11. April 2022

Österreichs „Moraldefizit“

2022-04-11T08:06:38+02:0011.04.22, 8:06 |Kategorien: Allgemein|Tags: , , , |

Es ist oft nur noch peinlich, wenn sich Österreich außenpolitisch zu Wort meldet oder etwa ohne GefĂ€hrdungsanalyse eine milliardenschwere AufrĂŒstuing des Bundesheeres ankĂŒndigt, es in Sachen Konsequenz fĂŒr die Ukraine-Hilfe aber bei warmen Worten belĂ€sst. Unter dem Titel „Moraldefizit“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar verfasst. Hier zum Nachlesen:

Wer Österreichs Haltung zum verbrecherischen Ukraine-Krieg beschreiben will, landet schnell bei Bertolt Brecht und der „Dreigroschenoper“: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Das „Fressen“ sind derzeit jene Gasimporte aus Russland, von denen Österreichs Wirtschaft dank einer seit Jahrzehnten verfehlten Energiepolitik abhĂ€ngig ist.

Aber soll sich Österreich aus moralischen GrĂŒnden durch einen Importstopp wirklich ins eigene Knie schießen? Ganz so schlimm wĂ€re es nicht, meinte am Freitag im ORF Walter Boltz, der ehemalige Chef der Regulierungsbehörde E-Control: Ein Importstopp fĂŒr russisches Gas sei „schwierig, aber bewĂ€ltigbar“.

In einer heute veröffentlichten gemeinsamen ErklĂ€rung von 31 Organisationen wird Österreich scharf kritisiert. Es ist natĂŒrlich leicht, von einem moralischen Standpunkt aus jene zu kritisieren, die in der Verantwortung stehen und das Wohl des Staatsganzen im Auge behalten mĂŒssen. Die Kritik trifft aber wunde Punkte der heimischen Politik.

AufrĂŒstung ohne Plan?

Wie kann beispielsweise eine Verteidigungsministerin zehn zusĂ€tzliche Milliarden fĂŒr das Bundesheer fordern, ohne auch nur ansatzweise erklĂ€ren zu können, wie das Geld eingesetzt werden soll, um die Sicherheit Österreichs zu erhöhen? NatĂŒrlich muss ĂŒber die desaströse Situation des Bundesheeres diskutiert werden. NatĂŒrlich muss der Staat auch bereit sein, dafĂŒr Geld in die Hand zu nehmen. Aber dem muss zuallererst eine Analyse der GefĂ€hrdungslage und der sich daraus ergebenden notwendigen Reformen und Investitionen vorausgehen − Stichworte Cybersicherheit, Drohnenabwehr, internationale Einbindung und NeutralitĂ€t etc.

Klimakrise und Krieg

Und auch das gilt es zu bedenken: Die 31 Organisationen warnen vor einer AufrĂŒstung, die zu weiteren kriegerischen Eskalationen fĂŒhren kann und gleichzeitig die dramatische Klimakrise verschĂ€rft und beschleunigt. Gefordert wird daher unter anderem auch das, was seit Jahren auf der Agenda verantwortungsbewusster und enkeltauglicher Politik stehen sollte: schneller Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und eine globale Agrar- und ErnĂ€hrungswende. Das alles hĂ€ngt eng zusammen.

Es ist moralisch nicht zu verantworten, wertvolle Agrarprodukte als Tierfutter oder fĂŒr Agrartreibstoffe zu verwenden. Und in Sachen Klima- und ErnĂ€hrungspolitik muss sofort gehandelt werden und nicht irgendwann. Doch den Menschen in der Ukraine hilft das nicht. Derzeit ĂŒberweist die EU fĂŒr Öl und Gas tĂ€glich eine Milliarde Euro an Putin, der mit diesem Geld seinen Krieg finanziert.

Wer es also ehrlich meint mit der Hilfe fĂŒr die Ukraine, darf nicht ohne jeden Plan Milliarden in das Bundesheer pumpen, um die Menschen hierzulande zu beruhigen, sondern muss die Finanzierung des russischen Angriffskrieges beenden. „Falter“-Herausgeber Armin Thurnher spricht in Bezug auf die österreichische Haltung zum Ukraine-Krieg daher von einem „Moraldefizit“. Dem ist nichts hinzuzufĂŒgen.

28. MĂ€rz 2022

Druck aus dem Schulsystem nehmen!

2022-03-28T08:49:39+02:0028.03.22, 8:49 |Kategorien: Allgemein|

Schule um 1920

Unser Schulsystem geht im Prinzip auf das beginnende letzte Jahrhundert zurĂŒck. In Krisensituationen wie der Corona-Krise sind es die Benachteiligten im System, die besonders darunter leiden.

Unter dem Titel „PĂ€dagogischer Flurschaden“ habe ich ĂŒber die Auswirkungen in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar dazu verfasst. Hier zum Nachlesen:

Der Landesverband der Elternvereinigungen an höheren Schulen in Salzburg hat sich weit hinausgelehnt: Bildungsminister Martin Polaschek wurde letzte Woche zum „sofortigen RĂŒcktritt“ aufgefordert. Polaschek hatte zuvor in der „Pressestunde“ die Aufrechterhaltung der Corona-Maßnahmen an Schulen angekĂŒndigt und auch gemeint, er werde an der verpflichtenden mĂŒndlichen Matura festhalten.

Die Lage ist schwierig: hohe Infektionszahlen, massive PersonalausfĂ€lle bei den LehrkrĂ€ften, ganze Klassen, die geschlossen werden mĂŒssen, seit ĂŒber zwei Jahren kein bisschen NormalitĂ€t. Corona hat das gesamte Schulsystem an die Belastungsgrenze gefĂŒhrt.

Es gilt daher, Druck von SchĂŒlerinnen, SchĂŒlern und LehrkrĂ€ften zu nehmen, wo dies möglich ist − etwa beim Thema mĂŒndliche Matura. Zurecht verweisen Betroffene darauf, dass es heuer fĂŒr die Zentralmatura sehr unterschiedliche Bedingungen gibt, je nachdem, wie viel Unterricht ausgefallen ist. Deshalb war letztes Jahr nur die schriftliche Matura verpflichtend. Heuer ist die Situation ganz sicher nicht besser. Es sei daher ein „Ausdruck von RealitĂ€tsverlust“, wenn der Minister weiterhin an der „obligatorischen mĂŒndlichen MaturaprĂŒfung“ festhalte − so die Elternvertretung.

Schon vor der Pandemie gab es in unserem Bildungssystem Probleme. Sie wurden seither massiv verstÀrkt. So etwa in den KindergÀrten, wie die mehr als nur berechtigten Proteste der PÀdagoginnen letzte Woche wieder deutlich gemacht haben.

Die Bildungsexpertin Heidi Schrodt hat zudem schon zu Beginn der Pandemie darauf hingewiesen, dass Österreich schon allein wegen der viel zu frĂŒhen Trennung der Kinder mit zehn Jahren „ein besonders hohes Maß an Bildungsungerechtigkeit“ aufweist. Das wird jetzt noch verstĂ€rkt, obwohl es beeindruckend ist, wie LehrkrĂ€fte weit ĂŒber das normale Ausmaß hinaus bereit sind, sich mit viel Einfallsreichtum ĂŒber das normale Maß hinaus zu engagieren.

Es sind leider die Benachteiligten in unserem Schulsystem, die es am hĂ€rtesten trifft. Kindern an Brennpunktschulen kann im QuarantĂ€ne-Fall zuhause hĂ€ufig kaum geholfen werden, oft fehlen geeignete ArbeitsplĂ€tze, Tablets oder starke Internetverbindungen. Der RĂŒckstand zu den „Zugpferden“ vergrĂ¶ĂŸert sich fĂŒr diese Kinder dadurch zusĂ€tzlich.

Der Erziehungswissenschaftler Stefan Hopmann warnt daher vor einem „pĂ€dagogischen Flurschaden“ fĂŒr unsere „ohnehin schwer gebeutelte Gesellschaft“. Wir sind gefordert, diesen Schaden möglichst gering zu halten und unnötigen Druck aus dem System zu nehmen. Dazu gehören Fördermaßnahmen vor allem fĂŒr die Benachteiligten im Schulsystem. Dazu gehört aber auch VerstĂ€ndnis fĂŒr jene, die kurz vor der Matura stehen und darauf hinweisen, dass faire PrĂŒfungen derzeit wegen der unterschiedlichen Voraussetzungen schlicht nicht möglich sind.

15. MĂ€rz 2022

FĂŒr Schulklassen in Wien: zwei Heldinnen in Auschwitz

2022-03-15T15:45:05+01:0015.03.22, 15:42 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , |

Das EU-Jugendkino prĂ€sentiert fĂŒr Schulklassen am 24. MĂ€rz von 10:00-12:00 Uhr im Apollo-Kino in Wien, Gumpendorferstraße 63, zwei unglaubliche Geschichten: Die Lebensgeschichten von Maria Stromberger und StanisƂawa LeszczyƄska. Die Geschichte von Stromberger habe ich auf diesem Blog (Ein Engel in der Hölle von Auschwitz) schon beschrieben.

Der Film „Hebamme“ (Regie Maria Stachurska, PL 2020, 54 Min., OmU, erzĂ€hlt von die Geschichte von StanisƂawa LeszczyƄska. Die polnische Hebamme aus ƁódĆș, half den Juden aus dem Ghetto, weshalb sie von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht wurde. Hier begann ihre Mission: am dunkelsten Ort der Erde Geburtshilfe zu leisten. Am Rande der Erschöpfung begleitete sie rund 3.000 Geburten, ohne dabei ein Kind zu verlieren.

FĂŒr interessierte LehrkrĂ€fte gibt es am 24. MĂ€rz ab 10:00 die Möglichkeit, mit ihren SchĂŒlerInnen mehr ĂŒber diese zwei Frauen zu erfahren. Ihre Geschichte ist ein Beweis fĂŒr Anstand, Menschenliebe und Mut unter Ă€ußerst unmenschlichen UmstĂ€nden. Mehr Informationen hier auf der Homepage des EU-Youth-Cinema.

Eine Anmeldung mit Zahl der SchĂŒlerInnen ist unbedingt erforderlich: Anmeldung

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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