Elefant im Porzellanladen
Sebastian Kurz gebĂ€rdet sich in der EU derzeit wie der berĂŒchtigte âElefant im Porzellanladenâ. Wie groĂ ist der auĂenpolitische Schaden, den er durch seine sachlich nicht gerechtfertigten Frontalattacken auf âdie EUâ angerichtet hat. Dazu mein Kommentar in den âVorarlberger Nachrichtenâ unter dem Titel âSchaden fĂŒr Ăsterreichâ. Hier zum Nachlesen:
Das deutsche Magazin âDer Spiegelâ bringt es auf den Punkt: âSebastian Kurz hat sich verzockt.â Besonnene Politikerinnen und Politiker in ganz Europa schĂŒttelten in den vergangenen Tagen nur noch den Kopf: Was fĂŒhrt denn da der österreichische Bundeskanzler in Sachen Impfdosen auf?
Kurz tobt seit einiger Zeit ĂŒber einen âBasarâ in BrĂŒssel, wo man angeblich hinter verschlossenen TĂŒren feilsche. Impfdosen wĂŒrden auf unerklĂ€rliche Weise ungleich auf einzelne EU-LĂ€nder verteilt. An der ungleichen Zuteilung trĂ€gt aber nicht âdie EUâ Schuld. Sie hat von Anfang an vorgeschlagen, den Impfstoff aller Anbieter gleichmĂ€Ăig an die Mitgliedsstaaten aufzuteilen. Einige LĂ€nder waren dagegen, weil sie ganz bestimmte Hersteller bevorzugten. Nach den Lieferschwierigkeiten insbesondere von Astra Zeneca war die Zuteilung dementsprechend ungleich.
Gerechte Verteilung?
In dieser Notlage gelang es der EU, vom Hersteller Biontech/Pfizer kurzfristig zehn Millionen zusĂ€tzliche Impfdosen zu erhalten. Ăsterreichs Kanzler forderte nun eine âgerechteâ Verteilung und machte sich zum FĂŒrsprecher von LĂ€ndern wie Bulgarien, Lettland oder Kroatien.
Die EU hat letzte Woche im Sinne der europĂ€ischen SolidaritĂ€t einen vernĂŒnftigen Vorschlag zur Verteilung des Kontingents gemacht: 30 Prozent der Dosen fĂŒr LĂ€nder, die im Hintertreffen sind, die restlichen 70 Prozent entsprechend dem BevölkerungsschlĂŒssel. Einige Mitgliedsstaaten haben das blockiert, darunter leider auch Ăsterreich.
Bei einer gleichmĂ€Ăigen Verteilung bekĂ€me Ăsterreich entsprechend dem BevölkerungsschlĂŒssel 200.000 Impfdosen. Wenn aber die âZukurzgekommenenâ im Sinne der europĂ€ischen SolidaritĂ€t mehr bekommen sollen, bedeutet das logischerweise weniger Impfstoff fĂŒr die anderen. Ăsterreich, das bislang genau entsprechend der Bevölkerung beliefert wurde, fordert aber sogar 400.000 Dosen aus dem zusĂ€tzlichen Kontingent. Was denn jetzt?
Scherbenhaufen
Das fragen sich die anderen LĂ€nder auch. In den europĂ€ischen HauptstĂ€dten reagiert man pikiert auf Ăsterreich. Bei seinem Besuch in Berlin blieb die TĂŒr ins BĂŒro von Angela Merkel fĂŒr Sebastian Kurz sogar verschlossen. Sie schickte ihn weiter zum BundesprĂ€sidenten, der mit Impfdosen eher wenig zu tun hat.
Frankreichs PrĂ€sident Macron zeigte sich ebenfalls erbost ĂŒber unseren Kanzler. Der niederlĂ€ndische MinisterprĂ€sident schĂŒttelte nur den Kopf, und Italiens Premierminister Mario Draghi meinte kurz und bĂŒndig: âKurz wird keine einzige zusĂ€tzliche Dose erhalten.â
Was bleibt von den ungestĂŒmen Auftritten des Kanzlers? Ein auĂenpolitischer Scherbenhaufen und ein Schaden fĂŒr Ăsterreich. Wir sind innerhalb der EU isoliert und haben nur noch problematische VerbĂŒndete: zunehmend autoritĂ€r regierte Staaten in Osteuropa.
Warâs das wert?