9. Januar 2018

Kickls Facebook-Seite: Hetze und Parteiwerbung auf Staatskosten?

2018-05-21T10:27:53+02:0009.01.18, 11:01 |Kategorien: Medien, Parteien|Tags: , |

Herbert Kickl hat als neuer Innenminister den Schritt in die sozialen Medien getan und am 19. Dezember eine Facebook-Seite online gestellt. Das alleine wÀre wenig bemerkenswert. Ein genauerer Blick darauf eröffnet jedoch Erstaunliches: Der Minister betreibt unverhohlene Parteiwerbung, und seine Seite ist ein Fundus an Hass- und Hetzkommentaren.

 

Offizielle Seite – Parteiwerbung*

Herbert Kickl steht als Minister im Dienst der Republik. Die Mitglieder seines Kabinetts ebenfalls. Einem Minister mĂŒsste klar sein, dass er und sein Team in ihren staatlichen Funktionen Parteiwerbung zu unterlassen haben. Eigenartig, wenn nun ausgerechnet die offizielle Facebook-Seite des Innenministers, in deren Impressum das Kabinett Kickls als Medieninhaber angegeben wird, dazu genĂŒtzt wird, um Werbung fĂŒr die FPÖ zu machen.

Am 5. JĂ€nner teilt Kickls Team ein Posting der FPÖ, in dem mit dem parteieigenen „FPÖ TV“ die gute Stimmung bei der Regierungsklausur in Seggauberg gepriesen wird. Kickls Kommentar: „Ein toller TV-Bericht mit den besten EindrĂŒcken der gestrigen Regierungsklausur auf Schloss Seggau!“

Um Kickls FB-Seite in die GĂ€nge zu bekommen, wird am 6. JĂ€nner ein Gewinnspiel ausgelobt: Wer Kickls Seite likt, könne als Preis beim Neujahrstreffen von „Österreichs patriotischer Regierungspartei“ „am spektakulĂ€ren Einzug“ teilnehmen und „an einem Tisch mit den Spitzenpolitikern der FPÖ“ sitzen. Dass den Innenminister Hinweise einzelner User, das Gewinnspiel verstoße gegen die GeschĂ€ftsbedingungen von Facebook, nicht kĂŒmmern, ist kurios, dass er aber eine offizielle Seite des Innenministeriums fĂŒr Parteiwerbung missbraucht, ist kein Kavaliersdelikt.

Kommentare: Fake, Hass und Hetze

Bedeutend schwerer als die nicht zulĂ€ssige Parteiwerbung wiegt jedoch, dass es dem Minister und seinem Team offenbar nicht gelingt, zwischen einer Seite des Innenministeriums und den parteieigenen bzw. parteinahen FPÖ-Seiten zu unterscheiden: Wer in die Kommentare auf Kickls Seite hineinliest, fĂŒhlt sich unweigerlich in jenes Paralleluniversum blauer WĂ€hlerInnen versetzt, in dem rassistische Hass- und Hetzkommentare und der Ruf nach „Law and Order“ zum dominanten Gedankengut gehören. SpĂ€testens hier ist rechtlich zu prĂŒfen, inwieweit etwa die Ausrufung des Kriegsrechts verlangt werden kann, damit „die Österreicher“ das Problem der „Moslems“, die „sich mit uns im heiligen Krieg“ befĂ€nden, „selber in die Hand nehmen“ könnten. Oder wenn indirekt der ORF als „grĂŒnkommunistisch“ angehauchter „Systempropaganda Sender“ mit „subventionierten Meinungsterroristen“ tituliert wird.

Unwidersprochen bleiben auch lĂ€ngst widerlegte Falschbehauptungen, wie jene, dass seitens der Caritas fĂŒr FlĂŒchtlinge kostenlose Handys zur VerfĂŒgung gestellt wĂŒrden – sogar, wenn UserInnen darauf hinweisen und verlangen, dass einzelnen Darstellungen entgegenzuwirken sei.

Selektive Moderation

An der Seitenmoderation kann es nicht liegen, dass einzelne völlig deplatzierte Kommentare stehen bleiben, denn da wird durchaus eingegriffen. Auf Kickls Seite finden sich unzĂ€hlige Kommentare, die offenbar nur verborgen und nicht endgĂŒltig gelöscht wurden. Diese Kommentare bleiben fĂŒr die VerfasserInnen und deren „Freunde“ sichtbar, die AutorInnen merken also in der Regel nicht, wenn ihre Kommentierungen fĂŒr die breite Allgemeinheit unsichtbar sind. Aber warum bedient sich Kickls Team offenbar sehr gerne dieses Features? Weil die Kommentare nicht ins (partei)politische Weltbild des Innenministers passen? Oder weil sie so schlimm sind, dass sie auf Kickls Seite keinen Platz finden sollten? Im zweiteren Fall wĂ€ren die Kommentare zu löschen, und es wĂ€re gegebenenfalls Strafanzeige zu erstatten.

Wo bleibt der Rechtsstaat?

Es gehört zur Aufgabe eines funktionierenden Rechtsstaats, darauf zu achten, dass sich wenigstens staatliche Institutionen an vorgegebene Spielregeln bzw. Gesetze halten. Hochproblematisch ist, wenn der Innenminister als eines der wichtigsten Aufsichtsorgane der Exekutive, die Regeln selbst bricht. Kickls „Aufpasserin“ im Innenministerium, StaatsekretĂ€rin Karoline Edtstadler, sollte nicht zuletzt als Juristin und Menschenrechtsexpertin dem Minister und dessen Kommunikationschef Alexander Höferl schnell vermitteln, dass ein Innenministerium in diesem Staat weder ein verlĂ€ngertes Parteiorgan der FPÖ noch eine Ersatz- oder KomplementĂ€rplattform fĂŒr „unzensuriert“ oder andere Hetz- und Fakeplattformen ist.

Einschreiten sollte auch Justizminister Josef Moser, denn der hatte 2005 in seiner Funktion als RechnungshofprĂ€sident der damaligen ÖVP-BZÖ-Regierung ausgerichtet: „Parteipolitische Werbung sei bei Informations- und Werbemaßnahmen aus Haushaltsmitteln zu unterlassen, der ‚Eindruck einer werbenden Einflussnahme zugunsten einer Partei’ sollte vermieden werden. Besonders heikel sind nach Ansicht der PrĂŒfer Werbemaßnahmen ‚in der engeren Vorwahlzeit’.“ In den kommenden Wochen und Monaten stehen gleich fĂŒnf WahlgĂ€nge an.

*Die Screenshots wurden zwischen dem 7. und 9.1.2018 erstellt.

20. August 2017

Sebastian Kurz und seine ÖVP als Miesmacher-Truppe

2017-08-20T14:23:14+02:0020.08.17, 14:23 |Kategorien: Gesellschaft, Parteien, Wahlkampf|Tags: , , |

Ich bin Vorarlberger und lebe sehr, sehr gerne im LĂ€ndle. Seit 2008 bin ich jobbedingt auch ein Wiener. Und ich kann sagen: Es gibt wohl kaum eine Großstadt dieser Welt, die dermaßen lebenswert ist wie Wien. Darum Ă€rgert es mich, wenn Sebastian Kurz keine Gelegenheit auslĂ€sst, um auf Wien einzudreschen. Das ist ganz billiger Wahlkampf. Wien gehört zu den bestverwalteten GroßstĂ€dten dieser Welt – ĂŒbrigens auch schon vor der GrĂŒnen Regierungsbeteiligung!

Anlass fĂŒr diesen Beitrag ist ein Interview im „Kurier“ (Kurz: „Wir wollen einen schlanken Staat mit wenigen Regeln“) mit serienweisen RundumschlĂ€gen gegen Wien und erneut der Forderung, die Abgabenquote auf 40 Prozent des BIP zu senken und somit um 14 Milliarden einzusparen.

Zuerst zum angeblichen Einsparpotenzial: NatĂŒrlich kann der Staat besser verwaltet werden, das Einsparungspotenzial liegt laut Berechnungen bei bis zu einer Milliarde. Verhindert hat das bislang die ÖVP – wie ich auch bei den Verhandlungen um das Bildungsreform-Paket bitter feststellen musste.

Weiteres Sparpotenzial? DarĂŒber schweigt Kurz. Transparenzdatenbank? Wird von den (ÖVP-)LĂ€ndern boykottiert. Einsparung bei Förderungen? OK. Der grĂ¶ĂŸte FörderungsempfĂ€nger ist die Landwirtschaft. Ich hĂ€tte ĂŒbrigens gern einen stĂ€rkeren Staat – nĂ€mlich in der Finazverwaltung zur BekĂ€mpfung der Steuervermeidung und Steuerflucht von Großkonzernen. Zwölf Milliarden lassen sich realistisch nur mit massiven KĂŒrzungen von Sozialleistungen erzielen: Pensionen, Mindestsicherung, Gesundheit, Pflege.

ZurĂŒck zum Wien-Bashing des ÖVP-Obmanns. Seine Partei war 1974 gegen die Errichtung einer FußgĂ€ngerzone in der KĂ€rntnerstraße und ist seither so gegen ziemlich alle weiteren Moderniesierungsschritte – letztes Beispiel Mariahilferstraße. Die ÖVP war gegen den Ausbau der Donauinsel zum Naherholungsgebiet, die ÖVP war gegen die UNO-City, die ÖVP war gegen …

Zum GlĂŒck wurde all das gegen die ÖVP dennoch gemacht. Deshalb ist Wien heute so „leiwand“ (ja, ich habe auch sprachlich dazugelernt), deshalb wurde Wien gerade wieder zum achten Mal in Folge (!) zur weltweit lebenswertesten Stadt gewĂ€hlt – vor ZĂŒrich, Auckland und MĂŒnchen.

Das lassen wir uns ganz sicher nicht von einer schwarz-blauen Miesmacher-Truppe kaputtreden – und schon gar nicht kaputtregieren.

17. August 2017

GrĂŒne tanken Kraft in den Bergen

2017-08-18T06:04:39+02:0017.08.17, 11:15 |Kategorien: Allgemein, Nationalrat, Parteien|Tags: , |

Gestern hieß mein Motto: Kraft tanken! Gemeinsam mit unserer Bundessprecherin Ingrid Felipe und Landesrat Johannes Rauch machte ich mit einer grĂ¶ĂŸeren Gruppe Vorarlberger GrĂŒnen und unter sachkundiger Begleitung eine mehrstĂŒndige Wanderung durch die Natura 2000-Gebiete am Hochtannberg: Lech-Schöneberg und Widderstein-MĂ€hder.

Schon davor konnte ich in einem lĂ€ngeren Interview mit den Vorarlberger Nachrichten die durchaus schwierige Situation der GrĂŒnen, meine Ziele und die Schwerpunkte unseres Wahlkampfs analysieren. Hier zum Nachlesen: „Wir mĂŒssen zurĂŒck zu den Wurzeln“

Zur Lage der GrĂŒnen gibt es eigentlich nur zu sagen: „Wir konzentrieren uns auf unsere Kernthemen Umwelt, Soziales, Demokratie und Bildung. Und fĂŒr unsere GrundsĂ€tze werden wir nach all den Turbulenzen gemeinsam kĂ€mpfen!“

NatĂŒrlich wurden Fehler gemacht, die gilt es zu analysieren und kĂŒnftig zu vermeiden. Aber von KorruptionsfĂ€llen oder demokratiegefĂ€hrdenden Positionen wie jene anderer Parteien sind wir meilenweit entfernt. Es wĂ€re gut, wenn das auch in den Medien stĂ€rker rĂŒberkĂ€me. Zudem kann und darf unsere basisdemokratische Ausrichtung nicht ĂŒber Bord geworfen werden, nur weil der eine nicht gewĂ€hlt wurde und andere mit Entscheidungen unzufrieden sind.

Das waren auch die Themen, die wir auf unserer Wanderung besprochen haben – und fĂŒr die Umsetzung im Wahlkampf und in der Zeit danach gilt es weiter an Kraft zu tanken. Ich mache das vorzugsweise in den Bergen.

 

 

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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