9. Januar 2025

Die ÖVP macht die RĂ€uberleiter

2025-01-09T16:51:34+01:0009.01.25, 16:51 |Kategorien: Allgemein, Menschenrechte, Parteien|Tags: , , , , |

TĂŒrschild ÖVP neu

Die ÖVP macht den Rechtsextremen also die RĂ€uberleiter und verhandelt mit Herbert Kickl ĂŒber eine Koalition. Unter dem Titel „Durch den Kakao gezogen“ habe ich dazu in den Vorarlberger Nachrichten einen Kommentar geschrieben. Hier zum Nachlesen:

Das Versprechen der ÖVP, einen Kanzler Kickl zu verhindern, hat ihr bei den letzten Nationalratswahlen viele Stimmen gebracht. Das Versprechen wurde ungeniert gebrochen. Die ÖVP „vergisst“ Versprechungen gerne. Wolfgang SchĂŒssel hat es einst vorexerziert. Er werde in Opposition gehen, wenn er bei den Nationalratswahlen nur an die dritte Stelle komme. Er wurde Dritter – und anschließend Bundeskanzler.

Der neue ÖVP-Obmann Christian Stocker („Mit der Kickl-FPÖ wird es keine Koalition geben. Das war gestern so, das ist heute so, und morgen wird es noch immer so sein.“) macht es ihm – unterstĂŒtzt von Markus Wallner – nach. Kickls Spott und öffentliche DemĂŒtigung folgte fĂŒr die WendehĂ€lse auf dem Fuß.

Der FPÖ-Obmann ist aus einem anderen Holz geschnitzt als sie. Er meint nicht nur, was er sagt, er tut es auch. Sein Plan: „Machen wir es OrbĂĄn nach!“ Der hat inzwischen bekanntlich fast alle Medien in der Hand, die Justiz gefĂŒgsam gemacht und ein neues Wahlsystem eingefĂŒhrt. Seither ist er mit demokratischen Mitteln kaum mehr aus dem Amt zu bringen. In Sachen Justiz sind OrbĂĄn und Donald Trump Kickls Vorbilder: „Ich glaube immer noch, dass der Grundsatz gilt, dass das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht.“

Und jetzt Blau-TĂŒrkis? Wie geht es dann wohl weiter mit den vielen Prozessen gegen FPÖ-Politiker? Von der ÖVP ist kein Widerstand gegen eine SchwĂ€chung der Justiz zu erwarten – sie hat selbst genug Prozesse am Hals. Der Weg ist einfach: Missliebige StaatsanwĂ€lte werden ausgetauscht und die Budgetmittel fĂŒr die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gekĂŒrzt – womit sie weitgehend lahmgelegt wĂ€re.

Und was ist mit dem Fundament im Verfassungsrang? „Menschenrechte sind seltsame rechtliche Konstruktionen, die uns daran hindern, das zu tun, was notwendig ist“, meint Kickl unverblĂŒmt. Man erahnt, was aus seiner Sicht „notwendig“ ist.

Auch der ORF soll an die Kandare genommen werden, indem man ihn finanziell ausbluten lĂ€sst. Die Angst geht um am KĂŒniglberg und allein das ist schon Gift fĂŒr eine unabhĂ€ngige Berichterstattung. Was passiert mit jenen, die kritisch ĂŒber die vielen Verstrickungen der FPÖ ins rechtsextreme Milieu oder die KorruptionsfĂ€lle berichtet haben?

Aus PlatzgrĂŒnden nur noch ein paar Stichworte: Die FPÖ fordert die SchwĂ€chung der Arbeiterkammern, „Meldestellen“ fĂŒr kritische Lehrpersonen, „Fahndungslisten“ fĂŒr Politikerinnen und Politiker, die aus ihrer Sicht „Volksverrat“ begehen usw.

Ist gegen solche PlĂ€ne wirklich Widerstand von der ÖVP zu erwarten? Kickl jedenfalls meint, was er sagt. Und die ÖVP wird aufpassen mĂŒssen, nach den vielen gebrochenen Versprechungen und DemĂŒtigungen durch die Blauen in den letzten Tagen nicht auch noch den letzten Rest an WĂŒrde zu verlieren. Oder, um es mit Kurt Tucholsky zu sagen: „Nie dĂŒrft ihr so tief sinken, den Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“

13. Oktober 2024

Vorarlberg-Wahl – eine EinschĂ€tzung

2024-10-13T18:47:47+02:0013.10.24, 18:34 |Kategorien: Parteien, Wahlkampf|Tags: , |

Die Wahlen in Vorarlberg sind geschlagen. Das Ergebnis ist bitter, aber zum GlĂŒck nicht ganz so bitter wie vorhergesagt. Es ist an der Zeit, sich ĂŒber die Ursachen ebenso zu unterhalten wie ĂŒber Konsequenzen. In einem Kommentar fĂŒr die Vorarlberger Wahlen habe ich eine erste EinschĂ€tzung versucht. Hier zum Nachlesen:

Jetzt also auch in Vorarlberg: Überall werden Regierende derzeit bei Wahlen abgestraft. Meist sind es rechte Populisten und Hardcore-Rechtsextreme, die davon profitieren: Milei in Argentinien, Trump in den USA, in Europa sind es Orbán, Le Pen, Kickl, die AfD 


Ihre ebenso simplen wie falschen Botschaften: Schuld an den vielen Krisen seien „die“ AuslĂ€nder oder politische Eliten – zu denen sie ĂŒbrigens selbst gehören. LösungsvorschlĂ€ge fĂŒr real existierende Probleme wie die zunehmende Armut, Wohnungsnot etc. sind bei ihnen zumindest Mangelware, das Megaproblem Klimakrise wird entgegen klarer Faktenlage und zahlreicher Umweltkatastrophen schlicht geleugnet.

Damit sind wir in Vorarlberg und dem gestrigen Wahlergebnis. Markus Wallner wird wohl das tun, worauf Wirtschaftsbund und Industriellenvereinigung seit Monaten hinarbeiten – eine schwarz-blaue Koalition bilden.

Die GrĂŒnen werden sich ebenso wie SPÖ und Neos auf der harten Oppositionsbank wiederfinden. Das bietet diesen drei Parteien aber auch Chancen: Die völlig aus der Zeit gefallenen Mega-Straßenprojekte wie die in ihrer Dimension aberwitzige Tunnelspinne in Feldkirch oder das völlig unverantwortliche Bodenverbrauchsprojekt S18 mĂŒssen im BĂŒndnis mit der Zivilgesellschaft gestoppt werden.

Auch die von Wallner und seiner ÖVP seit Jahren versprochene Modellregion Gemeinsame Schule sollte die drei Oppositionsparteien endlich einfordern – zum Wohl der Kinder genauso wie zum Wohl der Wirtschaft, die seit Jahren ĂŒber nicht mehr ausbildungsfĂ€hige Absolvent:innen unserer Pflichtschulen klagt.

In der Opposition hat man Zeit ĂŒber die Ursachen dieses Wahlergebnisses nachzudenken. Eines der Ergebnisse dieses Nachdenkprozesses könnte sein, dass Menschen in Zeiten großer Verunsicherung von der Politik Perspektiven erwarten. Dass ist derzeit ebenso schwierig wie notwendig, obwohl sich die Politik auch andernorts damit schwertut. Aber an einer positiven ZukunftserzĂ€hlung, wie sie einst Bruno Kreisky mit seinen 1000 Experten erfolgreich entwickelt hat, fĂŒhrt kein Weg vorbei.

10. Oktober 2024

Blaune Herren an die Macht?

2024-10-09T13:34:18+02:0010.10.24, 9:43 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Parteien|Tags: , |

Reichen vier gescheiterte Regierungsbeteiligungen der FPÖ (BZÖ) nicht? Unter dem Titel „Aus Erfahrung klug werden?“ habe ich in einem Kommentar fĂŒr die Vorarlberger Nachrichten Stellung bezogen. Hier zum Nachlesen:

Ist jemand geeignet, die Republik als Bundeskanzler zu fĂŒhren, der den BundesprĂ€sidenten als „senile Mumie in der Hofburg“ bezeichnet? NatĂŒrlich nicht, aber es steht mehr auf dem Spiel als „nur“ mangelhafte Umgangsformen – es geht um die 2. Republik, so wie wir sie kennen.

Dazu gehören Rechtsstaat und Gewaltenteilung, Menschen- und Minderheitenrechte, unabhĂ€ngige und freie Medien sowie die Mitgliedschaft in der EU. Auch in anderen LĂ€ndern der EU sind das keine SelbstverstĂ€ndlichkeiten. In Polen wird derzeit immerhin versucht, den geplanten autoritĂ€ren Umbau rĂŒckgĂ€ngig zu machen. Es ist schwer genug!

In Ungarn hingegen ist eine Abwahl Viktor OrbĂĄns nach seinem Umbau des Staates inzwischen bei Wahlen kaum mehr möglich. Kein Wunder, dass er das große Vorbild und der politisch engste Freund von Herbert Kickl und seiner FPÖ ist – abgesehen natĂŒrlich von der rechtsextremen deutschen AfD und Putin.

Wird man aus Erfahrung klug? Die FPÖ ist in allen Regierungsbeteiligungen auf Bundesebene vorzeitig gescheitert. Mit Grauen denken wir zurĂŒck an eine FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl, die vor dem russischen Diktator Wladimir Putin einen Hofknicks gemacht hat und heute allen Ernstes behauptet, sie sei in Österreich verfolgt worden, habe flĂŒchten mĂŒssen und inzwischen in Russland Asyl erhalten.

Oder an die FPÖ-Arbeits- und Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein, die fĂŒr den Zwölf-Stunden-Tag geworben und zudem behauptet hat, man könne von 150 Euro im Monat leben, wenn man zusĂ€tzlich eine Unterkunft habe. Ein Rauchverbot in GaststĂ€tten lehnte sie ab, dafĂŒr gibt sie heute zu, dass die von der damaligen schwarz-blauen Regierung durchgefĂŒhrte Zwangsfusion der Krankenkassen Mehrausgaben statt Einsparungen gebracht hat: Die versprochene „Patientenmilliarde“ sei halt ein „Marketinggag“ gewesen. Und dann wĂ€re da noch der damalige Innenminister! Die Schreckensliste ließe sich fortsetzen.

Kickl und seine FPÖ wollen einen anderen Staat – und sie verheimlichen das auch nicht. Sie kĂŒndigen unverblĂŒmt „Fahndungslisten“ fĂŒr missliebige Personen und Meldestellen fĂŒr „politisierende Lehrer“ an. Die von ihr und allen anderen europĂ€ischen Rechten betriebene SchwĂ€chung der EU freut vor allem die Konkurrenz in den USA, China und Russland.

Auf Verlangen der ÖVP hat der BundesprĂ€sident 2019 Kickl als Innenminister abberufen, weil mit ihm „kein Staat zu machen“ sei. Inzwischen hat der FPÖ-Boss die IdentitĂ€ren von Martin Sellner – der schon mal Hakenkreuz-Aufkleber an Synagogen geklebt hat – ein „unterstĂŒtzenswertes Projekt“ genannt. Auch Geld ist von der FPÖ an die IdentitĂ€ren geflossen. Und jetzt verlangt die ÖVP allen Ernstes, Alexander Van der Bellen soll Kickl mit der Regierungsbildung beauftragen?

Der BundesprÀsident hat gestern auf die komplizierte politische Situation eine kluge und staatsmÀnnische Antwort gegeben!

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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