14. September 2017

Bildungspolitische Richtungsentscheidung am 15. Oktober

2017-09-14T16:25:16+02:0014.09.17, 15:31 |Kategorien: Bildung, Wahlkampf|Tags: , , , |

Am 15. Oktober kommt es in Österreich zu einer bildungspolitischen Richtungsentscheidung: Mit den Grünen vorwärts in ein gerechtes und leistungsfähiges neues Schulsystem oder mit ÖVP und FPÖ zurück in die Vergangenheit. Ach ja: Mit der SPÖ wird auch Stillstand angeboten.

Die FPÖ will gleich die alte Hauptschule wieder einführen. Im Programm heißt es wörtlich: „Beibehaltung und Verbesserung des bewährten differenzierten Schulsystems (Hauptschulen mit Leistungsgruppen, Gymnasien, berufsbildende mittlere und höhere Schulen etc.).“ Damit gestehen die Blauen – unfreiwillig – ihre bildungspolitische Ahnungslosigkeit ein, den Wandel der Hauptschulen zur Neuen Mittelschule haben sie offensichtlich nicht einmal mitbekommen, wenn sie diese „beibehalten“ wollen.

Und die ÖVP? Wie beim Wirtschaftsprogramm gibt es auch im Bereich der Bildung ein Paarlaufen mit der FPÖ: Diese fordert „ausreichende Kenntnis der Unterrichtssprache vor Schuleintritt“, die ÖVP präzisiert: „Erst wenn die Kinder ausreichende Sprachkenntnisse haben, sollen sie in den Regelschulbetrieb eingeschult werden.“ Und in der vierten Klasse der NMS will die ÖVP eine neue maturaähnliche Prüfung einführen, die sie perfiderweise als „Chancen-Pass“ betitelt. Worin der pädagogische Mehrwert und die „Chancen“ dieser neuen Prüfung bestehen könnte, erklärt uns die ÖVP nicht. Kann sie wohl auch nicht …

Was würden die schwarz-blauen Ausgrenzungsphantasien für Kinder bedeuten? Jene mit Deutschdefiziten in Ghettoklassen zu konzentrieren, würde die Probleme verschärfen. Was wir aber brauchen, ist aktive Integrations- und keine Separationspolitik. Die Trennung der Kinder und Jugendlichen ist nicht nur teuer und ungerecht, sondern lernpsychologisch sogar kontraproduktiv, denn kein Kleinkind lernt eine Umgangssprache im Klassenzimmer. Oder hat schon einmal jemand bemerkt, dass etwa ein vierjähriges Kind die Sprache im Klassenzimmer erlernt hätte?

Was wir stattdessen benötigen, ist ein Zweisäulenmodell: Das besteht zum einen aus einer durchgängigen Sprachenförderung vom Kindergarten bis zum Ende der Schullaufbahn, die integrativ stattfindet und neben der Förderung von Erst- und Bildungssprache auch gezielt auf Elternarbeit setzt. Zweitens sollen Kinder zum Beginn der Bildungslaufbahn eine flexible Schuleingangsphase durchlaufen. Diese dauert ein bis drei, in der Regel zwei Jahre und gibt Kindern die Möglichkeit, sich ohne Diskriminierung zu entwickeln und individuell gefördert zu werden. Kinder brauchen am Anfang der Bildungslaufbahn Zeit, um die Grundkompetenzen zu erwerben, dann sind sie besser auf die weitere Schullaufbahn vorbereitet.

Auch die vorschulische Bildung ist bei der ÖVP nicht in guten Händen. So ist sie bei der Umsetzung eines bundeseinheitlicher Qualitätsrahmen für Elementarpädagogik säumig. Dieser ist bereits im Regierungsprogramm 2013 versprochen, von der zuständigen ÖVP-Familienministerin aber nie umgesetzt worden. Ministerin Sophie Karmasin konnte weder das, noch das verpflichtende zweite Kindergartenjahr gegenüber den Ländern durchsetzen. Wir müssen an zukunftsorientierten Lösungsansätzen arbeiten, in die Bildung investieren statt zu kürzen und endlich auf die Erfahrung der Lehrkräfte hören, statt ideologische Ausgrenzungsphantasien zu betreiben, die langfristig nicht nur den betroffenen Kindern und Jugendlichen, sondern der ganzen Gesellschaft schaden.

Gerade in der Bildungspolitik braucht es uns Grüne mehr denn je!

29. August 2017

Geld für Bildung statt für Abfangjäger

2017-09-01T19:12:06+02:0029.08.17, 17:58 |Kategorien: Bildung, Gesellschaft|Tags: , , |

Pressekonferenz "Bildung statt Abfangjäger" mit Ulrike Lunacek

Pressekonferenz „Bildung statt Abfangjäger“ mit Ulrike Lunacek

Die Anschaffung und der Betrieb von Abfangjägern sorgen in Österreich seit Jahrzehnten für Diskussion, Ablehnung und Widerstand. Höhepunkt waren dann wohl die dubiosen Geschäfte rund um den Kauf der Eurofighter, die als Teurofighter in die Geschichte eingehen werden und der Republik einen Schaden von mehr als einer Milliarde Euro beschert haben. Schon 1985 brachte der damalige Wiener ÖVP-Vizebürgermeister Erhard Busek den gänzlichen Verzicht auf Abfangjäger ins Spiel – um damit seinen Unmut über den Ankauf der Draken Ausdruck zu verleihen.

Geld für den Chancenindex fehlt

Inzwischen führen wir jährlich die Diskussionen, dass der Bildung Geld fehlt und notwendige Investitionen nicht getätigt werden können. Die SPÖ um Kanzler Kern und Bildungsministerin Hammerschmid verspricht eine Aufstockung des Bildungsbudgets um 300 Millionen Euro, um Brennpunktschulen besser – vor allem mit mehr Lehrkräften – auszustatten. Das erstaunt mich nun, weil mir Ministerin Hammerschmid im Zuge der Verhandlungen um die Bildungsreform noch im Mai erklärt hatte, es sei genug Geld im Bildungssystem vorhanden. Nun will die Bildungsministerin aber einen Brief an Finanzminister Schelling schreiben, um die zusätzlichen budgetären Mittel zu erhalten und – so verspricht es die SPÖ – 5.000 zusätzliche Lehrkräfte zur Umsetzung des Chancenindex bis zum Jahr 2020 anstellen. Dass wir bis 2020 bereits um die 6.000 zusätzliche LehrerInnen im System benötigen, um den Chancenindex so zu realisieren, wie ihn die Arbeiterkammer berechnet hat, sei einmal dahingestellt.

Lehrkräfte: Woher nehmen, wenn nicht ausbilden?

Was uns die Bildungsministerin noch nicht verraten hat, ist, woher die zusätzlichen LehrerInnen kommen sollen, da wir auf einen eklatanten Lehrermangel zusteuern. Dass wir bereits jetzt viel zu wenige ausgebildete Lehrende für eine professionelle Sprachförderung (Deutsch und Herkunftssprachen) haben, wird die Zusatzbesetzungen auch nicht leichter machen. Denn Österreich verabsäumt es seit vielen Jahren, genügend Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache an Universitäten und Hochschulen auszubilden. Die erste Maßnahme wäre daher die Einrichtung bzw. deutliche Ausweitung von entsprechenden regulären Studienmöglichkeiten, um Fachkräfte für die Sprachförderung in die Schulen (und Kindergärten) zu bringen.

Bildung als Waffe für die Zukunft

Das Geld, das wir für die Anschaffung und den Betrieb von Abfangjägern investieren müssten, wäre aus Grüner Sicht im Bildungsbereich sinnvoller eingesetzt. Wir benötigen umgehend eine Ausbildungsoffensive in der LehrerInnenbildung, damit wir mehr qualifizierte Lehrkräfte in unseren Schulen haben. Das kostet Geld, denn mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung gibt es nicht zum Nulltarif. Bildung gehört zu den wichtigsten Waffen für die Zukunft unserer Kinder, aber auch für unseren Staat. Mit guten Bildungsmöglichkeiten sind wir jedenfalls besser gerüstet als mit Abfangjägern.

 

25. August 2017

Kostenfalle Schulstart – das muss geändert werden!

2017-08-27T08:59:55+02:0025.08.17, 14:12 |Kategorien: Bildung|Tags: |

Kürzlich erzählte mir eine alleinerziehende Mutter, dass sie zum Schulstart ihres Kindes etwa 3.000 € zu berappen hat, denn diesmal stünden aufgrund des Übertritts in eine grafische Schule neben den üblichen Ausgaben die Anschaffung eines Laptops und eines Fotoapparats an. Das ist für diese Mutter eine enorme finanzielle Belastung. Aber welche Eltern wollen schon der Bildungslaufbahn des eigenen Kindes im Weg stehen? Also wird gespart und bezahlt – wenn es sich Eltern überhaupt leisten können.

In Österreich sind 231.000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen bzw. gefährdet. Besonders für deren Eltern ist der Schulbeginn eine finanzielle Herausforderung, denn das neue Schuljahr beginnt mit Ausgaben für Taschen und Hefte, Stifte und Zirkel, Sportbekleidung und Hausschuhen in Höhe von bis zu 300 Euro. Nicht eingerechnet sind Sonderanschaffungen und die Kosten für Schulveranstaltungen wie Sprach-, Sport- und Wienwochen. Das Schulstartgeld von 100€, das für 6- bis 15-jährige Kinder ausbezahlt wird, reicht in der Regel nicht einmal ansatzweise.

Umfrage Standard.at 31.8.2016

In einigen europäischen Ländern ist es üblich, dass schulpflichtige Kinder und Jugendliche sämtliche benötigten Unterrichtsmaterialen kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Auch die Stadt Wien geht schon lange mit gutem Beispiel voran und stellt allen Pflichtschulen einen Warenkorb zur Verfügung, aus dem die Schulen die für den Unterricht nötigen Materialien für ihre SchülerInnen bestellen können.

Ich will, dass alle schulpflichtigen Kinder in Österreich kostenlose Unterrichtsmaterialen bekommen. Die Kosten dafür wären etwa 28 Millionen Euro. Verglichen mit dem Schaden, der der Republik Österreich durch den Ankauf der Eurofighter entstanden ist, ist das nichts, denn der belaufe sich laut Einschätzung von Experten auf bis zu 1,1 Milliarden Euro.

Hier haben wir dringenden Handlungsbedarf, damit nicht schon zu Schulbeginn ausgerechnet die sozial Schwächsten zusätzliche Nachteile erleiden. Denn ein Mehr an Bildungsgerechtigkeit bedeutet auch, dass alle Kinder die benötigten Materialen bekommen.

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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