Tirols Problem mit seinen ReprÀsentanten
In letzter Zeit hĂ€ufen sich verstörende Meldungen aus Tirol. Mit verbalen Kraftakten wird gegen alles geschossen, was aus Wien, MĂŒnchen oder Berlin kommt. Das schadet der Bevölkerung, das schadet dem Land, das schadet der Wirtschaft.
Unter dem Titel âWas ist los in Tirol?â habe ich in den âVorarlberger Nachrichtenâ dazu Stellung bezogen. Hier zum Nachlesen:
Wer erinnert sich nicht an die unsĂ€gliche Behauptung des Tiroler Gesundheitslandesrates Bernhard Tilg, der in einem einzigen Interview in der ZiB2 zwölfmal behauptet hatte, man habe bei der BekĂ€mpfung des Corona-Virus âalles richtigâ gemacht? Das war nach Ischgl und nach der verheerenden Berichterstattung in ganz Europa.
Tirol hat ein Problem mit seinen ReprĂ€sentanten, die Kritik mit Grobheiten zurĂŒckweisen. ĂVP-Nationalrat Franz Hörl spielt den âAlpen-Trumpâ und bezeichnet die Reisewarnung der Regierung fĂŒr Tirol einen âRĂŒlpser aus Wienâ. Der PrĂ€sident der Wirtschaftskammer, Christoph Walser wird vom SPĂ-Politiker Andreas Schieder auf Twitter nach seinem Auftritt in der ZiB2 gar als Paradebeispiel dafĂŒr bezeichnet, âwie gemeingefĂ€hrlich die Paarung von Dummheit und Ăberheblichkeit sein kannâ.
Triebfeder Gier
Doch das Problem auf âDummheitâ zu reduzieren, greift zu kurz. Felix Mitterer hat schon vor einem Vierteljahrhundert mit seiner âPiefke-Sagaâ nicht nur das VerhĂ€ltnis der Tiroler zu den deutschen GĂ€sten kritisch beleuchtet, sondern auch die ĂŒber Leichen gehende Gier in der heimischen Tourismus-Industrie. Derzeit arbeitet er an einer Fortsetzung. Stoff hat er genug.
Da sind beispielsweise Zillertaler Hoteliers, die mitten in der Pandemie nach SĂŒdafrika zum Golfen geflogen sind, wĂ€hrend zuhause der Betrieb mit Steuergeld gerettet wird. Wenig spĂ€ter taucht die höchst gefĂ€hrliche SĂŒdafrika-Mutation des Virus genau in ihrem Bezirk auf und hĂ€lt inzwischen ganz Europa in Atem.
Doch damit nicht genug. Da wĂ€re ein Covid-Cluster in Jochberg, verursacht durch Briten, die in Tirol angeblich eine âFortbildungâ als Ski-Lehrer machen und in Wirklichkeit wohl nur âgetarnteâ Urlauber sind â auf Kosten der Corona-geplagten Bevölkerung. Dann gĂ€be es auch noch angeblich Arbeitssuchende und zweifelhafte âZweitwohnungsbesitzerâ, die â so ein Zufall â in Skigebieten entdeckt werden.
Markenzeichen PrÀpotenz
Das Problem ist nicht nur die politische Kaste. In der Tirol-Ausgabe der Kronen-Zeitung war zu lesen, das Virus sei nicht so schlimm: âViel schlimmer ist dieses âTirol-Bashingâ. Von Wien ĂŒber MĂŒnchen bis nach Berlin zerreiĂen sie sich das Maul ĂŒber uns. Am lautesten brĂŒllt der bayerische Löwe Markus Söder. Er lĂ€sst derzeit keine Möglichkeit aus, um uns runterzumachen.â
Diese Wehleidigkeit angesichts gerechtfertigter Kritik lĂ€sst fĂŒr die Zukunft auf wenig Einsicht bei Fehlentwicklungen hoffen. Die Kronen-Zeitung jedenfalls gibt schon jetzt Entwarnung. So schlimm seien die Auswirkungen der jetzigen MaĂnahmen und des Bashings auch wieder nicht: âWir Tiroler werden uns von Söder nicht in die Knie zwingen lassen. Da kann er gegen uns wettern, bis er schwarz wird. Denn eines ist auch klar: Die Bayern lieben Tirol und sie freuen sich schon auf den nĂ€chsten Tirol-Urlaub!â
Das könnte der nĂ€chste Irrtum sein im Land, wo man âalles richtigâ gemacht hat.