Rudolf Taschner – was kommt denn da auf uns zu?
Ist jemand glaubwĂŒrdig, der als Journalist etwas schreibt, was er als Politiker dann ablehnt? Rudolf Taschner macht genau das. Doch der Reihe nach.
Seit gestern ist Rudolf Taschner designierter ĂVP-Bildungs- und Wissenschaftssprecher. Ich nehme mal an, sein publizistisches Eintreten fĂŒr die âg’sunde Watschnâ in der âPresseâ ĂVP-Chef Sebastian Kurz nicht bekannt war. Dort hat Taschner gemeint, dass so eine Ohrfeige als âGewitterâ etwas sein könne wie ein âkurzer, reinigender Schmerzâ. Er ist mit dieser Meinung in prominenter Gesellschaft. Felix Baumgartner oder Uwe Scheuch bekennen sich öffentlich ebenfalls dazu.
Ich habe das scharf kritisiert. Im heutigen âStandardâ meint Taschner auf die Frage, ob er noch dazu stehe: âDas ist selbstverstĂ€ndlich unmöglich. Das schreibe ich heute nicht mehr. Ich bin kein Journalist, ich bin jetzt auf der anderen Seite.â
Ah so? Keine prinzipielle Ablehnung, sondern nur âunmöglichâ, weil er jetzt Politiker ist? Taschner hat massiven bildungspolitischen ErklĂ€rungsbedarf.
Denn die Verharmlosung von Gewalt gegen Kinder ist nicht zu dulden. Der verstorbene Wiener Kinderarzt Hans Czermak hat das so formuliert: âDie gâsunde Watschen macht krank.â Die knapp 30 Ăsterreichischen Kinderschutzzentren mit ihren etwa 200 MitarbeiterInnen können ein (Klage-)Lied davon singen. Sie betreuen jĂ€hrlich in ca. 65.000 Beratungs- und Therapiestunden ĂŒber 12.000 minderjĂ€hrige Gewalt- und Missbrauchsopfer und deren Bezugspersonen.
Ein Bildungspolitiker, der Gewalt als probates pÀdagogisches Mittel bezeichnet, ist inakzeptabel. Wer ein Kind schlÀgt, beweist, dass er sich nicht im Griff hat. Taschner ist gefordert.
Ob sich Taschner im Griff hat? Inhaltlich wohl kaum. Der Klimawandel ist fĂŒr ihn ein âScheinproblemâ, er spricht vom âKlimawandelwahnâ. Das Pensionsantrittsalter zu frĂŒh: âDie stabile Finanzierung der Pensionen wird nur dann gelingen, wenn das Antrittsalter deutlich angehoben wird. Deutlich bedeutet: auf 70 Jahre.â
Sein pĂ€dagogisches VerstĂ€ndnis kennen wir ja schon zum Teil. Sie wollen mehr wissen? Bitte: âEin Lehrer soll den Kindern Karrierechancen geben und die Gschrappen wollen das vielleicht gar nicht, weil sie noch nicht den Weitblick besitzen. Wenn ich eine Minute in der Stunde loslasse, habe ich in der Klasse eine Katastrophe. Der Lehrer muss die ZĂŒgeln (sic!) 50 Minuten lang fest halten.â
Beim Integrationsthema könnte es Ăbereinstimmung mit seinem Mentor Sebastian Kurz geben: âWenn Kanzlerin Merkel sagt, der Islam gehört zu Deutschland, ist das verrĂŒckt.â
Ich bin gespannt, was da in Zukunft noch fĂŒr Thesen vertreten werden.