16. Dezember 2015

Hohenems: Die braun-blaue Saat geht leider auf

2015-12-16T10:27:03+01:0016.12.15, 10:24 |Kategorien: Geschichte und Rechtsextremismus, Wahlkampf|Tags: , , |

Egger_Facebook_Kind_KloschĂŒsselAm kommenden Sonntag findet in Hohenems die Wiederholung der BĂŒrgermeister-Stichwahl statt, die Richard Amann (ÖVP) im FrĂŒhjahr bekanntlich knapp gegen Dieter Egger (FPÖ) gewonnen hat.

Dazu ein paar grundsĂ€tzliche Bemerkungen: In Hohenems wurde durch die FPÖ das politische Klima systematisch vergiftet. Ausgangspunkt waren die antisemitischen Ausritte des FPÖ-Landesparteiobmanns und Hohenemser Spitzenkandidaten Egger.

Seither geht es rund. Der unappetitliche FPÖ-Wahlkampf im FrĂŒhjahr hat offensichtlich viele ermutigt, und in den letzten Monaten haben sich rechtsextreme VorfĂ€lle gehĂ€uft. Hakenkreuz-Schmierereien an WohnhĂ€usern fallen schon gar nicht mehr auf, die SchĂ€ndung des JĂŒdischen und des Islamischen Friedhofs ging auf das Konto eines Hohenemsers, Anfang Dezember fielen zwei Hohenemser in Bischofshofen durch „Heil-Hitler-Rufe“ und anschließende Gewaltakte auf, die Initiatorin der rechtsextremen Pegida-Demonstration stammt aus der Stadt. Die braun-blaue Saat geht leider auf.

In der letzten Wahlkonfrontation am 14. DezemberÂ ĂŒbte Egger eine bemerkenswerte Kritik: „Die Balance sei im Budget nicht gegeben. So wĂŒrden Sportvereine eine de facto KĂŒrzung hinnehmen mĂŒssen. (…) Gleichzeitig erhalte das JĂŒdische Museum eine Erhöhung der ZuschĂŒsse um 25 Prozent.“* Ein starkes StĂŒck, just das JĂŒdische Museum, das ohnehin seit Jahren chronisch unterfinanziert ist, hier gegen Sporteinrichtungen auszuspielen. Wieder ein antisemitischer „Ausrutscher“ oder doch bewusste Stimmungsmache?

Heute habe ich eine parlamentarische Anfrage an den Justizminister gerichtet (ZurĂŒcklegung einer Anzeige wegen Verhetzung). Ich möchte mehr erfahren ĂŒber die Niederschlagung einer Anzeige wegen des Verdachts der Verhetzung gegen den FPÖ-Klubobmann bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch. Egger findet nĂ€mlich nichts daran, wenn auf seiner Facebook-Seite in einer Fotomontage ein dunkelhĂ€utiges Kind in eine KloschĂŒssel gezwĂ€ngt wird. Das war ein Jahr lang zu sehen, erst nach einer Anzeige durch den Sozialwissenschaftler Kurt Greussing wurde der Beitrag gelöscht.

Die Posting-EintrĂ€ge auf seinem Account inspiziert Egger erklĂ€rtermaßen selbst oder lĂ€sst sie durch einen Mitarbeiter inspizieren. Somit ist klar, dass er diesen Eintrag gesehen und nicht als anstĂ¶ĂŸig empfunden hat. Auch der Text „Moin Moin, So nun erstmal Kaffee, Kippe und nen Neger durch die brille Boxen
.‘ hat ihn nicht gestört.“

Dass all das offensichtlich in den Augen der Staatsanwaltschaft keinen Tatbestand darstellt, ist befremdlich. Zumindest eine richterliche BeweiswĂŒrdigung wĂ€re notwendig. Dass die Staatsanwaltschaft zudem auch keinen Anlass sieht, Ermittlungen gegen den Verfasser des eindeutig verhetzenden Postings einzuleiten, ist mir schleierhaft. DarĂŒber möchte ich vom Justizminister Auskunft erhalten

* zitiert nach http://vorarlberg.orf.at/news/stories/2747358/

20. April 2015

Egger, Haider und FPÖ-Entschuldigungen

2015-04-20T12:06:16+02:0020.04.15, 12:03 |Kategorien: Gesellschaft, Integration|Tags: , |

FPÖ_Plakat_LTW_2009LegendĂ€r sind Jörg Haiders Reaktionen auf die nachtrĂ€glichen Kommentierungen seiner vielen verbalen Entgleisungen: „WofĂŒr ich mich meinetwegen entschuldige.“ DafĂŒr brauchte es meist einige Zeit.

Noch mehr Zeit brauchte Dieter Egger. Erst nach sechs Jahren kam Vorarlbergs FPÖ-Boss zur Überzeugung, er mĂŒsse sich beim Direktor des JĂŒdischen Museums Hohenems entschuldigen, weil er ihn 2009 als „Exiljuden aus Amerika“ bezeichnet hatte.

Am Wochenende schrieb er dazu: „Meine Äußerung war aber missverstĂ€ndlich und unangebracht.“ Egger möchte sich daher „in aller Form“ dafĂŒr entschuldigen. Immerhin.

Eine Entschuldigung bei Loewy ist das eine, die nach wie vor existierende dahinterstehende Geisteshaltung das andere. Egger hatte damals in schlechtem Deutsch nĂ€mlich auch gemeint, „dass diese Kritik und diese Provokation immer von jĂŒdischer Seite kommen in jedem Wahlkampf“. War auch das nur „missverstĂ€ndlich“? Wie kann man das denn sonst noch verstehen? Oder entschuldigt sich Egger auch fĂŒr den unverhohlenen Antisemitismus, mit dem er aus politischem KalkĂŒl Stimmung machen wollte? Gelesen habe ich davon leider nichts.

Und ich hĂ€tte noch ein paar weitere Fragen: Wie steht es mit der offenen AuslĂ€nderfeindlichkeit des FPÖ-Chefs („Seien wir doch ehrlich, wir haben kein AuslĂ€nderproblem, wir haben ein TĂŒrkenproblem. Sie leben in einer tĂŒrkischen Parallelgesellschaft nach den Regeln ihres anatolischen Dorfes. Damit muss Schluss sein.“)?

Diese Geisteshaltung hatte Konsequenzen. So warb die FPÖ auf ihren Plakaten mit der Forderung, an den Vorarlberger KrankenhĂ€usern „keine tĂŒrkischen Dolmetscher“ mehr zu beschĂ€ftigen. Und sogar TĂŒrkisch-Mindestkenntnisse bei kĂŒnftigen LehrkrĂ€ften sind aus Eggers Sicht nicht zu akzeptieren: Die an der PH bei einer kĂŒnftig fĂŒnfjĂ€hrigen Ausbildung vorgesehenen insgesamt (!) 16 Unterrichtsstunden tĂŒrkische Kultur und Sprache fĂŒr Volksschul-LehrerInnen wurden von Eggers FPÖ leider erfolgreich bekĂ€mpft – obwohl allen klar sein muss, dass so ein Wissen LehrkrĂ€ften helfen wĂŒrde, Sprachdefizite von tĂŒrkischen Kindern im Deutschen besser zu verstehen.

Und ganz ehrlich: Wer in einem ORF-Interview zum JahresrĂŒckblick 2009 wie Dieter Egger ganz offen erklĂ€rt, der „Exil-Juden“-Sager habe sich „rentiert“, ist nicht wirklich glaubwĂŒrdig. Seither – so Egger – könne man „offen ĂŒber das Integrations-Thema diskutieren“. Verstehe ich das recht? Hanno Loewy als problematischer Fall von mangelndem Integrationswillen und Vertreter einer jĂŒdischen Parallelgesellschaft? Wie wirr ist denn das?

Integrationsprobleme gibt es, und wir mĂŒssen sie ernst nehmen. Noch viel grĂ¶ĂŸere Sorgen aber muss uns die real existierende blaue Parallelgesellschaft machen!

24. MĂ€rz 2015

Ex-Pegida-FĂŒhrerin unterstĂŒtzt FPÖ-Egger in Hohenems!

2015-03-24T11:51:14+01:0024.03.15, 11:12 |Kategorien: Allgemein, Geschichte und Rechtsextremismus|Tags: , , , |

PLakat-RechtsextremeDie „Pegida“-Kundgebung am Sonntag war zum GlĂŒck ein Flop: Ein versprengtes HĂ€ufchen von Kameradinnen und Kameraden verirrte sich auf den Bregenzer Kornmarktplatz. Zu deren Schutz kamen mehr als zwölfmal (!) so viele PolizistInnen zum Einsatz. Die „Vorarlberger Nachrichten“ berichteten sĂŒffisant: „Da stand ein verlorenes HĂ€ufchen von knapp drei Dutzend Personen vor einem mit Transparenten dekorierten Podium. Vorarlberger entdeckte man in der Gruppe kaum. Viel mehr wurde deutsch, nĂ€mlich hochdeutsch, gesprochen.“
Intern geht es bei den Rettern des Abendlandes rund (mehr dazu auf der Website „Stoppt die Rechten“). Je kleiner die Gruppe, desto heftiger ist offensichtlich der Machtkampf. Und die Vorarlberger Pegida-Frontfrau Susanne Helfenbein scheint inzwischen diesen internen Machtkampf verloren zu haben.
In „Wann & Wo“ kĂŒndigte Helfenbein noch an, sie werde bei der Jundgebung „fĂŒr kurze Zeit“ reden. Daraus wurde nichts. Sie durfte nicht „kurz“, sie durfte gar nicht reden: „Die Vorarlberger Mitorganisatorin der PEGIDA-Kundgebung, Susanne H., wurde von einem deutschen Gesinnungsgenossen gemaßregelt. Als sie mit den VN ĂŒber die Veranstaltung sprach, riss der Mann sie weg. ÂŽWir sagten, keine Presse`, herrschte er sie an und zog sie weg.“
Gerdetet haben dann Deutsche und ein Schweizer. Soll so sein. Ach ja: Markus Hametner bekam das Mikrofon ebenfalls zugeteilt, er war der Sprecher von Pegida in Oberösterreich. Letzte Woche ist er zurĂŒckgetreten, weil es „österreichweit gravierende Meinungsverschiedenheiten und keinen wirklichen Zusammenhalt“ bei Pegida gebe.
Übrigens: Susanne Helfenbein hat jetzt offensichtlich mehr Zeit, um den Hohenemser FPÖ-BĂŒrgermeisterkandidat Dieter Egger zu unterstĂŒtzen. Da ist sie in den letzten Tagen sehr aktiv. Und ja: Sie zahlt laut eigener Aussage auch brav den Mitgliedsbeitrag in die blaue Parteikasse.
Prima Gesellschaft, die Egger da um sich schart!

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

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Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


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