Hohenems: Die braun-blaue Saat geht leider auf
Am kommenden Sonntag findet in Hohenems die Wiederholung der BĂŒrgermeister-Stichwahl statt, die Richard Amann (ĂVP) im FrĂŒhjahr bekanntlich knapp gegen Dieter Egger (FPĂ) gewonnen hat.
Dazu ein paar grundsĂ€tzliche Bemerkungen: In Hohenems wurde durch die FPĂ das politische Klima systematisch vergiftet. Ausgangspunkt waren die antisemitischen Ausritte des FPĂ-Landesparteiobmanns und Hohenemser Spitzenkandidaten Egger.
Seither geht es rund. Der unappetitliche FPĂ-Wahlkampf im FrĂŒhjahr hat offensichtlich viele ermutigt, und in den letzten Monaten haben sich rechtsextreme VorfĂ€lle gehĂ€uft. Hakenkreuz-Schmierereien an WohnhĂ€usern fallen schon gar nicht mehr auf, die SchĂ€ndung des JĂŒdischen und des Islamischen Friedhofs ging auf das Konto eines Hohenemsers, Anfang Dezember fielen zwei Hohenemser in Bischofshofen durch âHeil-Hitler-Rufeâ und anschlieĂende Gewaltakte auf, die Initiatorin der rechtsextremen Pegida-Demonstration stammt aus der Stadt. Die braun-blaue Saat geht leider auf.
In der letzten Wahlkonfrontation am 14. DezemberÂ ĂŒbte Egger eine bemerkenswerte Kritik: âDie Balance sei im Budget nicht gegeben. So wĂŒrden Sportvereine eine de facto KĂŒrzung hinnehmen mĂŒssen. (…) Gleichzeitig erhalte das JĂŒdische Museum eine Erhöhung der ZuschĂŒsse um 25 Prozent.â* Ein starkes StĂŒck, just das JĂŒdische Museum, das ohnehin seit Jahren chronisch unterfinanziert ist, hier gegen Sporteinrichtungen auszuspielen. Wieder ein antisemitischer âAusrutscherâ oder doch bewusste Stimmungsmache?
Heute habe ich eine parlamentarische Anfrage an den Justizminister gerichtet (ZurĂŒcklegung einer Anzeige wegen Verhetzung). Ich möchte mehr erfahren ĂŒber die Niederschlagung einer Anzeige wegen des Verdachts der Verhetzung gegen den FPĂ-Klubobmann bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch. Egger findet nĂ€mlich nichts daran, wenn auf seiner Facebook-Seite in einer Fotomontage ein dunkelhĂ€utiges Kind in eine KloschĂŒssel gezwĂ€ngt wird. Das war ein Jahr lang zu sehen, erst nach einer Anzeige durch den Sozialwissenschaftler Kurt Greussing wurde der Beitrag gelöscht.
Die Posting-EintrĂ€ge auf seinem Account inspiziert Egger erklĂ€rtermaĂen selbst oder lĂ€sst sie durch einen Mitarbeiter inspizieren. Somit ist klar, dass er diesen Eintrag gesehen und nicht als anstöĂig empfunden hat. Auch der Text âMoin Moin, So nun erstmal Kaffee, Kippe und nen Neger durch die brille BoxenâŠ.â hat ihn nicht gestört.â
Dass all das offensichtlich in den Augen der Staatsanwaltschaft keinen Tatbestand darstellt, ist befremdlich. Zumindest eine richterliche BeweiswĂŒrdigung wĂ€re notwendig. Dass die Staatsanwaltschaft zudem auch keinen Anlass sieht, Ermittlungen gegen den Verfasser des eindeutig verhetzenden Postings einzuleiten, ist mir schleierhaft. DarĂŒber möchte ich vom Justizminister Auskunft erhalten
* zitiert nach http://vorarlberg.orf.at/news/stories/2747358/