9. November 2016

Was tun gegen den „Trumpismus“?

2016-11-09T18:07:46+01:0009.11.16, 15:00 |Kategorien: Allgemein, Gesellschaft|Tags: , , |

trump_von-lennart-gaebelBesser auf den Punkt kann man die die Ursachen und die Folgen der gestrigen US-Wahlen wohl nicht ausdrĂŒcken: verlorene Unschuld (wenn je vorhanden) samt aktiv-aggressivem TĂ€ter, der weniger die Person von Donald Trump ist, sondern eher der Neoliberalsimus. Danke an Lennart GĂ€bel fĂŒr die freundliche Genehmigung zum Abdruck.

Margaret Thatcher und Ronald Reagan haben eine Entwicklung eingeleitet, deren vergiftete FrĂŒchte wir nun ernten. Donald Trumps Wahlsieg hat etwas Typisches – auch fĂŒr Europa. Noch nie hat ein PrĂ€sidentschaftskandidat in den USA so viele LĂŒgen und Unwahrheiten verbreitet wie Trump. Bislang war unvorstellbar, dass jemand mit so offen geĂ€ußerten sexistischen und rassistischen  Einstellungen in ein derartig bedeutendes Amt gewĂ€hlt wird.

Es ist der Sieg einer – zumeist vom Rechtsextremismus bedienten – „postfaktischen Politik“, in welcher der geplante Tabubruch zum Maß des Erfolgs wird. Trump ist nicht Ursache dieser Entwicklung, sondern deren Manifestation.

Die Rechten schaffen es seit Jahren zunehemend, das Internet fĂŒr die eigene AnhĂ€ngerschaft zu einer fast hermetisch geschlossenen Kammer zu machen. Da werden Fakten als Produkte der „LĂŒgenpresse“ abgestempelt und LĂŒgen und Verdrehungen ungeniert prĂ€sentiert. Das macht die extreme Rechte, ohne politisch auch nur irgendwie Schaden zu nehmen.

Ich muss zugeben, dass die gesamte politische Linke und die immer schmaler werdende politische Mitte noch kein Rezept haben, wie Menschen wieder in einen rationalen gesellschaftlichen und politischen Diskurs gebracht werden können.

Derzeit besteht die Gefahr, dass Trumps Wahlsieg auch bei uns dazu fĂŒhrt, dass weitere DĂ€mme des Anstands brechen und die rassistischen und fremdenfeindlichen KrĂ€fte noch mehr RĂŒckenwind erhalten. Es gilt nicht nur im Blick auf die Jahreszeit: Wir mĂŒssen uns warm anziehen!

Unsere zentrale Frage muss sein, wie wir dem gerade und vor allem in Österreich entgegenwirken können, wie diese Entwicklung umzukehren ist. Tatsache ist, dass die neoliberale Politik seit den 1980er-Jahren nicht nur in den USA, sondern auch in Europa die sogenannte „Mittelklasse“ immer stĂ€rker in prekĂ€re Situationen gefĂŒhrt hat. Die Realeinkommen sind gesunken, die Kluft zwischen Arm und Reich wurde immer grĂ¶ĂŸer, eine kleine Oberschicht schwimmt im Überfluss, wĂ€hrend lange Schlangen von Menschen vor den SuppenkĂŒchen stehen.

Eines ist jedenfalls klar: Um erfolgreich gegen den „Trumpismus“ und seine von Le Pen, Strache und AfD reprĂ€sentierte europĂ€ische Variante zu sein, muss die ZertrĂŒmmerung des Sozialstaats gestoppt werden. Gegen Angst und Wut einer breiten Bevölkerungsschicht hilft nur, wenn die Menschen ihre WĂŒrde behalten können. Das funktioniert jedoch nur, wenn die ökonomischen Grundlagen gesichert sind und wenn sich die Mehrheit in zumindest einer Partei oder politischen Bewegung reprĂ€sentiert fĂŒhlt, die auch demokratisch und solidarisch agiert. Beides ist jedoch immer weniger der Fall.

24. Oktober 2016

Die Taktik der europĂ€ischen Rechten – von AfD bis FPÖ

2016-10-24T11:52:17+02:0024.10.16, 10:40 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Gesellschaft|Tags: , , |

VerbotsgesetzDie Strategie der europĂ€ischen Rechtsextremen ist ĂŒberall gleich – egal ob in Frankteich, Deutschland oder Österreich. Die ARD hat im Magazin „Panorama“ eine Analyse der Strageie europĂ€ischer Rechtsaußen-Parteien inklusive Donald Trump und natĂŒrlich der Strache-FPÖ vorgenommen: „Emotionen statt Fakten“. Zwölf Minuten, die sich lohnen!

Kurz zusammengefasst:

  1. Naturkatastrophen drohen! In Wirklichkeit sind es „entmenschlichte“ FlĂŒchtlinge. Das gelingt durch Vokabeln wie FlĂŒchtlingsstrom, -welle, -katastrophe etc.
  2. Der Untergang droht!
  3. Der Retter erscheint, auch die Retterin! Sie heißen Strache, Wilders, Trump und Le Pen oder Petry.

Im Kern geht es den Rechten darum, den Bauch anzusprechen und nicht das Hirn – oder in den Worten von Stefan Petzner: „Das Unwichtigste in unserem Wahlkampf ist das Wahlprogramm!“

Erstaunlich ist ĂŒbrigens, wie unverblĂŒmt dabei – vom ehemaligen FPÖ- und dann BZÖ-Hetzer Stefan Petzner bis AfD-Urgestein Alexander Gauland – zugeben wird, dass die von ihnen an die Wand gemalte Gefahr gar nicht existiert. Es geht nicht um Fakten, sagen sie offen, es geht um GefĂŒhle. Petzner – inzwischen wohl etwas gelĂ€utert – vergleicht die jetzige Situation sogar mit dem Aufstieg Hitlers.

Und ganz klar natĂŒrlich: Reale Gefahren und Tatsachen werden geleugnet, wenn sie sich nicht zur Hetze eignen. Der Klimawandel etwa ist aus Sicht der Rechten natĂŒrlich nicht vom Menschen verursacht. Es gibt ihn nicht einmal. Klar, denn alle WissenschaftlerInnen sind ja „gekauft“. Auch die Kriminalstatistik interessiert Rechte nur am Rande, denn sie wissen es ja: „Die AuslĂ€nder“ sind schuld!

9. Oktober 2016

Kostenloses verpflichtendes Kindergartenjahr? Nicht fĂŒr alle!

2016-10-07T07:28:54+02:0009.10.16, 16:47 |Kategorien: Bildung, Gesellschaft, Nationalrat|Tags: |

kindergruppeSeit 2010 gibt es in Österreich ein verpflichtendes Kindergartenjahr. Laut Homepage des Familienministeriums ist der Besuch fĂŒr alle kostenlos: „Kindergartenbesuch (mind. 16 Stunden pro Woche) ist fĂŒr alle Kinder, die bis zum 31. August das 5. Lebensjahr vollendet haben, von September bis Juni (mit Ausnahme der Schulferien) verpflichtend und kostenlos. Kostenlos ist der halbtĂ€gige Besuch fĂŒr maximal 20 Stunden.“

Stimmt leider nicht. Seit Jahren gibt es Probleme bei der Umsetzung des verpflichtenden Kindergartens in GrenzfĂ€llen. Obwohl wir GrĂŒnen und auch der Rechnungshof seit Jahren darauf in AntrĂ€gen und Berichten hinweisen, hat die zustĂ€ndige Ministerin Sophie Karmasin im gestrigen Familienausschuss wirklich zum ersten Mal (!) davon gehört – wie sie im Zuge der Diskussion ĂŒber einen von mir vor einem halben Jahr (!) eingebrachten Antrag freimĂŒtig zugegeben hat.

Es gibt Eltern, die ihr Kind nicht am Wohnort in den Kindergarten geben, sondern nahe zu ihrer Arbeitsstelle. Kompliziert wird es dann, wenn Eltern dabei die Grenzen ihres Bundeslandes ĂŒberschreiten. Wenn zum Beispiel die Eltern und Kinder in Niederösterreich wohnen und nach Wien pendeln – ein nicht so seltener Fall -, gibt es nĂ€mlich Probleme. Da beide Eltern in Wien arbeiten, ist es fĂŒr die Familie oft einfacher, wenn das Kind in der NĂ€he der Arbeitsstelle einen Kindergarten besucht.

Der Bund unterstĂŒtzt das verpflichtende Kindergartenjahr finanziell mit 70 Mio Euro jĂ€hrlich und zahlt die Förderung je nach dem Wohnort des Kindes an die BundeslĂ€nder aus. Die meisten BundeslĂ€nder haben untereinander bereits eine Vereinbarung fĂŒr diese FĂ€lle getroffen. Damit ist in der Regel sichergestellt, dass auch ein „grenzĂŒberschreitender“ Kindergartenbesuch fĂŒr Eltern kostenfrei bleibt. Ausnahme bleiben seit Jahren Wien und Niederösterreich. Die beiden BundeslĂ€nder können sich nicht einigen, wie sie in hierbei vorgehen. Leidtragende sind Eltern, die fĂŒr den Kindergartenbesuch zahlen mĂŒssen, obwohl der Besuch verpflichtend vorgeschrieben ist und daher kostenlos sein mĂŒsste.

Im letzten Familienausschuss war mein oben erwĂ€hnter Antrag zur Lösung dieses Problems auf der Tagesordnung. Wir haben die Familienministerin aufgefordert, eine bundesweite Lösung zu finden, dass die Kostenfreiheit fĂŒr alle Kinder im verpflichtenden Kindergartenjahr garantiert ist. Die Reaktion von SPÖ und ÖVP war ernĂŒchternd: FĂŒr die Ministerin ist das Problem allen Ernstes neu und anstatt es bei den bevorstehenden Verhandlungen ĂŒber das zweite verpflichtende Kindergartenjahr aufzunehmen, wurde unser Antrag mit Regierungsmehrheit vertagt. Mit einer Vertagung wird der Antrag somit aufs Abstellgleis befördert. Die Regierung sagt damit weder ja noch nein und muss sich damit auch nicht lĂ€nger beschĂ€ftigen.

Die betroffenen Eltern mĂŒssen daher weiter zahlen!

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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