auch das offizielle Österreich zu dieser Verantwortung bekannt hat. Wer sie heute ernst nimmt, muss jenen entschieden entgegentreten, die schon wieder glauben, Menschen zweiter und dritter Klasse erkennen zu können. Aus Auschwitz lernen heißt zudem konsequentes Eintreten für Menschenrechte, gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus.

Auschwitz ist nicht nur ein historisches Ereignis, es ist ein Aufruf zur Wachsamkeit. Der italienischen Schriftsteller Primo Levi hat Auschwitz überlebt. Seine Warnung an uns: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr…

Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


Zur Seite des Parlaments…

Downloads