20. Februar 2015

Bunt mit blau-braunen Flecken?

2015-05-01T07:33:38+02:0020.02.15, 12:00 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Parteien|Tags: , , |

Braune-Unterhosen1Klaus Schneeberger wird also BĂŒrgermeister. Die Bildung einer Stadtregierung in Wiener Neustadt schlĂ€gt hohe Wellen. Wie halten es die GrĂŒnen in Sachen FPÖ mit ihren Prinzipien?
Schön der Reihe nach: Peinlich sind die SPÖ-Vertreter, allen voran Norbert Darabos. Er empört sich darĂŒber, dass die „grĂŒnen Moralapostel die RĂ€uberleiter“ fĂŒr die FPÖ in Wiener Neustadt machen wĂŒrden. Horst Karas, ListenfĂŒhrer der – bei den Wahlen demontierten – Stadt-SPÖ, sorgt sich sogar um die „grĂŒne Seele“ und fragt sich, ob das alles fĂŒr die GrĂŒnen ausreicht, um ihre Ideologie aufzugeben. Dies bemerkenswerterweise, nachdem die Verhandlungen (!) der SPÖ mit der FPÖ gescheitert waren, was der machtgewohnten Stadt-SP den schmerzhaften Gang in die Opposition bescherte.
Auch andere rote Granden haben bereits ihre HeiratsantrĂ€ge an blau-braune BrĂ€ute gerichtet: Der burgenlĂ€ndische Landeshauptmann Niessl machte den Vorreiter und schloss eine Zusammenarbeit mit der FPÖ nach den kommenden Landtagswahlen nicht aus. Auch der Vorarlberger SPÖ-Chef Michael Ritsch untermauerte seinen Wunsch, Bregenzer BĂŒrgermeister zu werden, expressis verbis mit dem Zusatz, dabei sei die UnterstĂŒtzung der FPÖ willkommen. Die Liste ist lang 

ZurĂŒck zu Wiener Neustadt – trotz des guten Prinzips der Nichteinmischung in fremde Angelegenheiten. Doch hier geht es um GrundsĂ€tzliches. Und ich verhehle nicht, dass ich den Deal der GrĂŒnen mit dem lokalen ÖVP-Chef Klaus Schneeberger aus mehreren GrĂŒnden kritisch sehe, auch wenn es sich weder um ein Arbeits- und schon gar nicht um ein Koalitionsabkommen handelt.
‱ Hier wird einem BĂŒrgermeister zugestimmt, der damit nach außen seine bereits paktierte Koalition mit der FPÖ zu legitimieren versucht. Davon zeugt eine Presseaussendung, in der Schneeberger seiner Freude Ausdruck verlieh, dass Wiener Neustadt nun von allen bisherigen Oppositionsparteien regiert werde. Das Ganze solle eine „bunte Regierung“ werden, mit der ein „Neustart“ versucht werden solle – mit dem FPÖ-Mann Michael Schnedlitz als VizebĂŒrgermeister.
‱ Unabsichtlich oder nicht – die Wiener NeustĂ€dter GrĂŒnen haben bei dieser Inszenierung mitgespielt. Der Schaden ist angerichtet. Man kann nicht bloß dem BĂŒrgermeister zustimmen und sich vom Rest der Stadtregierung lossagen, als ob dieser BĂŒrgermeister nichts mit dem Rest, also mit der FPÖ und Wolfgang Haberler, einem Rechtsabweichler (!) aus den blauen Reihen, zu tun hĂ€tte. Schneeberger hievt Mitglieder einer Partei in die Regierung, deren rechtsextreme Aus- und EinzelfĂ€lle schon gar nicht mehr zĂ€hlbar sind – gerade in Niederösterreich!
Ich selbst bin erst im Jahr 2000 parteipolitisch aktiv geworden. Da war es fĂŒr mich Zeit, der schwarz-blauen SchĂŒssel-Regierung durch persönliches Engagement etwas entgegenzusetzen. SchĂŒssel hĂ€tte damals versprechen können, ganz Österreich unter Naturschutz zu stellen: Meine Zustimmung zu seiner Person und jene der GrĂŒnen hĂ€tte er nie bekommen. Distanz zur FPÖ ist notwendig – das galt vor 15 Jahren und das gilt noch immer, egal auf welcher Ebene.
Wir GrĂŒne haben deshalb eine extrem hohe GlaubwĂŒrdigkeit, weil unzweifelhaft ist, wofĂŒr wir stehen: klare Grenze zum Rechtsextremismus, Kontrolle und saubere Politik, Durchsetzung von umweltpolitischen Maßnahmen, eine Bildungspolitik fĂŒr alle, eine vernĂŒnftige Integrationspolitik, humanitĂ€re Werte etc. Die Duldung einer freiheitlichen Regierungsbeteiligung durch die HintertĂŒr im Abtausch mit einigen ZugestĂ€ndnissen an die GrĂŒnen, um dann auf das freie Spiel der KrĂ€fte zu pochen, widerspricht GrĂŒnen GrundsĂ€tzen. Wer allerdings „bunt“ so versteht, wird sich blaue Flecken holen.

18. Februar 2015

Es braucht ein eigenes Fach „Ethik- und Religionenunterricht“!

2019-03-05T19:07:31+01:0018.02.15, 12:00 |Kategorien: Bildung, Gesellschaft|Tags: |

Pressekonferenz-Ethikunterricht„In einer unserer vierten Klasse haben sich alle (!) SchĂŒlerinnen und SchĂŒler vom Religionsunterricht abgemeldet“, das hat mir letzte Woche der Administrator einer großen AHS erzĂ€hlt. Eine Stimme von vielen, die auf bestehende Probleme des konfessionellen Religionsunterrichts verweisen. Gemeinsam mit dem Theologen Univ.-Prof. Dr. Anton A. Bucher, an der UniversitĂ€t Salzburg zustĂ€ndig fĂŒr die Ausbildung der katholischen ReligionslehrerInnen und Autor einer lesenswerten Analyse zu diesem Thema, habe ich heute daher meine Forderung nach einem weltanschaulich unabhĂ€ngigen verpflichtenden „Ethik- und Religionenunterricht“ bekrĂ€ftigt. Einen entsprechenden Antrag (Verpflichtender gemeinsamer Ethikunterricht) werde ich nĂ€chste Woche im Nationalrat einbringen.
Wer die Forderung nach einer gemeinsamen Werteerziehung ernst nimmt und wirklich will, dass alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam ĂŒber Themen wie Gewalt, die Stellung der Frau etc. diskutieren, sollte sich dem anschließen.
Der Schulversuch zum Ethikunterricht aber dĂŒmpelt vor sich hin. Vorrang haben muss die ethisch-religionskundliche Bildung aller österreichischen SchĂŒlerInnen – und nicht die Eigeninteressen von Religionsgemeinschaften. Am angemessensten leistet dies ein so weit wie möglich weltanschaulich neutrales Fach Ethik und Religionen, das in Kooperation der Religionsgemeinschaften untereinander und mit dem Staat zu entwickeln wĂ€re, aber auch mit dem Bund der Konfessionsfreien.
FĂŒr ein solches Fach spricht nicht nur, dass es finanziell gĂŒnstiger wĂ€re, sondern auch, dass „konfessioneller“ Religionsunterricht faktisch oft schon lange Religionskunde ist. An Gymnasien verfolgen 80 Prozent der katholischen ReligionslehrerInnen das Ziel, SchĂŒlerInnen sollen andere Religionen kennenlernen, nur 29 Prozent die Glaubenslehre der Kirche.
Das österreichische Schulorganisationsgesetz fordert, dass die Schule auch „sittliche, religiöse und soziale Werte“ an die nachrĂŒckende Generation vermittelt. Lange konnte davon ausgegangen werden, dass dies in einem katholisch geprĂ€gten Land wie Österreich der Religionsunterricht leistet. Doch mittlerweile leben gut zwei Millionen konfessionsfreie MitbĂŒrgerInnen in unserer Republik, der Anteil der Katholiken sank von etwa 90 Prozent im Jahr 1950 auf heute nur noch gut 60 Prozent, zudem melden sich teilweise ganze Schulklassen vom Religionsunterricht ab.
Nachdem Bayern bereits 1972 Ethikunterricht einfĂŒhrte, starteten im Jahre 1997 auch hierzulande Ethikschulversuche, anfĂ€nglich an acht Schulstandorten, mittlerweile an 234. Die ministeriell beauftragte Evaluation der Versuche im Jahre 2000 brachte unter anderem zu Tage:
– Obschon viele SchĂŒlerInnen anfĂ€nglich um ihre Freistunde trauerten, stieß das Fach sehr bald auf hohe Resonanz.
– Ein Jahr zusĂ€tzlicher Ethikunterricht reduzierte Fremdenfeindlichkeit und stĂ€rkte in SchĂŒlerInnen das Wissen dafĂŒr, was ethisch richtig und was falsch ist, sowie die Bereitschaft, entsprechend zu handeln.
– EthiklehrerInnen gelang es, in kulturell-religiös sehr heterogenen Klassen eine AtmosphĂ€re der Toleranz zu schaffen.
Trotz dieser sehr positiven Ergebnisse unternahm die damalige Ministerin Elisabeth Gehrer nichts. Dies auch deswegen, weil die Kirche nicht offiziell fĂŒr Ethikunterricht eintrat. Die Bischofskonferenz Ă€ußerte sich erst positiv fĂŒr Ethikunterricht fĂŒr jene SchĂŒlerInnen, die nicht Religionsunterricht besuchen, nachdem Unterrichtsministerin Claudia Schmied ihre PrĂ€ferenz fĂŒr Ethik fĂŒr alle bekundet hatte. Immerhin kam im Mai 2011 eine parlamentarische Enquete zustande, bei der in einem Punkt Einigkeit bestand: „Vierzehn Jahre Schulversuch sind genug.“
Die Zeit ist ĂŒberfĂ€llig: Nicht zuletzt wegen der gewachsenen Herausforderungen braucht es einen weltanschaulich neutralen verbindlichen Ethik- und Religionenunterricht ab der Sekundarstufe.

18. Februar 2015

Hyperkompliziert: Beurteilungsraster bei der Zentralmatura

2015-05-01T07:36:44+02:0018.02.15, 12:00 |Kategorien: Bildung|Tags: , |

ZentralmaturaDie Spannung wÀchst und die mediale Berichterstattung (Zentralmatura: Nervös, aber nicht panisch) nimmt zu.
Selten habe ich so viele Informationen und Protestmails bekommen wie in den letzten Tagen: Das Thema Zentralmatura regt auf!
Heute habe ich ein Mail eines Mathematik-Lehrers mit Kritik am Beurteilungsraster mit 36 (!) Deskriptoren fĂŒr die Vorwissenschaftliche Abeit (VWA) erhalten.
Zum Grundprinzip, das fĂŒr die Beurteilung der VWA und fĂŒr die Arbeiten der Zentralmatura gilt:
Es gibt fĂŒnf Oberkategorien, die dem bisherigen Notensystem entsprechen, aber verbalisiert beschrieben werden. Dazu gibt es die Unterkategorien mit wieder fĂŒnf sogenannten Deskriptoren.
In der Unterkategorie „Selbstkompetenz“ bei der VWA heißt es: „Der Kandidat/die Kandidatin nimmt angebotene Hilfestellungen und KorrekturvorschlĂ€ge des Betreuers/der Betreuerin an.“ Das kann man jetzt in der Oberkategorie mit „zur GĂ€nze“ (entspricht „Befriedigend“) bewerten, aber wie kann man das â€žĂŒber das geforderte Maß hinaus“ und somit „Gut“ oder gar „weit ĂŒber das geforderte Maß hinaus“ und somit „Sehr gut“ bewerten? Der Mathematiklehrer fragt und ich mich als Germanist mit ihm: „Gibt es Geheimnisse, die bisher verschwiegen, jedenfalls nicht gelehrt wurden?“
Ähnliches gilt fĂŒr die Zentralmatura: LehrerInnen mĂŒssen bei der Deutsch-Matura in der Oberkategorie â€žĂŒber das Wesentliche hinausgehend erfĂŒllt“ beurteilen, ob – so die Unterkategorie – ein „Inputtext vollstĂ€ndig erfasst“ ist. Dann gibt es die Note „Gut“. Ein „Sehr gut“ gibt es fĂŒr die wortidente Unterkategorie („Inputtext vollstĂ€ndig erfasst“), wenn das erforderliche HĂ€kchen bei der Oberkategorie â€žĂŒber das Wesentliche weit hinausgehend erfĂŒllt“ gemacht wird.
Eine weitere Herausforderung: Wenn in der Kategorie „hinausgehend erfĂŒllt“ „alle AuftrĂ€ge vollstĂ€ndig erfasst sind“ gibt’s ein „Gut“. Da aber vollstĂ€ndiger als vollstĂ€ndig nicht geht, ist den Ministerialbeamten die Phantasie ausgegangen und sie haben nochmals fĂŒr die Oberkategorie „weit hinausgehend erfĂŒllt“ den Deskriptor „vollstĂ€ndig erfasst“ verwendet. Oder: Wo der Unterschied zwischen â€žĂŒberwiegend sachlich richtig“ und „weitgehend sachlich“ richtig ist, ist wohl auch GermanistInnen etwas rĂ€tselhaft.
Und, liebe LeserInnen, sollten Sie nun etwas verwirrt sein, so kann ich Ihnen garantieren: Es liegt nicht an Ihnen!

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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