Corona, Geldgier und die Medien
In den âVNâ habe ich unter dem Titel âSpannende Zeitenâ einen Kommentar zu den Auswirkungen der Corona-Krise geschrieben:
âDu mögest in spannenden Zeiten leben!â Dieser âvergifteteâ Wunsch wird auch als âChinesischer Fluchâ bezeichnet. Heute, mitten in âspannenden Zeitenâ, erahnen auch wir, was mit dem Fluch gemeint ist.
Wie sollen wir umgehen mit der Corona-Krise? Wo liegen die Gefahren? Was ist aufgebauscht, was ein wirkliches Problem? Zu alledem gibt es seriöse und weniger seriöse, zum Teil auch skurrile Wortmeldungen.
Den Vogel abgeschossen hat wieder einmal die FPĂ. Sie forderte am Freitag die Regierung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie allen Ernstes zur âLenkung der Medienberichterstattungâ auf. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die Opposition fordert die Regierung zur Einflussnahme auf unabhĂ€ngige Medien auf.
Pressefreiheit?
Mit der verfassungsrechtlich abgesicherten Pressefreiheit ist das nicht vereinbar. NatĂŒrlich ist es ein Ărgernis, wenn einige Boulevard-Medien durch ihre reiĂerische Berichterstattung Angst verbreiten. Das ist leider ihr GeschĂ€ftsmodell und war wĂ€hrend der FlĂŒchtlingskrise nicht anders. Damals ĂŒbrigens sogar befeuert durch die FPĂ.
Die Politik hat ausreichend Möglichkeiten, die Bevölkerung sachlich zu informieren. Und sie macht das derzeit auch. In einer Demokratie ist die EinschrĂ€nkung der Medienfreiheit ein SĂŒndenfall. Die FPĂ-Freunde in Ungarn tun seit einiger Zeit genau das.
Gerade jetzt braucht es aber kritische und unabhĂ€ngige Medien. Bei nicht wenigen Medienschaffenden hat man den Eindruck, sie gehörten zur journalistischen âGebetsliga fĂŒr Sebastian Kurzâ. Zwar macht derzeit die Regierung insgesamt â und ja, auch der Kanzler â einen guten Job, Aufgabe der Berichterstattung ist aber nicht die BeweihrĂ€ucherung, sondern neben der Information auch das kritische Hinterfragen.
Fragen drÀngen sich auf
Und zu hinterfragen gibt es einiges: Wie konnte Ischgl zur europĂ€ischen Virenschleuder werden? Die Behörden in Island haben schon am 29. Februar auf die Gefahr hingewiesen, als etliche zurĂŒckgekehrte Urlauber aus Ischgl eine Corona-Infektion aufwiesen. FĂŒnf Tage spĂ€ter wurde Ischgl mit dem chinesischen Wuhan und dem Iran auf die gleiche Stufe gestellt. Warnungen gab es auch aus Norwegen. In Tirol hingegen erklĂ€rte man, eine Gefahr sei âwenig wahrscheinlichâ.
Ăhnliche FehleinschĂ€tzungen gibt es fĂŒr St. Christoph und St. Anton. Die Auftritte des Tiroler Gesundheitslandesrats und des Landeshauptmanns mit ihrem stereotypen âWir haben keine Fehler gemachtâ waren an Peinlichkeit kaum zu ĂŒberbieten. Hat auch die Bundesregierung Hinweise ignoriert? Wer trĂ€gt die Verantwortung und wie wird sie wahrgenommen? Welche Rolle hat die Seilbahnwirtschaft gespielt? Welche die Tourismus-Verantwortlichen?
Aufgabe von Medien (und der Opposition) ist es, diese und weitere Fragen zu stellen. âMessage-Controlâ durch die Regierung oder gar direkter Einfluss auf die Presse sind indiskutabel â zumal in diesen kritischen Zeiten.