18. Dezember 2016

Strache kauft auf Facebook deutsche „Fans“

2016-12-19T06:40:03+01:0018.12.16, 11:16 |Kategorien: Gesellschaft, Medien|Tags: , , |

strachejubel_465-000_europameisterAlle 5.000er-Zahlen jubelt Heinz-Christian Strache, der „Europameister auf Facebook“, wie er sich selbst mit 465.000 Fans seiner Seite titulierte. Aber halt, Europameister auf Facebook? Ein paar wenige Klicks genĂŒgen, um den „Europameister“ vom Podest zu holen. Übrig bleibt, genau genommen, nicht einmal die blecherne Medaille. Doch auch ein Blick auf die Zusammensetzung von Straches Fans offenbart Erstaunliches.

Straches „Europameister“-Meldung war am Tag nach der verlorenen PrĂ€sidentschaftswahl Balsam auf die Seelen seiner enttĂ€uschten Fans: „Selbst die tendenziösen deutschen Medien mussten zugeben, dass fast die HĂ€lfte der Österreicher auf FPÖ-Kurs sind, und die Sache mit Herrn Hofers Niederlage noch nicht das letzte Wort war. Weitermachen!“, wĂŒnscht sich Robby. Helene stĂ¶ĂŸt nach: „der Neid frisst die anderen auf, weil diese genau beobachten und mitverfolgen, wie gern wir Euch haben und wie sehr wir Euch schĂ€tzen“. Andere bejubeln erwartungsfroh bereits den Aufstieg zu 500.000 und zu einer Million Fans. Eric gibt schließlich die Marschrichtung vor: „mĂŒssen Vorsprung auf Kurz wieder ausbauen!“ Er hat begriffen, dass es eng wird im Rennen um den ersten Facebook-Platz in Österreich, sehr eng sogar!

strachefans_fb
Die rechtspopulistische Szene ist nicht nur in Österreich auf Facebook stark vertreten. Das Format bietet sich, wie es der Publizist Patrick Gensing ausdrĂŒckt, als „mediales Biotop fĂŒr Populisten“ an. Straches Gesinnungsfreundin Marine Le Pen hat ein paar Fans mehr als der FPÖ-Chef, nĂ€mlich ĂŒber 1,1 Millionen, der Brexit-Architekt Nigel Farage verbucht mehr als 650.000 und der italienische Politclown Beppe Grillo fast 2 Millionen Fans. Gut, könnte jemand einwenden, die LĂ€nder derer, die vor Strache liegen, sind etwas grĂ¶ĂŸer als Österreich. Aber auch beim östlichen Nachbarn Ungarn versammelt Victor OrbĂĄn mehr als 540.000 Facebook-Fans auf seiner Site. Zum Europameistertitel fehlt es Strache also noch deutlich.

„Boulevard- und knallige Talkformate, aber auch Social Media scheinen wie gemacht fĂŒr Populisten: Wer am lautesten und schrillsten schreit, kann eine Dynamik der Aufregung in Gang setzen. So können sich Populisten mit gezielten Provokationen und vermeintlichen TabubrĂŒchen inszenieren und Skandalisierung herbeifĂŒhren. Wir haben ein mediales Biotop fĂŒr Populisten geschaffen.“ (Patrick Gensing)

Doch die Zusammensetzung von Straches Fans weist MerkwĂŒrdigkeiten auf. Im Zuge von Recherchen fĂŒr unseren Rechtsextremismusbericht im FrĂŒhjahr diesen Jahres fiel uns bereits auf, dass Strache mit nur 80% an Fans, die in Österreich lokalisiert werden, einen deutlich niedrigeren Anteil aufwies als andere PolitikerInnen in Österreich. Im Oktober folgte jedoch das große Staunen: Innerhalb relativ kurzer Zeit sank Straches österreichischer Fananteil auf nunmehr unter 69% – mit weiter fallender Tendenz –, wĂ€hrenddessen deutsche Fans ihre Liebe zum FPÖ-Chef entdeckt haben dĂŒrften, denn sie vermehrten sich rasant. Innerhalb der letzten sieben Wochen verzeichnete Strache einen Zuwachs von knapp 11.500 an österreichischen Fans – im selben Zeitraum rekrutierte er aus Deutschland fast die dreifache Menge (33.371) und darf nun (Stand 13.12.2016) auf fast 118.000 verweisen.

Wie Der Standard heute berichtet, ist der plötzliche Zuspruch aus Deutschland kein Zufall, denn Strache wirbt gezielt um deutsche Fans. Von den geschĂ€tzen monatlichen Werbungskosten von 10.000 Euro, die die FPÖ auf Facebook investiert, dĂŒrfte also einiges nach Deutschland fließen. Warum, darĂŒber kann nun spekuliert werden. Ein Grund könnte darin liegen, dass Sebastian Kurz Strache dichter auf den Fersen ist, als es auf den ersten Blick erscheint: In der Gesamtzahl liegt Kurz noch um 70.000 Fans hinter Strache, bei den österreichischen Fans jedoch nur mehr um weniger als 7.000. Es ist absehbar, dass Kurz in einigen Wochen zu Strache aufgeschlossen haben und der „Europameister“ seine bisherige Pole-Position verlieren wird. Das passt wohl nicht zum Sieger-Image, das sich Strache selbst verpassen will. Offenbar ist sein Wachstumspotential in Österreich inzwischen weniger groß, als er es vortĂ€uschen will. FĂŒr Strache dĂŒrfte also gelten: Wer hierzulande nicht genug einkaufen kann, importiert einfach vom deutschen Nachbarn. Aber was richtet uns der deutsche Thorsten auf Straches FB-Seite bedeutungsschwanger aus?
strache_fb-kommentar

18. November 2016

WutbĂŒrger, „White Trash“ – und Strache

2016-11-18T12:07:32+01:0018.11.16, 9:10 |Kategorien: Gesellschaft, Menschenrechte|Tags: , , |

trump_von-lennart-gaebelNach AuszĂ€hlung der Briefwahlstimmen hat Hillary Clinton einen Vorsprung von rund zwei Millionen Stimmen. Donald Trump wird dennoch PrĂ€sident. Ursache ist das unzeitgemĂ€ĂŸe „WahlmĂ€nnersystem“ aus dem 18. Jahrhundert.

Die Welt wird sich warm anziehen mĂŒssen. Trump greift nicht nur den USA unter den Rock, wie das Lennart GĂ€bel in der Karikatur zeigt, Trump ist als cholerischer Egomane gefĂ€hrlich fĂŒr die ganze Welt.

Sein designierter Berater heißt Stephen Bannon und ist Ex-Chef von „Breitbart News“. In den USA wird darĂŒber diskutiert, ob dieser Herr „nur“ ein homophober Sexist ist, ein Verschwörungstheoretiker, Antisemit oder ein Vertreter der amerikanischen Neofaschisten, der sogenannten Alt Right? Er ist wohl von allem ein bisschen. Das Medienunternehmen Bloomberg nennt ihn „einen der gefĂ€hrlichsten politischen Strategen der USA“.

Übrigens: Auch Strache könnte es einfallen, einen rechtsextremen Hassprediger zu seinem „strategischen Berater“ zu machen. Er hat sich bereits – wohl um Anleihen zu holen – mit einigen Scharfmachern aus Trumps Umfeld in den USA getroffen.

Über die Bedeutung der US-Wahl fĂŒr Österreich können wir lange diskutieren. UngezĂ€hlt sind die Analysen ĂŒber die WutbĂŒrger, die „Hillbillies“, „Rednecks“ oder den „White Trash“. Faktum fĂŒr uns in Österreich ist, dass (auch) hierzulande die Arbeiterklasse stramm nach rechts marschiert und die Linke bislang darauf keine Antwort gefunden hat. Die allgegenwĂ€rtige Schusswaffe gibt es hierzulande zwar weniger, hĂ€usliche Gewalt und instabile Familiensituationen aber haben zugenommen.

Peter Michael Lingens verweist auf den Aufstieg der FPÖ und „Kreiskys Beitrag“ dazu, auf die vielen Skandale und die Mediensituation in Österreich (insbesondere zur Rolle der „Kronen Zeitung“). Alles richtig, aber auch das greift zu kurz, denn die international feststellbare Zukunftsangst vieler Menschen erklĂ€rt das nicht.

Jetzt gilt es fĂŒr uns, die eigene Position zu stĂ€rken, um soziale Absicherung, Menschenrechte und andere zivilisatorische Errungenschaften zu schĂŒtzen. Am 4. Dezember könnte da ein entscheidender Etappensieg errungen werden!

2. Oktober 2016

Straches Dreamteam aus der Haftanstalt?

2017-01-19T11:25:56+01:0002.10.16, 18:55 |Kategorien: Nationalrat, Parteien|Tags: , , , , |

dobernig_urteil_presseIm Juni 2011 prĂ€sentierte Heinz-Christian Strache sein Dreamteam fĂŒr RegierungsĂ€mter, das er nach der Nationalratswahl 2013 unter einem Kanzler Strache inthronisieren hĂ€tte wollen. „Schattenkabinett“ wollte es Strache damals nicht nennen, denn die dunkle Seite der Macht sei bei SPÖ und ÖVP zu finden. Freilich, mit dem Kanzler ist’s nichts geworden, aber die Namen des Strache’schen Kompetenzteams sind auch fĂŒnf Jahre spĂ€ter bemerkenswert:

Wir erinnern uns an Andreas Mölzer, der nach einem rassistischen Ausfall als freiheitlicher Spitzenkandidat fĂŒr die EU-Wahlen zurĂŒcktreten musste und der deswegen von Michael Köhlmeier angezeigt wurde. Auch der ehemalige Dritte NationalratsprĂ€sident Martin Graf musste wegen diverser Verstrickungen seinen Hut nehmen. Herbert Kickl und Uwe Scheuch sind rund um eine illegale Parteienfinanzierung ĂŒber die KĂ€rntner Agentur „Ideenschmiede“ ins Visier der Korruptionsstaatsanwaltschaft gekommen. Uwe Scheuch wurde bereits im Dezember 2012 wegen Korruption rechtskrĂ€ftig verurteilt.

zukunftskabinett_strache

Straches Schattenkabinett

Am letzten Freitag stand der als Finanzminister vorgesehene KĂ€rntner Ex-Landesrat Harald Dobernig, dessen Berufsweg bei der Hypo-Alpe-Adria begann und der unter Haider als dessen BĂŒroleiter diente, vor Gericht. Zwischen 2009 und 2013 war er als Landesrat in zahlreiche Skandale verwickelt. LegendĂ€r blieb von ihm der nach seinem Konterfei gestaltete USB-Stick, der als mit öffentlichen Geldern finanziertes Werbegeschenk des blauen Landesrats dienen sollte.
doberstick
Als Dobernig 2013 nach der Wahlklatsche seiner Partei in KĂ€rnten den Sessel rĂ€umen musste, wollte Strache denn doch nicht ganz auf die Kompetenz seines ehemaligen Wunsch-Finanzministers verzichten: „Dobernig werde sich in die Privatwirtschaft zurĂŒckziehen, dafĂŒr der Partei aber via Werkvertrag als wirtschaftlicher Berater zur Seite stehen.“* Nun, wie hat denn Dobernig die FPÖ beraten? Eine Antwort darauf steht noch aus. Aber vielleicht hatte er gar nicht die Zeit, seine Partei zu beraten, da er im Zentrum mehrerer Ermittlungen stand und steht. Jetzt ist er jedenfalls nach einem GestĂ€ndnis wegen Untreue zu zwei Jahren Haft, davon acht Monate unbedingt, verurteilt worden.

Wir stellen uns nun vor: Ein Finanzminister, der sein BĂŒro in einer Haftanstalt hat? Das wĂ€re immerhin ein Novum gewesen. Aber so gesehen, erhĂ€lt Straches „Schattenkabinett“ durchaus eine neue Bedeutung: Dunkle Gestalten im Schattendasein von Haftanstalten?

Wie meinte Strache jedoch noch 2011 in einer Presseaussendung: „Wir Freiheitlichen haben unzĂ€hlige Persönlichkeiten, welche ihre Kompetenz in unterschiedlichen Bereichen beweisen und den Vergleich mit der heutigen gescheiterten und in Konkurs befindlichen rot-schwarzen Regierungsmannschaft nicht nur jederzeit aufnehmen können, sondern es mit Sicherheit auch besser machen.“ Das kann angesichts der obigen Namen wohl nur als Drohung verstanden werden.

*http://orf.at/stories/2173761/2173758/

WofĂŒr ich stehe?

Ich stehe fĂŒr soziale Gerechtigkeit, bessere Schulen, Klimaschutz, Antirassismus, Integration, Grundrechte und Tierschutz.

Hier erfahren sie mehr


Meine Arbeit

Hier veröffentliche politische Kommentare. Sie erfahren auch alles ĂŒber meine Arbeit aus meiner Zeit im Nationalrat (2008-2017): Reden, AntrĂ€ge und Ausschussarbeit.


Zur Seite des Parlaments


Downloads