TTIP-Propaganda und Lobbyismus an Ăsterreichs Schulenâš
Im Mai wurde mir von empörten Eltern zugetragen, dass im Rahmen der Aktion âEuropa an Deiner Schuleâ an einem Wiener Gymnasium eine TTIP-PropagandabroschĂŒre von einer Mitarbeiterin des AuĂenministeriums kommentarlos an die SchĂŒlerInnen verteilt wurde. Die QualitĂ€t der BroschĂŒre ist unterirdisch und widerspricht den allgemeinen Unterrichtszielen diametral, soferne die Inhalte im Unterricht nicht kritisch aufgearbeitet werden â und genau diese kritische Besprechung ist nicht passiert.
Ich habe dazu eine Anfrage an das Bildungsministerium gestellt â die Antwort ist gestern gekommen: Sie enthĂ€lt ein unbefriedigendes GeschwurbelÂ ĂŒber die Ziele der Aktion, in deren Rahmen diese BroschĂŒre verteilt wurde, trĂ€gt aber leider nichts zu einer AufklĂ€rung bei. Die vom Ministerium formulierten hehren Unterrichtsziele und Möglichkeiten einer sinnvollen Unterrichtsgestaltung, die den Namen âPolitische Bildungâ verdient, wurden im gegenstĂ€ndlichen Fall ignoriert. Daraus sind daher Konsequenzen zu ziehen, denn Lobbyismus, der einseitige Meinungsmache zugunsten einzelner Interessensgruppen betreibt, hat an Ăsterreichs Schulen nichts zu suchen.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf ein generell gröberes Problem: In der PISA-Studie 2006 wurde festgestellt, dass Ăsterreich das Land ist, in dem der Einfluss von Wirtschaft und Industrie auf die Lehrinhalte in den Schulen von allen untersuchten Staaten am gröĂten ist. Mir ist nicht bekannt, dass daraus auch nur geringste Konsequenzen gezogen wurden. Hier besteht also riesiger Handlungsbedarf seitens des Bildungsministeriums, was sich nicht zuletzt an der von mir beanstandeten TTIP-Propaganda gezeigt hat.
Wollen wir kritische BĂŒrgerInnen haben, muss die Arbeit zuvor an unseren Schulen geleistet werden. Und die besteht zweifellos nicht darin, bei Aktionen Verblödungsmaterial samt EU-Kapperl auszuteilen. Und einmal mehr zeigt sich, wie notwendig es ist, endlich ein Fach âPolitische Bildungâ mit speziell ausgebildeten LehrkrĂ€ften einzufĂŒhren.
Tipp: Hier gibt es ein deutsches Diskussionspapier ĂŒber Lobbyismus und Einflussnahme auf den Unterricht und was man dagegen tun kann.