6. Februar 2015

„Pegida“ und die „abendländischen Werte“!

2015-05-01T07:42:17+02:0006.02.15, 12:00 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Gesellschaft|Tags: , , |

Bildung_Kind_Chancengerechtigkeit_small„Pegida“ will also die „abendländischen Werte“ verteidigen, singt dabei Weihnachtslieder und warnt vor einer angeblichen „Islamisierung“.
Nachdem nicht nur ich mit diesen Herrschaften aber schon gar nichts zu tun haben möchte, fragt sich, was den unsere „gemeinsamen abendländischen Werte“ sein sollen. Dient nicht allein schon die Definition dieser Werte einem Zweck – nämlich der Abgrenzung von „außen“? Wäre es nicht höchst an der Zeit, eine positive europäische Identität zu suchen und zu definieren – die Multikulturalität als wesentlichen Wert begreift?
In der „Zeit“ gibt es dazu interessante Thesen von Tanja Dückers („Von Geburt an Multikulturalist“), die sich als „Berlinerin, Atheistin, Europäerin“ bezeichnet. Sie zitiert in ihrem Beitrag eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung („Intolerance, Prejudice and Discrimination“): Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile sind in Europa leider nach wie vor weit verbreitet, am wenigsten in den Niederlanden, am stärksten in Polen und Ungarn.
Auch Österreich bekommt sein Fett ab: Auf die Frage, ob man in den letzten zwölf Monaten wegen des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Herkunft, Religion oder des Alters diskriminiert worden sei, antworten 15 Prozent der Europäer mit „Ja“. Am meisten in Österreich, gefolgt von Italien und Ungarn.
Tanja Dückers zieht in der „Zeit“ folgendes Resümee: „Ich lebe in einem Kontinent, der sich dem keineswegs toten, sondern von 500 Millionen Menschen täglich gelebten Multikulturalismus verschrieben hat.“
Schön wär´s. Ganz glauben kann ich es (noch) nicht. Aber eines ist sicher: „Pegida“ dürfen wir die Definition unserer Werte nicht überlassen!

4. Februar 2015

Kopftuchverbot an den Schulen?

2015-05-01T07:43:31+02:0004.02.15, 12:00 |Kategorien: Gesellschaft, Integration|Tags: , , |

Mutter-Teresa-aus-KalkutaWenn zwei ehemalige liberale ÖVP-Politiker wie Josef Riegler und Heinrich Neisser sich für ein Kopftuchverbot an Schulen und ein Vollverschleierungsverbot in der Öffentlichkeit aussprechen, muss das ernst genommen werden. Die beiden mutieren aber zu Hardlinern, wenn sie wie Sebastian Kurz bei „Integrationsunwilligkeit“ 1000 Euro Verwaltungsstrafe oder den Entzug der Familienbeihilfe verlangen („Neisser und Riegler für Kopftuchverbot an Schulen“).
Die Kopftuchideologie sei reaktionär, so Riegler und Neisser, und Ausdruck der Ideologie der Ungleichheit von Mann und Frau. Sie verlangen – wie wir Grünen – einen verpflichtenden Ethikunterricht an den Schulen.
Einige Fragen hätte ich an die beiden: Gilt das Kopftuchverbot an Schulen auch für katholische Ordensschwestern? Wäre so ein Verbot nicht ein Eingriff des liberalen Staates in religiösen Fragen? Ist es nicht die Aufgabe des Staates, jede gewaltfrei ausgeübte Religion zu schützen? Ist unsere Gesellschaft wirklich dadurch gefährdet, dass muslimische Mädchen ein Kopftuch tragen?
Natürlich können (!) Kopftuch (und Schleier) Instrumente zur Machtausübung einer von Männern dominierten Gesellschaft sein.Aber müssten dann nicht auch konsequent katholische Nonnen ihre Ordenstracht ablegen? Ist es die Aufgabe des Staates, seinen Bürgerinnen vorzuschreiben, welche Werte sie zu leben haben und für welchen Lebensweg sie sich entscheiden? Ist es nicht vielmehr eine Herabwürdigung dieser Frauen, ihnen zu unterstellen, das Tragen des Kopftuchs sei erzwungen?
Die Zahl der Kopftuch tragenden Frauen nimmt zu. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer ist sicher der wachsende Einfluss fundamentalistischer Gruppen. Das ist ein Problem, das es zu bekämpfen gilt. Mit einem „Kopftuchverbot“ allerdings wird eher das Gegenteil erreicht werden: Gerade weil der Druck auf Moslems in der westlichen Welt durch terroristische Gruppierungen, die sich auf den Islam berufen, zugenommen hat, würde ein Kopftuchverbot zu einer Solidarisierung fundamentalistischer und nicht-fundamentalistischer Moslems führen. In der Türkei gab es jahrzehntelang ein „Kopftuchverbot“ – der „Erfolg“ war das Erstarken der Fundamentalisten.
Das Kopftuch ist für viele (aber natürlich nicht alle) muslimische Frauen bei uns auch ein Zeichen gestiegenen Selbstbewusstseins. Monika Zisterer von der Universität Innsbruck hat das in einer Studie festgestellt: „Die Frauen sehen den Islam als Ausweg, da sie sich weder mehr als Österreicherin, noch mehr als Türkin fühlen, sondern als österreichische Muslima mit türkischem Migrationshintergrund. Sozusagen eine dritte Identität zwischen den natio-ethnokulturellen Identitäten.“
Aufgabe des Staates kann es nur sein, seinen BürgerInnen die Wahl zu lassen, „nach welcher Façon sie selig werden möchten“ – wie es vor über 200 Jahren Friedrich II formulierte. Gerade wer für eine Trennung von Staat und Kirche eintritt, sollte gleichzeitig die Ausübung religiöser Praktiken verteidigen, solange dies gewaltfrei geschieht. Erst wenn nachgewiesen werden kann, dass das Tragen von Kopftüchern eine Zwangsmaßnahme gegen Frauen und Mädchen ist, darf und muss der Staat eingreifen.

27. November 2014

Schule der 10- bis 14-Jährigen in Vorarlberg

2015-05-01T08:20:46+02:0027.11.14, 12:30 |Kategorien: Bildung|Tags: , , , |

Gruene-Schule1Ich bin schon gespannt, mit welchen Argumenten die Ergebnisse der bislang umfassendsten Befragung von LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen zur Gemeinsamen Schule von den Reformgegnern kleingeredet wird. In Vorarlberg haben im Rahmen des Forschungsprojekts „Schule der 10- bis 14-Jährigen“ über 19.700 Personen teilgenommen und ihre Vorstellungen von einer künftigen Schule deponiert. Repräsentativ genug? Die wesentlichen Ergebnisse:
• LehrerInnen und Eltern der Volks- und Mittelschule sind mehrheitlich für eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen.
• Vorschläge wie eine AHS-Aufnahmeprüfung und Eliteschulen für besonders Begabte finden keine zustimmende Mehrheit.
• Eine große Mehrheit der Eltern und Lehrpersonen von Kindern der Volks- und Mittelschule sowie der Eltern von Kindern der Gymnasien erwartet sich von einer Gemeinsamen Schule mehr Chancengerechtigkeit für alle Kinder. Alle verlangen aber individuelle Förderung der Kinder.
• Dass die Gesamtschule den Vorteil einer späteren Entscheidung über den weiteren Bildungsweg mit sich bringen würde, wurde überwiegend bejaht – bei den Eltern 69 bis 72 Prozent, bei den Lehrkräften 54 (AHS) bis 91 Prozent (VS).
In Vorarlberg besuchen nur 24% aller 10- bis 14-Jährigen eine AHS-Unterstufe (Ö 34%), in den Städten sind es 38%, in den Talschaften vier Prozent. Der Anteil der SchülerInnen mit nichtdeutscher Muttersprache liegt in den NMS in den Talschaften bei neun Prozent, in den Städten bei 44%.
Weitere spannende Ergebnisse:
• 41% der Eltern der Volksschule, die für ihr Kind ausschließlich den Wechsel in eine gymnasiale Unterstufe anstreben, haben bereits in der Volksschule die Absicht, ihr Kind in eine BHS zu schicken.
• Rund 80% der Eltern mit türkischem Sprachhintergrund hätte gerne mehr Unterricht für ihr Kind in Mathematik und in Deutsch.
Für eine Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen sind 77% der NMS-Lehrkräfte, 72% der Volksschul-Lehrkräfte und immerhin noch ein Viertel der AHS-Lehrkräfte. Nur 45% der AHS-Lehrkräfte sind für den Erhalt des zweigliedrigen Schulsystems. Übrigens: Sogar bei den Eltern von AHS-SchülerInnen sind 45% für eine Gemeinsame Schule.
Eine große Mehrheit erwartet sich Vorteile für die Kinder, wenn durch eine „Gemeinsame Schule“ die Bildungsentscheidung erst später getroffen wird: Rund 70 Prozent der Eltern der VS, der NMS und der AHS sowie nahezu 90 Prozent Lehrpersonen aus VS und der NMS bejahen dies, aus der AHS sind es 54 Prozent, wenn Individualisierung des Unterrichts und die Förderung der individuellen Fähigkeiten zufriedenstellend geregelt sind.
Bis Ende Mai 2015 soll nun ein umfassendes, pädagogisches und strukturelles Konzept für die „Schule Neu“ vorgelegt werden.

Wofür ich stehe?

Ich stehe für soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles über meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, Anträge und Ausschussarbeit.


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